Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 75
andere Leistungen für sozial Schwache werden natürlich auch weitergeführt. 15 000 sozial benachteiligte Wienerinnen und Wiener haben mit dem kostenlosen Kulturpass gratis - und das ist ebenfalls etwas, was in Linz gemacht wird - Zugang zu einer Vielzahl von Veranstaltungen. Auch im Bereich der Wiener Volksbildung gibt es zahlreiche Initiativen. Der neue Mobilpass macht es möglich, dass sozial benachteiligte Wienerinnen und Wiener all diese Angebote auch nützen können, weil sie mit den öffentlichen Verkehrsmitteln leichter zu erreichen sind.
Es wurde hier zu Beginn gesagt: „Ein paar Dinge im
Sozialbereich gibt es natürlich." Meine Damen und Herren, es gibt eine
Vielzahl an Angeboten! Das beschränkt sich nicht auf einige wenige, sondern
hier gibt es nieder- bis höherschwellige Beschäftigungsprojekte, es gibt
Unterstützung für Arbeitsplatzsuchende, es gibt sozialarbeiterische Betreuung.
Es gibt die Schuldnerberatung, und über die haben wir nicht nur einmal, sondern
schon mehrmals diskutiert, auch über die Verbesserungen der Schuldnerberatung
selbst. Es gibt die Sozialberatung, es gibt die Krisenintervention, es gibt die
Wohnungssicherung.
In Einzelbereichen sind Sie ja selbst dabei, Frau
Kollegin Praniess-Kastner. Zum Beispiel dann, wenn wir im Drogenbeirat diskutieren
und der Wiener Drogenkoordinator uns erklärt, dass es in diesem Bereich fast
keine Probleme gibt, weil wir Vorsorge getroffen haben und ständig Vorsorge
treffen, natürlich auch für die damit verbundenen gesundheitlichen Maßnahmen.
Die Sozial- und Arbeitsmarktpolitik in Wien gehen
Hand in Hand. Ziel der Wiener Sozialpolitik ist es - und das wissen Sie ja -,
sozial schwachen Wienerinnen und Wienern möglichst rasch wieder eine
Beschäftigung zu ermöglichen, von der sie auch leben können. Damit hätten wir
das ganze Problem im Sozialbereich natürlich nicht. Im Jahre 2007, meine
Damen und Herren, betrugen die gesamten Ausgaben der Stadt Wien für die
Sozialhilfe - und das soll auch nicht verschwiegen werden -
237 Millionen EUR. Zeigen Sie mir eine Stadt in unserer Republik
Österreich, wo ähnlich viel für Menschen, die es sich verdienen und die es auch
brauchen, in der Regel getan wird!
Außerdem wurden allein 2007 in Maßnahmen der Arbeits-
und Sozialintegration insgesamt 7,7 Millionen EUR investiert, plus 56 Millionen EUR
für aktive Arbeitsmarktpolitik durch den Wiener Arbeitnehmer Förderungsfonds.
Zeigen Sie mir ein einziges Bundesland außer Wien, das solche Einrichtungen für
sozial schwache Gruppen hat!
Ich glaube, mit dem Mobilpass sind wir in Wien auf dem
richtigen Weg. Ich glaube auch, dass wir uns hier nicht genieren müssen. Ganz
im Gegenteil, wir sind ein soziales Vorbild und werden dieser Vorreiterrolle
auch künftig gerecht werden. - Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm:
Nächste Rednerin: Frau GRin Cammerlander. - Bitte.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Diese Rede meines Vorredners war jetzt ein bisschen
viel. Ich bin mir schon vorgekommen wie auf einer Werbeveranstaltung der SPÖ
und nicht bei einer politischen Diskussion.
Meine Vorredner haben schon sehr viel dazu gesagt,
und ich habe dem relativ wenig hinzuzufügen. Aber was mir schon ganz wichtig
ist, ist Folgendes: Weil ich gerade gesagt habe, es war wie in einer
Werbeveranstaltung: Wäre dieser Mobilpass eine soziale Maßnahme, dann dürften
Sie keine Menschen ausschließen, die ihn genauso notwendig haben, die ihn
genauso brauchen; dann würde er an eine Obergrenze des Einkommens gekoppelt
sein. So, wie Sie diesen Mobilpass anlegen, scheint er mir tatsächlich eine
werbestrategische Maßnahme zu sein - einmal im Herbst der Heizkostenzuschuss,
und jetzt im Frühling der Mobilpass, damit man durch alle Medien gehen kann und
damit man wieder schöne Fotos sieht -, aber das ist nicht wirklich eine soziale
Maßnahme. Gerade dieses Ausschließen von Gruppen ist es auch, was es für die
Bevölkerung immer so unverständlich macht: Warum die einen, warum wir nicht?
Wenn Sie von der Steigerung in Wien reden -
120 Prozent mehr -, dann möchte ich Ihnen nur sagen, dass in Linz jeder
Sechste einen Aktivpass bezieht, in Wien jeder Sechzehnte! Das ist ein
gravierender Unterschied, und darüber sollten Sie wirklich einmal nachdenken. (GRin
Nurten Yilmaz: 33 000 haben ...!)
Ich bringe heute einen Beschluss- und
Resolutionsantrag ein; stimmen Sie dem zu, damit es wirklich eine soziale
Maßnahme für diese Stadt und nicht nur ein Werbegag wird:
„Die Frau amtsführende Stadträtin für Gesundheit und
Soziales wird beauftragt, das Konzept des Mobilpasses in Richtung eines echten
Empowerment-Konzeptes weiterzuentwickeln. Das neue Konzept soll sich an den
Bestimmungen des Wiener Sozialhilfegesetzes zur Ermöglichung der Pflege der
Beziehungen zur Umwelt und der Teilnahme am kulturellen Leben und an dem Linzer
Modell des Aktivpasses orientieren, auf jeden Fall aber folgende Komponenten
beinhalten:
Anhebung der Einkommensgrenze auf
1 018 EUR;
Ausweitung des BezieherInnenkreises auf alle Menschen
unter dieser Einkommensgrenze, unabhängig von ihrem Alter oder ihrer
Erwerbssituation;
Änderung des Mobilpasses in Richtung einer
Individualisierung ohne Anrechnung eines Haushaltseinkommens;
freie Fahrt bei öffentlichen Verkehrsmitteln in Wien
für alle Menschen, die über ein Erwerbseinkommen unter der
Armutsgefährdungsschwelle verfügen;
Erweiterung des Angebotes um Ermäßigungen auf
Eintrittspreise in Museen, Theater, Kinos, Bibliotheken und sonstigen
kulturellen Einrichtungen, die von der Stadt Wien gefördert werden;
Erweiterung des Angebots um Ermäßigung auf Fort- und
Weiterbildungsangebote;
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular