Gemeinderat,
32. Sitzung vom 27.03.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 4 von 75
daher wird man sich dieser Situation so annähern, wie wir das auch bei anderen Fragen machen, nämlich dass man versucht, dieser Lärmproblematik so zu begegnen, dass man zwischen Feiernden und Anrainern, die schlafen wollen, entsprechend vermittelt und moderiert.
Nichtsdestotrotz sind natürlich die in
Frage kommenden Stadtgebiete, angefangen von den Public-Viewing-Zonen bis hin
zu den Fan-Zonen an bekannten Orten in der Stadt, natürlich einer besonderen
Beobachtung zu unterziehen. Die Sicherheitsbehörde geht davon aus, dass während
der EURO 2008 viele Fußballbegeisterte diese Fan-Zonen und die
Public-Viewing-Bereiche aufsuchen werden, sie werden sich aber auch in andere
Bereiche, zum Beispiel etwa in Lokale in der Ottakringer Straße zum Feiern
ihres Fußballfestes begeben, was selbstverständlich zu
Verkehrssicherheitsrisiken und allfälligen anderen Sicherheitsrisiken führen
kann. Die Sperre der Ottakringer Straße, die unter anderem auch Ihre Fraktion
verlangt, wird aber von allen Experten, vornehmlich von der Polizei, für nicht
zweckmäßig erachtet, da dies zu keiner Lösung der örtlichen Problematik,
sondern lediglich zu Verlagerungen in die Nachbarschaft, also zu einem
Verdrängungsprozess, und darüber hinaus mit Sicherheit auch zu problematischen
Situationen im Hinblick auf die Akzeptanzfrage führen würde.
Seitens der Polizei befürchtet man, dass
diesfalls zusätzlicher Raum für spontane Fan-Ansammlungen geschaffen werden
würde, die dann zweifelsohne wieder nur mit Polizeigewalt aufzulösen
wären. – Ich sehe überhaupt nicht ein, warum auf diese Weise unnötig
Gewalt provoziert werden sollte und friedliche Feste durch Polizeigewalt
aufgelöst werden sollten. Letzteres tut keine Polizei der Welt, jedenfalls
nicht in demokratischen Ländern, in anderen Ländern ist es vielleicht ein
bisschen anders.
Aus sicherheits- und
verkehrspolitischer Sicht werden im Zusammenhang mit der Europameisterschaft
folgende Maßnahmen in die Einsatzplanung der Polizei aufgenommen: Intensive
Beobachtung der Szene vor Ort, und dies bereits lange vor der
Fußball-Europameisterschaft, ein regelmäßiger verstärkter Streifendienst durch
uniformierte Polizisten, um die sichtbare Polizeipräsenz zu demonstrieren, die
Bereitstellung von Einsatzeinheiten, die auch hier ein rasches und
zielgerichtetes Intervenieren ermöglichen, sowie die Bereitstellung von
zusätzlichen Verkehrskräften, um nötigenfalls rasche Verkehrsleitmaßnahmen
umzusetzen, was auch in der Vergangenheit immer ganz gut – eigene
Wahrnehmung – funktioniert hat.
Der Auftrag an die Polizeikräfte
wird sein, zunächst beruhigend auf die Besucher einzuwirken, um Eskalationen
und Auseinandersetzungen zu verhindern, Vandalismus präventiv zu vermeiden
beziehungsweise zu unterbinden sowie kurzfristig nötige
Verkehrslenkungsmaßnahmen schnell in die Wege zu leiten.
Wie Sie sehen, hat die Polizei
diese Fragestellung sehr gut erkannt. Sie hat im Vorfeld der Planung auch
diesem Bereich besonderes Augenmerk gewidmet, um auch aus
sicherheitspolizeilicher Sicht die EURO 2008 als ein gewünschtes
friedliches Fußballfest über die Bühne gehen zu lassen.
Ich vertraue diesbezüglich der Sachkenntnis der
Wiener Polizei und der Wiener Sicherheitskräfte. Ich gehe davon aus, dass alle
Vereinbarungen, die zwischen der Stadt und dem Innenministerium abgeschlossen
wurden, auch eingehalten werden. Wir als Stadt bieten selbstverständlich unsere
gute Zusammenarbeit und unsere guten Dienste an, wie wir das bereits in der
gesamten Vorbereitungszeit seit inzwischen mehr als einem dreiviertel Jahr
getan haben. Ich meine, dass hier alles erdenklich Mögliche getan wird, um
Problemfälle und vor allem auch gewalttätige Auseinandersetzungen zu vermeiden.
(Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Die 1. Zusatzfrage wird von Frau GRin Matiasek
gestellt. – Ich bitte darum.
GRin Veronika Matiasek
(Klub der Wiener Freiheitlichen): Danke für Ihre Beantwortung, Herr Bürgermeister.
Vielleicht ist heute am
Morgen danach Fußball nicht ganz das optimale Thema. (VBgmin Grete Laska:
Wieso?) Trotzdem möchte ich jetzt auch erwähnen, dass zu dem Teilabschnitt
der Ottakringer Straße, der nicht nur von uns, sondern vor allem von den
Anrainern als Risikozone bezeichnet wird, nicht nur die Ottakringer Straße
selbst, sondern schon seit Jahren auch Seitengassen gehören.
Herr Bürgermeister! Obwohl
wir alle uns fraglos fröhliche und auch spontane Feiern wünschen, auch wenn sie
vielleicht einmal etwas lauter sind, hat sich in der Vergangenheit, da es
bekanntlich nicht immer nur Sieger, sondern auch Verlierer gibt, auch in diesem
Bereich gezeigt, dass das Danach manchmal auch anders ausschaut als eine
spontane, fröhliche Feier.
Wir wissen – und ich gehe jetzt überhaupt nicht auf die vergangene Demonstration
ein, das ist eine andere Sache –, dass es sich gerade in der
Ottakringer Straße im Nachfeld von Fußballspielen schon kräftig abgespielt hat.
So entstand dort etwa im Jahr 2005 in Sekundenschnelle, wie auch Anrainer
von ihren Fenstern aus beobachten konnten, eine brodelnde Masse, die nicht
zuletzt den 44er praktisch fahrunfähig gemacht hat. Es ist das also sehr wohl
eine sensible Zone, und ich glaube, man muss gerade dort, wo das Ganze so
komprimiert ist, verstärktes Augenmerk hinwenden.
Sie sagen zwar, dass das
nicht in der Zuständigkeit der Gemeinde liegt und dass folglich auch die beiden
Bezirksvorsteher sagen dürfen: Das geht uns nichts an! Die Anrainer befürchten
aber, dass es hier zu Auseinandersetzungen kommen wird. Die Anrainer, Herr
Bürgermeister, sind einfach nicht beruhigt, weil sie dort schon zu viel erlebt
haben.
Ich
frage Sie daher wirklich: Halten Sie es nicht für ein bisschen blauäugig von
den jetzt dort Verantwortlichen, etwa auf die Zusammenarbeit mit den
Lokalbetreibern, die Sie dann Wirte nennen, zu setzen, obwohl man bei jeder
Überprüfung, die dort stattgefunden hat, wirklich massive Mängel gefunden hat?
Ich weiß nicht, ob das wirklich zuverlässige Partner sind, wenn es um so
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