Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 3 von 75
(Beginn um 9 Uhr.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Meine
sehr geehrten Damen und Herren! Ich wünsche einen schönen guten Morgen!
Die 32. Sitzung des Wiener Gemeinderates ist
eröffnet.
Entschuldigt während des gesamten Tages sind GR Mag
Reindl, GRin Mag Ringler, GR Schreuder und GR Mag Stefan. Außerdem habe
ich noch mehrere Entschuldigungen, die allerdings zeitlich befristet sind.
Vielleicht kann man den
Lärmpegel etwas herunterschrauben, indem man die Gespräche wieder einstellt!
Wir kommen zur Fragestunde.
Die 1. Frage (FSP - 01215-2008/0001 - KFP/GM)
wurde von Frau GRin Veronika Matiasek gestellt und ist an den Herrn
Bürgermeister gerichtet. (Die Ottakringer Straße im Bereich zwischen
Gürtel und Johann-Nepomuk-Berger-Platz ist auf Grund ihrer Lokalszene immer
wieder Schauplatz von Auseinandersetzungen und Ausschreitungen. Vor allem auch
nach Fußballspielen, wo Fangruppen regelrecht "ausrasten", kann
dieser Straßenabschnitt zur Risikozone werden. In Hinblick auf die kommende
Europameisterschaft wird seitens der beiden betroffenen Bezirksvorsteher des
16. und 17. Bezirkes, Franz Prokop und Dr Ilse Pfeffer, die Vorbereitung
einer Sperre dieses sensiblen Bereiches abgelehnt. Wie sehen die
Sicherheitsmaßnahmen für die Ottakringer Straße aus Ihrer Sicht aus?)
Bitte, Herr Bürgermeister.
Bgm Dr Michael Häupl: Sehr geehrte Frau
Gemeinderätin!
Es ist für mich schon fast üblich geworden,
das – mit der nötigen Resignation in der Stimme – zu sagen:
Kriminalitätsbekämpfung und Sicherheitsfragen sind gemäß der
Kompetenzverteilung in der österreichischen Verfassung Bundesangelegenheit. Ich
wiederhole mich also, wenn ich sage, dass es eigentlich nicht unter die
Bestimmungen der Geschäftsordnung und der Stadtverfassung fällt, über den
eigenen Wirkungsbereich der Gemeinde hinaus Fragen zu stellen. Sie werden daher
den resignativen Unterton bemerken, wenn ich sage: Geschenkt! Das ist natürlich
eine wichtige Frage, und daher will ich sie auch abhandeln, insbesondere, was
Sicherheitsfragen im Hinblick auf die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft
betrifft.
Ich habe mehrmals betont, dass ich diese
Fußball-Europameisterschaft als ein Fußball-Festival und Sportfest ansehe, und
das Wesen solcher Feste ist, dass sie friedlich verlaufen und friedlich
verlaufen sollen. Für Wien besteht der Sinn dieser Fußball-Europameisterschaft
nicht zuletzt auch darin, dass wir unsere Stadt als gute Gastgeberstadt
präsentieren können. Und für uns als gute Gastgeber ist neben all den
Ingredienzien, welche beispielsweise Gastronomie, Kultur und viele andere
Bereiche zu bieten haben, natürlich auch die Frage der Sicherheit von
Bedeutung, denn niemand will ein Fest, bei dem es zu Auseinandersetzungen
kommt. Wir wollen Wien als eine freundliche und weltoffene Gastgeberstadt
präsentieren, in der man gut feiern kann!
Ich bin mir der Risiken bewusst, die gerade auch im
Sicherheitssektor bestehen, und diese gilt es hintan zu halten. Ich bin froh,
dass es gelungen ist, mit dem Herrn Bundesminister für Inneres Günther Platter
ein gemeinsames Vorgehen in Sachen Fußball-Europameisterschaft 2008 zu
vereinbaren, welches insbesondere in einer integrierten Einsatzleitung der
Wiener Polizei gemeinsam mit Einsatzorganisationen der Stadt Wien wie Feuerwehr
und Rettung, aber natürlich auch mit den Hilfsorganisationen besteht. Gestern
hatte eine Reihe von Gemeinderäten die Gelegenheit, sich bei einem Besuch und
bei entsprechenden Gesprächen in der Bundespolizeidirektion Wien von den Vorkehrungen
im Zusammenhang mit der Sicherheit in Wien während der EURO 2008 zu
überzeugen, wobei die Pläne, die bestehen, im Detail vom Einsatzleiter, Herrn
Semper, vorgetragen wurden. – Ich sage das auch deswegen hier bewusst,
weil, wie ich meine, immer wieder auch entbehrliche Diskussionen angezettelt
werden, die dieses Sicherheitskonzept in Frage stellen.
Selbstverständlich bin ich der Auffassung – und
so ist es auch mit dem Herrn Innenminister vereinbart –, dass die nötigen Ressourcen,
insbesondere auch Personalressourcen, zur Verfügung gestellt werden müssen,
damit dieses Konzept auch entsprechend umgesetzt werden kann.
Die Situation in Ottakring, meinem Heimatbezirk, und
betreffend die Ottakringer Straße ist mir sehr genau vertraut. In der Tat liegt
mir ein einziger Bericht vor, aber ich beziehe mich auch auf diverse
Eigenwahrnehmungen im Zusammenhang mit tätlichen Auseinandersetzungen im
Gefolge einer Demonstration unserer serbischen Gruppe gegen die Anerkennung des
Kosovo als unabhängiges europäisches Land durch Österreich sowie andere
EU-Staaten. – Natürlich sind diese tätlichen Auseinandersetzungen zu
verurteilen, und es sind Maßnahmen zu treffen, dass diese in Zukunft hintan
gehalten werden. Meine bedingungslose Verteidigung des Demonstrationsrechtes
geht nämlich auch Hand in Hand damit, dass diese Demonstrationen natürlich
friedlich zu vollziehen sind und Gewalt bei Demonstrationen durch nichts zu
rechtfertigen ist. – Das ist eine meiner Grundpositionen.
Natürlich gibt es in der
Ottakringer Straße – auch das entspricht durchaus meiner
Eigenwahrnehmung – immer wieder spontane Freudenkundgebungen, wenn eine
Fußballmannschaft, sei es aus Serbien, sei es auch Kroatien, sei es aus der
Türkei, gewinnt. Dann werden dort spontan Straßenfeste gefeiert. Das habe ich
in anderen Städten auch erlebt, etwa auf den Champs Elysées
nach dem Champions-League-Finale, als man mit dem Auto
nicht oder nur mühselig durchfahren konnte, weil spanische Fans entsprechend
gefeiert haben. Bei diesen spontanen und fröhlichen Feiern gibt es natürlich
ein Lärmproblem. Aber mir ist kein einziger Fall bekannt, bei dem es zu
Tätlichkeiten gekommen wäre: Mir liegt kein einziger Bericht der Polizei vor,
wonach es zu Tätlichkeiten bei diesen Veranstaltungen gekommen ist, und
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