Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 95
die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Ärztinnen und Ärzten, den Psychiatern und Ärzten aus anderen medizinischen Disziplinen, ebenso wie die Zusammenarbeit im Pflegebereich zwischen dem diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonal und dem psychiatrisch ausgebildeten Personal.
Wir wollen den Menschen im stationären Bereich
Versorgungssicherheit bieten, wir haben mit dem PSD aber auch entsprechende
flächendeckend vorhandene ambulante Einrichtungen in den acht Regionen
geschaffen. Dabei geht es auch um eine Förderung der Zusammenarbeit mit den
Angehörigen. Da gibt es sehr viele Selbsthilfegruppen, und die Unterstützung
der Angehörigen wird von uns natürlich weiter vorangetrieben.
Wir vertreten weiters einen Grundsatz, den wir in der
Geriatriekommission gewonnen haben, nämlich auch spezialisierte Angebote für
ältere Menschen, die so genannten gerontopsychiatrischen Patientinnen und
Patienten, bereit zu halten und auch für diese eine flächendeckende Versorgung
zu bieten.
Es sind Veränderungen seit 1980 im Gange, und diese
werden auch weiter fortgeführt. Wenn Sie behaupten, es gäbe diese Veränderungen
nicht, dann sage ich: Damals gab es 3 000 Psychiatriebetten,
80 Prozent der Aufnahmen erfolgten damals zwangsweise und nur
20 Prozent freiwillig. Jetzt ist es vollkommen umgekehrt: Auf Grund der
Öffnung der Psychiatrie gibt es nur 620 Betten, und nur 20 bis
25 Prozent der Menschen kommen nicht freiwillig zu uns.
Uns ist es ganz wichtig, dass diese durch ihre
Krankheit sehr stark in ihrer Persönlichkeit betroffenen und gestörten
Patientinnen und Patienten, die schwer kranke Menschen sind, freiwillig zu uns
kommen, um ärztliche Hilfe ersuchen und sich mit großem Vertrauen an die Ärzte
wenden, ein Recht auf die Wahrung ihrer Intimsphäre und ein Recht auf
Anonymität nach außen haben. Sie müssen in Würde behandelt werden und leben
können. Daher wollen und werden wir einen Missbrauch und das Vorführen dieser
kranken Menschen nicht zulassen! (Beifall bei der SPÖ.)
Diese Patientinnen und Patienten sind Menschen, die
unsere Hilfe dringend benötigen, und sie werden durch diese Verallgemeinerungen
und die Diskussion, die weit ab von der sachlichen Ebene geführt wird,
verunsichert. Sie wissen nicht, wohin sie sich in Behandlung begeben sollen,
und das Schlimmste ist, wenn sie etwa aus Angst vor Vorurteilen keine
Behandlung in Anspruch nehmen.
Das Infragestellen von Behandlungsmethoden im Bereich
der Psychiatrie und die auch an Universitäten laufende Grundlagenforschung
macht auch die Ärzte sehr betroffen. Viele Ärzte und Ärztinnen belegen
Psychiatrie als Zweitfach. Die Ausbildung ist lang und schwierig, und diese
verallgemeinernde Diskussion schadet auch dem Fach. Dieses Fach hat hier gerade
auf Grund der historischen Entwicklung der Ersten und Zweiten Medizinischen
Schule und der Entwicklung der psychiatrischen Behandlungsformen durch Freud
einen bedeutenden internationalen Ruf.
Für mich ist auch sehr erfreulich, dass viele
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein Zweitdiplom in der psychiatrischen
Gesundheits- und Krankenpflege erwerben, obwohl sie wissen, welch schwierigen
Beruf sie wählen, welch großen Anforderungen sie bei der Ausübung ihres Berufes
ausgesetzt sein werden und was auch für ihre eigene Psyche persönlich auf sie
zukommt. Die Fortbildungsveranstaltungen, die in großem Ausmaß im
Otto-Wagner-Spital durchgeführt werden, die Supervisionen und
Team-Besprechungen werden sehr gerne angenommen, und die Mitarbeiter leisten
sowohl im Otto-Wagner-Spital als auch in anderen Einrichtungen in ihrem
schwierigen Beruf, so gut sie können, hervorragende Arbeit. Diese schwierige
Arbeit wird allerdings von Laien oft nicht richtig gewürdigt, weil Laien für
diese Arbeit mit schwerkranken Patienten das Verständnis fehlt.
Wir bestreiten aber auch nicht, dass die gesetzten Ziele
noch nicht alle erreicht sind. Ich habe vorhin einige erwähnt. Wir haben noch
einen weiten Weg vor uns, aber wir gehen bereits einen guten Weg und werden ihn
auch zu Ende gehen.
Ich meine, es ist auch eine gesellschaftspolitische
Aufgabe, gerade in einer Zeit, in der wir über psychiatrische Behandlungsformen
in einer Untersuchungskommission sprechen, den Kranken zu helfen, dass ihre
Behandlung ohne Vorurteile erfolgen kann und durch die Akzeptanz der
Expertenmeinung jenen Stellenwert erhält, den auch alle anderen Fachrichtungen
und Disziplinen in unserem Gesundheitswesen haben. – Ich sehe unserer
Aufgabe in den nächsten Wochen sehr zuversichtlich entgegen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Zu Wort ist niemand mehr gemeldet. Die Debatte ist
geschlossen.
Somit ist diese Untersuchungskommission eingesetzt.
Ich darf die im Gemeinderat vertretenen Parteien
ersuchen, innerhalb von fünf Tagen die Mitglieder und Ersatzmitglieder bekannt
zu geben.
Wir kehren zur Tagesordnung zurück. Die Unterbrechung
fand nach der Abstimmung über die Postnummer 61 statt.
Es gelangen daher nunmehr Geschäftsstücke 1, 2, 3, 4,
5, 6, 7 und 9 zur Verhandlung. Ich schlage vor, die Berichterstattung und
Verhandlung über diese Geschäftsstücke, sie betreffen Subventionen an
verschiedene Vereine, zusammenzuziehen. Die Abstimmung ist jedoch getrennt
durchzuführen. Wird dagegen ein Einwand erhoben? – Das ist nicht der Fall.
Somit bitte ich den Berichterstatter, Herrn GR Bacher-Lagler, einzuleiten.
Berichterstatter GR Norbert Bacher-Lagler:
Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Ich ersuche um Zustimmung.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. Ich eröffne die Debatte. Zu Wort gemeldet ist
Frau GRin Matiasek.
GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener
Freiheitlichen): Sehr geehrte Frau Vorsitzende! Sehr geehrte Frau Stadträtin!
Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich darf mich in meiner
Wortmeldung gleich auf die Poststücke 1 bis 19 insgesamt beziehen, weil in drei
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