Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 40 von 75
eben investieren können, und warum haben die anderen Bezirke nicht investieren können, auch wenn sie es gewollt hätten? Das ist nämlich die entscheidende Frage. Es geht nicht darum, dass ein Bezirk besser ist oder der andere schlechter ist, sondern es geht darum: Wie kann man mit den Mitteln, die zur Verfügung gestellt werden, die Dezentralisierungsaufgaben überhaupt erfüllen? Ich glaube, wenn ich mir die einzelnen Bezirksbudgets oder das Wiener Budget anschaue, dann können sie diese Aufgaben, die Ihnen gestellt sind, und wo auch gut ist, dass sie die haben, natürlich nicht erfüllen. In Wirklichkeit, meine Damen und Herren, spart die SPÖ die Bezirke eigentlich kaputt.
Schauen Sie sich einmal die Zahlen der letzten
Budgets an. Was hat die Stadt Wien den Bezirken gegeben? Gehen wir nicht so
weit zurück wie der Kollege Oxonitsch, man kann immer so weit zurückgehen, dass
die Statistik wieder sehr gut ausschaut. Schauen wir uns aber die Jahre an, die
wirklich entscheidend sind. Nehmen wir einmal 2005, 2006, 2007 und 2008 her. Da
haben wir zwei Rechnungsabschlüsse, bei 2007 haben wir noch keinen, der ist
aber in Arbeit, und für 2008 gibt es natürlich nur den Voranschlag.
Im Jahr 2005 haben die Bezirke noch 146,8
Millionen EUR bekommen, 2008 ist eine bescheidene Steigerung um
6,6 Millionen EUR auf 153,4 Millionen EUR gewesen. Das ist ein
Anstieg von 4,5 Prozent. Im gleichen Zeitraum hat aber die Stadt Wien, wenn man
ihr Budget und die Ausgaben anschaut, insgesamt 1,154 Milliarden EUR
mehr ausgegeben. Das ist eine Steigerung von 12,3 Prozent. Das heißt, die
Zuschüsse vom Zentralbudget an die Bezirke sind sogar unter der Inflationsrate
geblieben, was an sich schlimm ist, aber auch in absoluten Zahlen sind die
Mittel nicht ausreichend.
Ein wichtiger Punkt – und das soll man nicht so
hinwegfegen – ist die Schulsanierung. Es gibt Bezirke, die sind Schulbezirke,
und dann gibt es andere Bezirke, die haben halt weniger Schulen, die können in
anderen Bereichen etwas investieren. Genau die Schulsanierung ist aber jener Punkt,
der uns – und das wissen wir; ich war ja in der Bezirkspolitik wie viele andere
Kollegen auch – auf den Kopf fällt nach der Dezentralisierung, weil das
Zentralbudget, weil die SPÖ, weil die Stadt Wien die Schulen seit vielen,
vielen Jahren eben teilweise verfallen hat lassen. Das ist die Tatsache, und
jetzt müssen die Bezirke aus jenen Mitteln, die man ihnen großzügigerweise zur
Verfügung stellt, die Schulen sanieren.
Dass die Situation eine sehr schlechte und
tatsächlich katastrophal ist, zeigt sich darin, dass die Stadt Wien zwischen
2008 und 2017, also in einem 10-Jahres-Programm, insgesamt
570 Millionen EUR zur Verfügung stellt. Das heißt, die Bezirke
erhalten jährlich 57 Millionen EUR. Das schaut sehr großzügig aus, ist
aber natürlich nicht sehr großzügig, denn man hat gleichzeitig einen Schlüssel
geändert, der früher ein wesentlich günstigerer war für die Bezirke. Früher war
der Schlüssel 90 Prozent Stadt, 10 Prozent Bezirk, also 9 zu 1. Das hat man
einfach geändert, und jetzt ist es 6 zu 4, was eine katastrophale
Verschlechterung für die Bezirke darstellt. Einerseits kriegen sie sehr viel
Geld, andererseits können sie es aus ihren Bezirksbudgets überhaupt nicht mehr
bezahlen.
Wenn man sich die Zahlen heraussucht, die die
einzelnen Bezirke für Schulsanierung im Budget haben, so sind das für 2008 –
ich habe mir die Zahlen von allen Bezirken herausgeschrieben – für alle Bezirke
gemeinsam 41 140 000 EUR. Das hieße, dass der 60-prozentige
Bezirksanteil 24 690 000 EUR beträgt, und die 40 Prozent
Refundierung, die die Stadt Wien dazugibt, 16 450 000 EUR. Das
heißt, die Bezirke können das ihnen zur Verfügung gestellte Geld nicht einmal
abarbeiten, nicht einmal investieren, weil sie sich sonst noch mehr verschulden
müssten, als sie es schon sind.
Wenn man sich die Schulden der einzelnen Bezirke
anschaut, so ist das bereits eine sehr tragische Geschichte. Der Kollege
Oxonitsch ist darauf ja noch gar nicht eingegangen, aber ich möchte ein bisserl
was dazu sagen. Er hat so nebenbei gesagt, es gibt halt Bezirke mit Rücklagen,
und es gibt Bezirke, die halt schon Vorgriffe gemacht haben – er hat es sehr
vornehm ausgedrückt: Vorgriffe; Schulden haben sie in Wirklichkeit –, die viele
Bezirke wahrscheinlich – ich kann es von meinem sagen –nie mehr zurückzahlen
können.
Schauen Sie sich einmal die Summen an. Es gibt
14 Bezirke, die sind insgesamt verschuldet. An der Spitze liegt der
10. Bezirk mit 12 750 000 EUR, dann folgt gleich der
13. Bezirk – interessant, ein roter und ein schwarzer Bezirk – mit
4 410 000 EUR. Das hat also nichts mit der Partei zu tun, sondern
offensichtlich sind die Bezirke verschuldet, weil sie sich, wenn sie ihre
Aufgaben erfüllen, eben verschulden müssen. Dann kommt schon mein eigener
Bezirk, Meidling, mit 3 700 000 EUR und so weiter. Zudem ist die
Verschuldung dieser Bezirke in zwei Jahren um 50 Prozent gestiegen. Meine
Damen und Herren, 50 Prozent Verschuldung, das ist wirklich kein Honiglecken.
Und jetzt bin ich schon sehr gespannt auf den
Rechnungsabschluss 2007. Ich bin der Meinung, wenn man sich die
Rücklagenbezirke anschaut, gibt es drei sehr gefährdete Bezirke, die
wahrscheinlich heuer oder spätestens beim Rechnungsabschluss 2008 auch bereits
bei jenen Bezirken dabei sind, die sich verschulden werden. Das sind die
Bezirke Landstraße, Josefstadt und Währing, bei denen nämlich die Rücklagen
inzwischen um 60, 40, und 78 Prozent – in dieser Reihenfolge –
zurückgegangen sind. Sie haben nur mehr 500 000, 700 000 und 1
Millionen EUR Rücklage. Das heißt, wenn die so weiter agieren – und auch hier
gibt es ja Aufgaben in diesen Bezirken, die man erledigen muss –, befürchte
ich, dass wir dann heuer wahrscheinlich schon 15 oder 16 Bezirke haben
werden und nächstes Jahr dann 17 oder 18.
Das kann doch nicht die Linie sein, dass kann doch
nicht die Entwicklung sein, die die Stadt Wien aus dem Zentralbudget hier so
zur Kenntnis nimmt, als wenn das alles ganz normal wäre.
Schauen wir uns jetzt einen Bezirk
an, nehmen wir
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