Gemeinderat,
31. Sitzung vom 29.02.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 32 von 95
aus drei Schularten vier gemacht! Und dann stellen Sie sich noch hin und klopfen sich alle gegenseitig auf die Schulter und auf die Brust und sind stolz über diese neue Lösung. Ihnen ist eine Verschlechterung des Systems passiert, wo Sie eine Verbesserung wollten und da sind es dieses Mal nicht die Freiheitlichen, die Ihnen das diktieren, sondern dieses Mal ist es die ÖVP, die Ihnen die Schulpolitik diktiert. Na bravo. Da kann ich nur sagen, die Sozialdemokratie ist in der Schulpolitik nicht gut unterwegs, sondern handelt wider besseres Wissen ständig unter dem Diktat einmal der Freiheitlichen und einmal der ÖVP.
Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eine alte
Forderung der GRÜNEN ist und wird es bleiben, dass im Volksschulbereich, wo es
um sechs- bis zehnjährige Kinder geht, die nächste Schule ums Eck fußläufig
erreichbar sein muss und jede dieser Schulen alle Stückeln spielen muss. Es
macht keinen Sinn, wenn sich bereits die Volksschule spezialisiert und es
nachgesuchte Standorte am anderen Ende der Stadt gibt, aber nicht ums Eck und
die Menschen dann meistens mit dem Auto durch die Gegend fahren, um ihre Kinder
da zu einem bilingualen Unterricht, der nur da stattfindet und da in eine Mehrstufenklasse,
die es wieder nur im Nachbarbezirk gibt, zu karren, und so weiter, und so fort.
Was wir von Ihnen verlangen, ist, dass alle
Volksschulen über alles Angebot verfügen, das die Menschen nachfragen und das
pädagogisch innovativ ist und niemand gezwungen wird, in der Gegend
herumzufahren, um die Schule der Wahl zu finden. Ich halte das, was Sie hier
tun und meiner Meinung nach geplant tun, für falsch, dass man gezwungen wird,
derartig durch die Gegend zu fahren. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Der Gipfelpunkt dieser Diskussion war ja erreicht,
als mitten in der Gesamtschuldebatte, mitten in der Debatte, als es endlich
einmal um die sozioökonomisch schwächsten Schülerinnen und Schüler ging - was
hat genau in diesem Zeitrahmen die Präsidentin des Wiener Stadtschulrats
gemacht? Sie hat das Begabungszertifikat für die Wiener Volksschulen
präsentiert, das jetzt auch wieder nur an einigen wenigen Volksschulstandorten
vergeben werden soll – übrigens, die gibt es noch gar nicht, ja, aber egal -,
obwohl jede Volksschule dazu verpflichtet ist, die Kinder nach ihrer Begabung
individuell ja auch zu fördern! Das heißt, jede Volksschule muss
Begabungsförderung machen und nicht nur jene, die dieses Etikett verpasst
bekommen. Und dann fährt die Familie aus dem 15. Bezirk in den 19., weil
es nur dort Begabungsförderung gibt! Und die Nächsten fahren vom 1. in den 10.,
weil es nur dort die richtige bilinguale Klasse gibt und die anderen fahren
dann vom Süden in den Norden in die Mehrstufenklasse!
Was soll denn das bitte für ein Basisangebot sein?
Ich verlange von Ihnen, dass alle diese Schulen gleich gut sind. Damit sie
gleich gut sind, wird es notwendig sein, so etwas wie eine positive
Diskriminierung einzuführen, denn Schulen, die besondere Probleme haben - und
das sind jene, wo nur noch die Kinder aus sozioökonomisch schwachen Familien
übriggeblieben sind -, brauchen eine besondere Förderung, die brauchen mehr
Investitionen und die brauchen mehr Ressourcen und das verlangen wir von Ihnen!
Es gäbe noch sehr viel zu sagen. Meine Kollegin
Claudia Smolik wird das auch noch tun. Ich möchte daher mit folgender
Feststellung schließen:
Ich wiederhole es: Sie planen Schule nicht, sondern
sie passiert Ihnen. Das Einzige, was Sie in Wien im Schulbereich tatsächlich
planen und zwar minutiös, das ist die Parteibuchbestellung bei den
Direktorenbestellungen. Da sind Sie groß, da bleibt jede rote Schule rot
(Beifall bei den GRÜNEN und von den GRen Kurth-Bodo Blind und Mag Wolfgang
Jung.) und da bleibt jede schwarze Schule schwarz! Das wird immer wieder ganz
gezielt in die Wege geleitet und durchgeführt. Und erzählen Sie mir nichts von
Ihrem Objektivierungsmodell und dem Test von Wentner und Avranek, denn in
dieses Assessment-Verfahren - und Sie wissen das ganz genau - kommen nur jene
Bewerberinnen und Bewerber hinein, die Sie drinnen haben wollen. Alle anderen
werden vorher vom Stadtschulrat ausgeschieden. Noch einmal: Das ist das
Einzige, was Sie derzeit tatsächlich minutiös planen!
Mich ärgert das, was Sie in der Schulpolitik leisten
und ich finde, es entspricht nicht dem, was die Kinder in Wien brauchen und
auch verdient haben. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Frau StRin Mag Cortolezis-Schlager. Ich erteile es ihr.
StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich freue mich, dass die Schwerpunktverhandlung die
Post 24 ist. Das ist nämlich jene Post, wo ausschließlich die ÖVP ihre Oppositionspolitik wieder unter Beweis
gestellt hat. (Beifall bei der ÖVP.) Alle anderen haben ja dieser Post
zugestimmt. Alle anderen stimmen diesen Provisorien zu, auch wenn die GRÜNEN
versuchen, das dann nachträglich durch einen Antrag wieder wettzumachen. Faktum
bleibt, dass wir hier über Planungsfehler reden, Planungsfehler, für die die
Stadt zuständig ist und für die das Land Wien in Zusammenarbeit mit den
Planungsfehlern des Stadtschulrats zuständig ist. (Beifall bei der ÖVP.)
Mobile Klassen sind der
Ausdruck einer Planungsverweigerung. Wir sind heute auf Grund der
hervorragenden Arbeit des Österreichischen Statistischen Amtes in der Lage, den
Bedarf jedes Häuserblocks bezüglich Schule festzustellen. Diese Arbeit nimmt
Ihnen die ÖSTAT sogar ab und Sie bekommen die Daten frei Haus geliefert. Sie
müssen diese Daten nur verwerten und Sie müssen diese Daten nur als
Planungsgrundlage nehmen.
Meine
Damen und Herren der Mehrheitsfraktion, offensichtlich ist aber Planung für Sie
ein rotes Tuch. Sie lassen Schülerinnen und Schüler in Provisorien leben,
obwohl Sie auf Grund der Wohnungspolitik ganz genau wissen, dass dieser Bedarf
nicht provisorisch sein wird, sondern auf Dauer sein wird. Sie lassen es zu,
dass
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