Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 75
Seite verlangen, wenn ich eine Aufgabe kriege, muss
ich auch das Geld kriegen.
Was gehört jetzt her? Weiterverhandeln, denn die Dezentralisierung
hat sich in den vergangenen Jahren sehr positiv entwickelt und – das glaube ich
nach wie vor – einfach bewährt.
Noch einmal: Man soll sich hier vor einer
Verantwortung, nämlich auch für die gesamte finanzielle Situation der Stadt,
nicht drücken, wie es die ÖVP tut. Wir sitzen hier in einem Boot, und ich hätte
mir viele dieser Unterstützungsmaßnahmen, viele dieser Rufe der ÖVP gewünscht,
als es darum gegangen ist, dass Wien in den Zeiten der schwarz-blauen
Bundesregierung finanziell permanent benachteiligt wurde. Im Bereich der
Wohnbauförderung einmal ein Aufschrei mit uns, in vielen anderen Bereichen,
etwa bei der Siedlungswasserwirtschaft, das hätte ich mir gerne einmal
gewünscht. Nichts hat stattgefunden. Jetzt findet es statt. Einen Teil der
Misere, dass Wien weniger finanzielle Mittel zur Verfügung hat, haben Sie mit
zu verantworten, und das haben leider auch die Bezirke zu spüren bekommen. (Beifall
bei der SPÖ.)
Es ist auch angesprochen worden, warum findet sich im
Auftrag der Studie ein klares Bekenntnis zur Dezentralisierung beziehungsweise
schlicht und ergreifend der Satz: Die Dezentralisierung wird nicht in Frage
gestellt. Weil das ein wesentlicher Punkt für uns ist. Wir bekennen uns zu
dieser Dezentralisierung. Ich glaube, sie hat in den vergangenen 20 Jahren
Hervorragendes für die Bürgerinnen und Bürger der Bezirke, aber auch der Stadt
geleistet. Ich glaube, es wird nachweisbar sein, dass die Dezentralisierung in
vielen Bereichen tatsächlich zu einem zielgerichteten punktgenauen Einsatz der
Mittel auf Basis der Verantwortung der Bezirke geführt hat. Aber es sind die
Bezirke, die diese Schwerpunkte setzen – einmal so und einmal so.
Daher gibt es ja eben nicht das, was diskutiert wird:
Ein kleiner Bezirk hat das Problem. Wenn ich mir hier die entsprechenden Zahlen
anschaue, so habe ich kleine Bezirke, die Rücklagen haben, und ich habe kleine
Bezirke, die Vorgriffe haben, ich habe große Bezirke, die Rücklagen haben, ich
habe große Bezirke, die Vorgriffe haben.
Das ist ja schon auch ein Grundgedanke, dass sich
Bezirke für einen gewissen, auch budgetpolitischen Bereich oder Weg
entscheiden, indem sie sagen: Es ist mir in diesem Bereich etwas wert, einen
Vorgriff zu tätigen, oder ich stelle für die eine oder andere größere Maßnahme entsprechende
Geldmittel zurück, damit ich sie in drei, vier Jahren einsetzen kann. Welchen
Weg die Bezirke wählen wollen – das ist ja genau eine Grundüberlegung der
Dezentralisierung –, das sollen die Bezirke entscheiden. Anders kann es ja wohl
nicht sein. Daher gibt es eben unterschiedliche Entwicklungen in großen
Bezirken, unterschiedliche Entwicklungen in kleinen Bezirken, unterschiedliche
Entwicklungen in Flächenbezirken mit vielen Einwohnern und unterschiedliche
Entwicklungen in kleineren Bezirken mit relativ wenigen Einwohnern. Hier
erkennt man eigentlich meiner Ansicht nach ganz hervorragend, wie die
Dezentralisierung funktioniert hat.
Wenn man hier schon davon spricht, dass jetzt die
Mittel für die Friedhöfe wegkommen, dann soll man auch nicht übersehen, dass
zum Beispiel in vielen Bezirken für einzelne Bereiche mehr Geldmittel zur
Verfügung gestellt worden sind – gemäß dem Grundgedanken, Geld folgt der
entsprechenden Aufgabe –, als von den Bezirken eingesetzt wurden. Das ist –
anders, als Martin Margulies es hier angeführt hat – bei den Friedhöfen der
Fall. Es wird eben den Bezirken ein Bereich weggenommen, wenn man so will, der
in Wahrheit aber die Bezirke mehr Geld gekostet hat als andere Bereiche. Aber
wir tun das bewusst nicht in vielen anderen Bereichen, wo die Bezirke
wesentlich mehr Geld zur Verfügung gestellt bekommen haben, als sie tatsächlich
real – nachzulesen in den entsprechenden Rechnungsabschlüssen – investiert
haben; zum Beispiel im Bereich der Märkte, zum Beispiel im Bereich auch der Bäder.
Dort kriegen die Bezirke durchaus mehr Mittel zur Verfügung gestellt, als sie
in dem Bereich einsetzen.
Ganz bewusst haben wir uns auf diesen Bereich nicht
eingelassen, sondern wir haben hier versucht, die Bezirke mit der Übertragung
der Friedhöfe auch finanziell zu entlasten, weil viele Bezirke hier mehr
Geldmittel zu investieren hatten, und haben so, glaube ich, ein sehr faires
Modell der Rückerstattung und der Kostenteilung für all jene Investitionen, die
in den vergangenen Jahren getätigt wurden, entwickelt. Ich glaube, das soll man
in diesem Zusammenhang auch nicht übersehen.
Einmal mehr: Das Schulsanierungspaket ist kein
Sonderfall und auch nicht das einzige Paket, das es gibt, sondern insgesamt –
und Sie wissen es ja alle – gibt es viele andere Fördermaßnahmen für die
Bezirke auch noch. Dazu gehören der Bereich der Hauptstraßen und die gesamten
überregionalen Maßnahmen, die immerhin 3,3 Millionen EUR ausmachen,
wofür es zusätzliche Mittel gibt, der Bereich der Stadtgestaltung, der
Verkehrssicherheit, wofür es zusätzliche Mittel gibt, oder der Bereich der
Kanalförderung, wo ja auch ein neues Organisationsmodell zu einer Entlastung
geführt hat.
Ich glaube, man sieht deutlich, wir bekennen uns zur
Dezentralisierung. Sie ist für uns ein wichtiger Schritt, und wir vertrauen
darauf, dass die Studie uns wertvolle Grundlagen gibt für eine sinnvolle,
effiziente Weiterentwicklung der Dezentralisierung im Sinne der Wienerinnen und
Wiener, meine Damen und Herren. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu Wort
gemeldet ist Herr GR Dr Madejski. Ich erteile es ihm.
GR Dr Herbert Madejski (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen
und Herren!
Mein Vorredner, der Herr Klubmann
Oxonitsch, hat in einigen Punkten recht, aber in vielen nicht recht, zum
Beispiel, wenn er sagt, die einen Bezirke haben die Schwerpunkte besser
gesetzt, die haben zum Beispiel investiert, und die anderen haben nicht
investiert. Da muss man schon die Frage stellen: Warum hat ein Bezirk
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular