Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 95
Und für 2008 werden es über 653 000 EUR sein. Das ist eine Riesenspanne, wie Sie gemerkt haben. Begründet wurde diese Erhöhung damit, dass der Verein als Trägerorganisation für 50 „Mama lernt Deutsch"-Kurse fungiert, tätig ist und sehr gut arbeitet, eigentlich etwas Erfreuliches, was wir auch begrüßen. Betonen möchte ich in diesem Zusammenhang aber, dass etliche andere Integrationsvereine in dieser Stadt auch gut arbeiten und ums Überleben kämpfen müssen, um jeden Euro kämpfen müssen.
Bemerkenswert, meine sehr geehrten Damen und Herren,
ist auch, dass es die Stadt Wien bei einer so hohen Subventionssumme nicht
einmal der Mühe wert findet, eine Ausschreibung zu machen. Wir meinen, mit
einer solchen Subventionsvergabe wurde klar eine Ausschreibung umgangen. Wenn
man eine Subvention in dieser Höhe, über 653 000 EUR, gibt, dann
sollte man zumindest eine Ausschreibung machen. Dies wurde hier unseres
Erachtens nach umgangen. (GRin Anica
Matzka-Dojder: Sie kennen sich offensichtlich nicht aus!)
Meine sehr geehrten Damen und Herren, bekanntlich
wurde vor Kurzem von der Stadtregierung eine Evaluierungsstudie zu den „Mama
lernt Deutsch"-Kursen durchgeführt (Amtsf
StRin Sandra Frauenberger: Begleitend!), von der Universität Wien
veröffentlicht. Interessant in diesem Zusammenhang ist aber auch, dass der
Verein Station Wien nicht evaluiert wurde. (GRin
Anica Matzka-Dojder: Waren Sie schon einmal dort und haben Sie gesehen, was die
machen?) Also ein Verein, der so einen Betrag von der Stadt Wien bekommt,
um diese Kurse durchzuführen, wird in diese Evaluation nicht hineingenommen,
was für uns nicht verständlich und nicht nachvollziehbar ist, meine sehr
geehrten Damen und Herren!
Lassen Sie mich auch ein paar Worte zu den „Mama
lernt Deutsch"-Kursen sagen. Selbstverständlich begrüßen wir diese
Initiative der Stadt Wien, weil wir uns jahrelang dafür eingesetzt und auch in
unserer Parteiprogrammatik und -forderung immer dazu bekannt und dies gefordert
haben. Die Studie an und für sich hat grundsätzlich gut abgeschnitten, aber ich
kann es mir nicht verkneifen, liebe Sandra, Frau Stadträtin, auch ein paar
kritische Punkte dazu zu sagen und auf ein paar Mängel hinzuweisen.
Erstens muss ich darauf hinweisen, am Anfang der
Kurse werden die Deutschkenntnisse der Teilnehmerinnen nicht überprüft. Da weiß
man nicht, ob eine Teilnehmerin überhaupt Deutsch kann, wenn ja, auf welchem
Niveau. Es ist keine Einstufung gemacht. Da sitzen alle gemeinsam in einem
Kurs, egal, ob sie Vorkenntnisse haben oder nicht (GR Kurth-Bodo blind: Das ist eine typische Gesamtschule!), egal,
ob sie ein Niveau haben. Viele könnten ja ein A1- oder A2-Niveau erreichen,
wenn sie Vorkenntnisse hätten.
Der nächste Punkt ist, die Teilnehmerinnen bekommen
nur eine Teilnahmebestätigung, sie bekommen kein Sprachzertifikat. (Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Gibt es
auch nicht bei „Mama lernt Deutsch"!) - Gibt es nicht, könnte man aber
machen, weil da hinkt Wien meines Erachtens internationalen Entwicklungen nach,
denn man könnte Initiativen wie das internationale Sprachenportfolio hier
einsetzen. Das heißt, damit verschläft Wien meines Erachtens nach
internationale Entwicklungen. Es wäre so wichtig, dass diese Menschen einen
Level erreichen, wo sie dann auch ein Sprachzertifikat in der Hand haben. (Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Das bieten
wir an!)
Last but not least möchte ich unsere Forderung
wiederholen, dass die Stadt Wien nicht nur die „Mama lernt Deutsch"-Kurse
evaluiert und sozusagen als Vorzeigeprojekt herzeigt. Was ist mit allen anderen
Kursen? Es ist ja nicht nur dieser Kurs, der durchgeführt beziehungsweise von
der Stadt Wien gefördert wird. Unsere Forderung geht dahin, dass alle anderen
von der Stadt Wien geförderten Kurse auch evaluiert gehören. (Beifall bei
der ÖVP. - Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Das machen wir doch!)
Diese Forderung haben wir schon lange aufgestellt.
Wir weisen immer wieder darauf hin, leider ohne Antwort, was sehr schade ist. (Amtsf
StRin Sandra Frauenberger: Im Dezember war ein Symposium, wo wir die Messbarkeit
besprochen haben! Da waren Sie leider nicht dabei!) - Es geht nicht um die Messbarkeit, sondern ich würde gerne
Evaluierung haben. Wenn es bei den „Mama lernt Deutsch"-Kursen möglich ist,
sollte es bei allen andern Kursen auch möglich sein. Gibt es dann eine
Evaluierung? (Amtsf StRin Sandra Frauenberger: Wir sind daran, das zu tun!) - Okay, freut mich, das zu hören.
Weil wenn es ohne Bedarfserhebung ist, und darauf habe ich von dieser Stelle
schon so oft hingewiesen, kann man Lernfortschritte nicht nachvollziehen, nicht
wissen, wo man ansetzen soll und einen Kurs nicht weiterentwickeln. Nötige
Verbesserungen bleiben damit aus.
Damit komme ich dann zu dem Punkt, was auch schon oft
gesagt wurde, dass die Qualität bei den Kursen nachhinkt. Frauen besuchen Kurse
oder auch Männer besuchen Kurse, beenden einen Kurs und dann wird nicht mehr
darauf geschaut, welchen Level sie erreicht haben, ob wir weiterführende Kurse
für diese Menschen anbieten können und ob sich diese Menschen von diesem
Sprachlevel dann auf einen anderen Sprachlevel weiterentwickeln wollen. Das
alles geht mir leider ab und das muss ich schon hier ausführen.
Ganz zum Schluss möchte ich natürlich auf unsere
Forderung nach einem Integrationskonzept in dieser Stadt hinweisen. Denn das
Defizit, das ich heute im Rahmen dieser „Mama lernt Deutsch"-Kurse
aufgezeigt habe, ist auch darauf zurückzuführen, dass leider so ein Konzept
fehlt. Es gibt viele Bereiche, wo noch eine Baustelle ist. Es gibt viele
Bereiche, wo angesetzt werden muss.
Aber mir fehlt ein Konzept. Sie wissen, dass am
Dienstag der Integrationsbericht von Innenminister Platter vorgelegt wurde, was
auch von vielen, vielen Organisationen begrüßt und forciert wurde. So etwas,
eine ähnliche Arbeit, wünsche ich mir auch von Wien. - Herzlichen Dank. (Beifall
bei der ÖVP. - GRin Mag (FH) Tanja
Wehsely: ... haben Sie vergessen!)
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
Kontaktformular