Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 69 von 75
bessere Schule zur Verfügung gestellt bekommen. (GR
Dr Wolfgang Aigner: Wenn alle die gleiche ..., wird es auch nicht
besser!)
Sie sind ganz alleine an diesem Debakel schuld! Sie
stehen auf der Bremse! Sie verursachen diesen riesengroßen Fehler, der Probleme
verursacht, die immer neue Probleme zur Folge haben, und an dem noch
Generationen verzweifeln werden, weil sie nicht wissen, was sie da tun sollen.
Also reden Sie sich bitte in diesem Punkt nicht auf
die SPÖ aus, wälzen Sie diese Schuld nicht ab, die liegt ganz alleine bei
Ihnen! Und ich bin wahrscheinlich die Letzte, die in Verdacht gerät, mich da
schützend vor die SPÖ zu stellen, da ja die Probleme, die von Seiten der SPÖ
verursacht werden, natürlich auch große sind - aber das sind ganz andere
Probleme. Das große, tief sitzende Problem, warum die österreichische Schule
seit Jahrzehnten überhaupt nicht vom Fleck kommt, liegt in der ÖVP. Lassen Sie
die Gesamtschule zu, und schauen wir dann weiter! - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet hat sich Herr GR Dr Aigner. Ich erteile es ihm.
GR Dr Wolfgang Aigner (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Das kann man natürlich nicht einfach so
unwidersprochen im Raum stehen lassen. Warum das, was in ganz Österreich
funktioniert, nämlich qualitätsvolle, niveauvolle Hauptschulen zu haben, gerade
in Wien nicht gehen können soll - das ist eine Logik, der ich nicht beitreten
und nicht folgen kann.
Meine Damen und Herren! In der Hauptschule und in der
Kooperativen Mittelschule gibt es den AHS-Lehrplan. Es gäbe die Möglichkeit,
ein Schulprofil zu entwickeln. Und es ist halt leider das Modell der
Kooperativen Mittelschule einfach ins Leere gelaufen - es ist nichts evaluiert
worden, man hat es im Prinzip dabei bewenden lassen, dass man AHS-Turnlehrer in
die Nachmittagsbetreuung schickt und gemeint hat, das ist die Kooperation.
Es gibt im Schulzentrum Friesgasse hervorragende
Beispiele, wie eine Hauptschule natürlich auch mit vielen Schülern mit
Migrationshintergrund funktionieren kann und angenommen wird. Und die Neuen
Mittelschulen in den Bundesländern sind in erster Linie Hauptschulen, die
mitmachen - und die werden gestürmt! Da sind ganz wenige Gymnasien dabei. (Beifall
bei der ÖVP.)
Also einfach zu kapitulieren und zu sagen: Das ist
so, das kann nicht anders sein!, das kann doch in dieser Frage nicht die
Antwort sein. Und warum eine gemeinsame Eintopfschule, wo alle dann beieinander
sitzen, besser sein soll, nur weil dann alle beisammen sitzen, das kann man,
glaube ich, nicht argumentieren.
Und das, was jetzt in Wien gemacht wird - die Frau
Stadträtin hat schon darauf hingewiesen -, ist, dass wir die AHS jetzt noch
geschwind vollpfropfen: Am Vorabend eines Gesetzesbeschlusses, mit dem man
verbindlich auf die Zahl 25 geht, machen wir noch geschwind Klassen mit 30 und
36, die sich dann natürlich fortsetzen. Ihre eigenen Direktoren protestieren –
sie werden gemaßregelt -, denn man ist im Begriff, im Zeitalter des
21. Jahrhunderts wieder mit Wanderklassen anzufangen. Ich war seinerzeit
einmal in einer Wanderklasse und ich weiß aus meiner Schulzeit, wie mühsam das
ist, wie viel an Reibungsverlusten dadurch entsteht: Die einen kommen, die
anderen gehen, die nehmen etwas weg; es weiß keiner, wer verantwortlich ist.
Also eine Wanderklasse, das ist Steinzeit! So wie Bargeld angeblich Steinzeit
ist, ist Wanderklasse Steinzeit. Wo sollen unsere Chemie- und
Physik-Olympiasieger herkommen, wenn wir aus den Chemie- und Physiksälen
Klassen machen?
Das also ist „Qualität" im Wiener Schulsystem -
und das macht Ihre Behörde, das macht Ihr Stadtschulrat! Und dann hat man noch
die Chuzpe zu verkünden, wie toll das ist, indem man sagt, jeder bekommt seine
Wunschschule. - Das ist ja keine Wunschschule, das ist eine Alptraumschule,
meine Damen und Herren! (Beifall bei der
ÖVP.)
Bevor wir da also am
Reißbrett neue Organisationsformen erfinden, versuchen wir doch, die vielen
guten Ansätze des Expertenpapiers, wie man den jetzigen Unterricht besser
gestalten kann, in die Realität umzusetzen! Sie werden sehen: Wir können auf
Basis der bestehenden Organisationsformen sehr wohl ein niveauvolles
Schulsystem aufrechterhalten.
Und im Übrigen gibt es eine
relativ einfache Methode: Qualitativ nachvollziehbare Bildungsstandards, die
AHS-Plätze damit limitieren, und dann haben wir automatisch bessere Schüler
auch in der Hauptschule! Und wenn wir dann eine Vernetzung machen, wenn wir
dann eine Kooperation machen, dann ist die Hauptschule das, was sie in den
Bundesländern ist, nämlich eine qualitativ gute Schule und keine Sackgasse.
Aber leider - und damit komme ich zum Schluss - wollten Sie aus der Hauptschule eine
Sackgasse machen. Es ist Ihnen ja großteils schon gelungen. Und Sie sind jetzt
drauf und dran, auch aus der Wiener AHS eine Sackgasse zu machen. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist geschlossen. Die Frau
Berichterstatterin hat das Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Barbara Novak:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Viele wissen, dass ich Bildungsdebatten sehr reizvoll
finde, und ich finde es fast schade, dass ich hier am Berichterstatterplatz
stehe, denn dieser Debatte hätte ich doch noch die einen oder anderen Dinge
zuzuführen.
Ich möchte aber zum Akt selbst zurückkommen. Man
würde ja, wenn man der Debatte so gelauscht hat, nicht vermuten, dass es sich
hier um einen Akt handelt, in dem es darum geht, dass 3,852 Millionen EUR
investiert werden in eine Sanierung und Adaptierung eines Schulstandortes, um
diesen nachher auch weiterhin pädagogisch zu nutzen. Das findet aber hier
statt, und deshalb bitte ich Sie auch um Zustimmung für diese
Adaptierungsarbeiten.
Lassen Sie mich abschließend noch
eine Bemerkung machen: Ich glaube doch, dass es notwendig ist, gerade in
historisch so bedeutenden Jahren wie dem Jahr 2008 ganz besonders sensibel
in seiner Sprache zu sein und
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