Gemeinderat,
33. Sitzung vom 08.05.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 33 von 89
auszuforschen; das hat man gerade auch in diesem Fall
gesehen. Ich wurde in den letzten Tagen von verschiedensten Menschen in dieser
Stadt oft auf diesen Fall angesprochen, da es sich ja um einen Gesinnungsfreund
von uns gehandelt hat. Zum Beispiel hat eine Frau, deren 14-jähriger Sohn vor
wenigen Wochen in der U-Bahn zusammengeschlagen wurde, berichtet, dass sich
dann die Frage erhoben hat, ob die Videoüberwachungsaufzeichnung verwendet
werden darf. Das entscheidet sich nämlich daran, ob es sich um ein Delikt
handelt, das mit einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe bedroht wird oder
nicht. – Für uns von der ÖVP
stehen im Vordergrund natürlich die Frage der Sicherheit und das Ziel, dass wir
solche Straftaten verhindern wollen. Das ist für uns wichtiger als Datenschutz!
(Beifall bei der ÖVP.)
Wolfgang Ulm wird noch auf die verschiedensten
Forderungen eingehen, die wir diesbezüglich stellen. (GR Kurt
Stürzenbecher: Und er wird auch noch auf die Stadtwache eingehen!) Auch das
ist ein Thema, weil auch die Frage der Ordnung hier eine Rolle spielt. Das
sieht man in verschiedenen Bereichen. Schauen Sie sich auch an, wie das
international abläuft! Ich habe mir das vor Kurzem auf einem internationalen
Bahnhof angesehen, wo die Frage des Ordnungsdienstes im Vordergrund steht, und
daran knüpft sich natürlich auch die Sicherheit. Dort gilt Zero-Tolerance, und
die Frage der Zero-Tolerance-Strategie ist ein Thema, das auch für uns eine
wesentliche Rolle spielt. Wolfgang Ulm wird darauf eingehen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir haben in
diesem Zusammenhang auch ein zweites Thema hier angesprochen, nämlich die
Situation des Rettungswesens in Wien, und meine Kollegin Karin Praniess-Kastner
hat schon in der Fragestunde darauf hingewiesen. Der angesprochene Fall ist
aber leider kein Einzelfall. Ich war vor mehr als zwei Monaten selbst in meiner
Umgebung damit konfrontiert, dass ein 41-jähriger Wirt, der vor einigen Monaten
schon einmal einen Schlaganfall hatte, mit Verdacht auf Gehirnblutung im
innerstädtischen Gebiet 50 Minuten, und zwar in der Zeit von 20 Uhr bis
20.50 Uhr, warten musste, bis endlich ein Notarzt zur Stelle war. Meine
sehr geehrten Damen und Herren! So etwas darf nicht vorkommen, und gerade eine
Stadt, die sich auf die EURO vorbereitet, muss für solche Fälle weit besser
vorbereitet sein!
Gemeinsam mit meinen Kollegen Praniess-Kastner,
Wolfgang Ulm und Barbara Feldmann verlangen wir daher eine Optimierung des
Notfallmanagements der Wiener Rettung. Unser Beschlussantrag lautet:
„Es gibt auf Grund mehrerer einschlägiger
Vorkommnisse, so zuletzt basierend auf Zeugenaussagen anlässlich der Attacke
auf den Währinger Bezirkspolitiker, begründete Bedenken, dass manchmal zwischen
der Notfallsmeldung und dem tatsächlichen Eintreffen des Notarztes
beziehungsweise der Rettung und der nachfolgenden Einlieferung in ein
Krankenhaus zu viel Zeit verstreicht. Es mögen daher das Notfallverständigungssystem
der Wiener Rettung einer eingehenden Prüfung unterzogen werden und
gegebenenfalls Reformmaßnahmen getroffen werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
des Antrags verlangt.“ (Beifall bei der
ÖVP.)
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wien muss – wie gesagt – auf die
EURO auch in diesen Fragen entsprechend vorbereitet sein: Da reicht es nicht
aus, wenn man alles in rosaroten Farben sieht und sagt, dass alles in Ordnung
ist. Vielmehr haben wir uns dem zu stellen.
Ebenso haben wir uns dem Phänomen der zunehmenden
Brutalität gerade bei Jugendlichen zu stellen. Da geht es um Wertefragen, mit
denen wir uns auseinanderzusetzen haben. Da geht es darum, dass wir in ganz
anderer Weise auch mit neuen Institutionen im Bereich der Jugendwohlfahrt und
der Jugend-Center zusammenarbeiten. Daher lassen wir im Moment durch das
Kontrollamt überprüfen, ob hier nicht mit moderneren Mitteln vorgegangen werden
sollte.
All das ist notwendig. Aber natürlich bedarf es auch einer
entsprechenden polizeilichen Unterstützung, und es bedarf auch einer
Überprüfung der Strafgesetze. Ich glaube, dass der Bevölkerung nichts Gutes
geschieht, wenn man den Menschen Sand in die Augen streut und darüber hinweg
geht, anstatt auf die Situation einzugehen, sie zu analysieren und dann alle
Möglichkeiten auszuschöpfen, damit die Sicherheit wirklich Priorität in dieser
Stadt hat. Nur das kann der richtige Weg sein! Es gibt keinen anderen. Wir
dürfen nicht die Augen zumachen, alles rosarot sehen beziehungsweise darüber
hinweggehen, sondern wir müssen für die Sicherheit der Wienerinnen und Wiener
mehr tun! (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort gemeldet ist
Herr GR Dr Stürzenbecher. Ich erteile es ihm.
GR
Dr Kurt Stürzenbecher (Sozialdemokratische Fraktion des
Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrter
Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Berichterstatterin!
Zuerst
möchte ich eineinhalb Sätze zu dem Akt selbst sagen, in dem es um die
Genehmigung des Übereinkommens mit dem Verein Wiener Frauenhäuser –
Soziale Hilfen für von Gewalt betroffenen Frauen und ihre Kinder geht. Es geht
hiebei um die Förderzusage und um allgemeine Richtlinien über die Durchführung
der Betreuung der betroffenen Personen. In diesem Zusammenhang möchte ich
betonen, dass die Wiener Frauenhäuser seit vielen Jahren eine außerordentlich
wichtige, notwendige und oft überhaupt nicht leichte Arbeit leisten. Sie
leisten eine großartige Arbeit im Interesse der betroffenen Frauen und Kinder.
Dafür spreche ich den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Wiener Frauenhäuser
unseren herzlichen Dank aus! (Beifall bei der SPÖ.)
Dem
Akt stimmen wir natürlich gerne zu.
In
der Präsidiale ist man überein gekommen, dass wir über Jugendkriminalität
sprechen werden, und auch ich möchte bei dieser Gelegenheit der Familie
Natschläger und den Freunden von Herrn Bezirksrats Natschläger mein herzliches
Beileid aussprechen.
Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn ein Mensch vor
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