Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 95
gegeben.
Es hat aber sogar eine Antwort der Bundesregierung
darauf gegeben - damit wir das nicht vergessen -, das zitieren wir dann auch
noch. Die Bundesregierung hat dann in ihrem Schreiben an das
Anti-Folter-Komitee gesagt:
„Betten mit Netzen sind noch in einigen
Strafanstalten vorhanden. Manche davon sind nicht mehr in Verwendung. Das
Justizministerium hat soeben einen Bescheid erlassen, der auch die Verwendung
von Netzbetten definitiv abschaffen wird." - Dass nachher nichts passiert
ist, ist wieder etwas anderes.
Aber das ist es: Das Anti-Folter-Komitee des
Europarates sagt nicht: die Gitterbetten! - Ich kenne den Schmäh schon, das
geht dauernd so! Weil ich nicht aus dem Gesundheitsbereich komme, glaubt man,
das kann man so auf die Schnelle machen. - Falsch!
Falsch war, was vorher hier von der SPÖ gesagt wurde.
Richtig ist: Das Anti-Folter-Komitee glaubt, dass Ihre Netzbetten ein
Instrument der Folter sind. (Beifall bei den
GRÜNEN und von Gemeinderäten und Gemeinderätinnen der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Herr GR
Dipl-Ing Margulies hat sich zum Wort gemeldet. Ich bitte ihn zum Rednerpult.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich habe mir diese
Diskussion jetzt knapp drei Stunden lang angehört (GRin Inge Zankl: Wir alle!), und ich erlaube mir deshalb ein
Kurzresümee, weil ich zum Teil ein Déjà-vu-Erlebnis habe. Ich kann mich noch an
den Rechnungsabschluss 2002 erinnern, als der StRin Pittermann gedankt wurde
für das super Gesundheitssystem, in dem alles gut funktioniert. Den
Rechnungsabschluss 2003 hat sie schon nicht mehr als Stadträtin miterlebt.
So ähnlich ist die
Diskussion, die sich gegenwärtig im Rahmen des Krankenanstaltenverbundes
abspielt: Es kommt Kritik - diesmal aus dem Bereich der Psychiatrie. Und das
Spannende ist ja - das Rathaus hat Ohren -: Die Kopfwäschen, die es
magistratsintern und KAV-intern zu ebendiesem Thema gibt, die hört man überall,
aber hier im Gemeinderat wird gemauert und wird gesagt: Es gibt nichts, alles
ist super (GRin Mag Sonja
Ramskogler: Wer hat das gesagt? – Das stimmt ja nicht!), alles ist in
Ordnung, wir haben richtig reagiert! - Und es kommen Nebelwerferaktionen, und
ich habe ganz genau zugehört und war wirklich überrascht, als StRin Sonja
Wehsely im großen Psychiatriekonzept einmal mehr auf das noch zu bauende
Sozialmedizinisches Zentrum Nord in Floridsdorf verweist. Macht das jetzt jeder
Gesundheitsstadtrat und jede Gesundheitsstadträtin? Für StR Rieder war
Floridsdorf nicht ganz so wichtig, aber es ist in seinen Reden vorgekommen. Für
StRin Pittermann war es ganz wichtig, und es ist in den Reden vorgekommen. Für
StRin Brauner war das in ihrer Antrittsrede eine der wesentlichsten Sachen. Und
jetzt kommt es wieder. Ich frage Sie ganz konkret: Wie weit sind wir denn
jetzt? Haben wir überhaupt schon das Grundstück ausgewählt für das
Sozialmedizinische Zentrum Floridsdorf? (GRin
Dr Sigrid Pilz: Nein! – StR David Ellensohn: Aber wir wissen schon, wo
Floridsdorf ist!) Aber wir wissen ganz genau, welche Stationen 2014
verlagert werden und dass dann alles besser wird. Nur: Die Probleme bestehen
jetzt! Und ob es im Jahr 2014 ein Sozialmedizinisches Zentrum Nord gibt mit
einer psychiatrischen Station? (GRin
Dr Sigrid Pilz: Ist sehr unwahrscheinlich!) Schön wär's, denn wir
benötigen dort tatsächlich ein relativ großes Krankenhaus – sage ich einmal
dazu -, nur: Ob das wirklich kommt, steht in den Sternen.
Wenn Kritik geübt wird - und
das ist das, was mich tatsächlich an der Art und Weise der heutigen
Argumentation der Sozialdemokraten so stutzig gemacht hat -, dann gibt es sie
nicht, obwohl sich in regelmäßigen Abständen herausstellt, dass die Kritiker
und Kritikerinnen recht haben, egal, ob es um die Psychiatrie geht, egal, ob es
um Lainz gegangen ist, egal, ob es um die Finanzierung geht. Ich will dem
Kontrollausschuss, der am kommenden Montag tagt, nicht vorgreifen, aber das
bestätigt das, was ich jahrelang in den Budgetreden gesagt habe: Dass in
Wirklichkeit die Zahlen, die im Wirtschaftsbericht und in der Vorschau drinnen
stehen, nicht einmal das wert sind, auf dem sie gedruckt sind. Und wenn man
Ihnen das sagt, sagen Sie immer, alles ist super.
Ich sage Ihnen ganz konkret, auch dir, liebe StRin
Sonja Wehsely: Wir wissen über die Kraft der Opposition Bescheid. Steigen die
Medien ein, wird es schwer. Steigen sie nicht ein, ist es einmal mehr
durchgetaucht. Nur: Je mehr solche Fälle kommen, umso eher steigen die Medien
ein. Und wenn man sich der Kritik nicht stellt - das hat die Sozialdemokratie
an der StRin Pittermann bewiesen -, dann wird man fallen gelassen, und dann ist
man weg vom Fenster. Und ganz konkret sage ich dazu: zu Recht!, denn es ist
Ihre Aufgabe als verantwortliche Stadträtin, dafür zu sorgen, dass Missstände
nicht kleingeredet werden, sondern dass Missstände aufgearbeitet werden! -
Danke sehr. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort ist niemand mehr gemeldet.
Die Debatte über die Beantwortung der Dringlichen
Anfrage ist somit beendet.
Wir kommen jetzt in diesem Zusammenhang aber noch zur
Abstimmung über den von den Freiheitlichen eingebrachten Beschluss- und
Resolutionsantrag - in formeller Hinsicht ist, wie gesagt, die sofortige
Abstimmung beantragt - betreffend Einrichtung einer Bundesgenossenschaft für
Pflege.
Wer dafür ist, den bitte ich um ein Zeichen der
Zustimmung. – Dieser Antrag wird nur von den Freiheitlichen unterstützt und hat
somit nicht die Mehrheit gefunden.
Meine Damen und Herren! Wir kehren zur Behandlung der
ursprünglichen Tagesordnung zurück. Ich darf daran erinnern: Wir waren bei
Postnummer 45. Es geht dabei um den Verkauf einer Liegenschaft im
9. Bezirk.
Ich ersuche den Berichterstatter, Herrn Kollegen
Niedermühlbichler, Platz zu nehmen.
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