Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 34 von 95
Gleiskörper und natürlich die Fahrbahn mit der Sicherung für den Radverkehr und die normalen Fahrzeuge.
Außerdem gibt es getrennte Geh- und Radwege und Geh-
und Radweg als Mischflächen. Je nach Gegebenheit muss beides vorgesehen sein,
und wenn die Fläche zu schmal ist, wird abmarkiert. Dabei hat sich in der
Erfahrung herausgestellt, dass die Radfahrer doch oft schneller fahren und die
Fußgänger gefährden, weil sie sagen, dass sie jetzt in ihrem Bereich sind. Es
hat sich gezeigt, dass es wesentlich sicherer für alle Beteiligten ist, wenn
wir Mischflächen machen. Zudem ist auch in einigen Busspuren das Radfahren
möglich. – Als Autofahrer muss man halt realisieren, was gerade für einen
bestimmten Bereich gilt.
Außerdem wurde kritisiert, dass Radwege, insbesondere
Zweirichtungsradwege, manchmal zu breit dimensioniert sind, und vorgeschlagen,
dass man eventuell gar keine Zweirichtungsradwege bauen sollte. – Dazu
möchte ich sagen: Baulich getrennte Radwege sind zwar von der Theorie her sehr
schön, und grundsätzlich sind baulich getrennte Radwege überhaupt ideal, weil
dann klare Verhältnisse für alle Beteiligten bestehen. Das geht sich aber
platzmäßig nicht immer aus.
Bei den Zweirichtungsradwegen gibt es Probleme an den
jeweiligen Anschlussstellen. So erwartet zum Beispiel der Autofahrer an der
Kreuzung nicht unbedingt, dass auf einer Seite der Fahrbahn plötzlich Fahrräder
aus zwei Richtungen queren. Es hat sich gezeigt, dass das ein möglicher
Unfallpunkt ist. Zweirichtungsradwege haben zwar Vorteile, bewirken aber leider
gerade an den jeweiligen Kreuzungspunkten oder an den Endpunkten immer wieder
unfallträchtige Situationen, die Gott sei Dank letztlich nicht immer zu
Unfällen führen. Besser ist es natürlich, wenn die Radfahrer jeweils auf der
„richtigen“ Seite der Straße fahren, also links oder rechts, je nachdem, in
welche Richtung sie fahren, weil das die Autofahrerinnen und Autofahrer so
erwarten.
Ich hätte jetzt auch noch Unterlagen über das
Radfahren gegen die Einbahn in einer Aufgliederung nach Bezirken hier, aber das
erspare ich mir jetzt, denn ich möchte Sie nicht weiter quälen.
Gegen Ende möchte ich zusammenfassen: Beim Radfahren
ist man schnell unterwegs. Die meisten Wege, die man in dieser Stadt
zurücklegt, sind weniger als 5 km lang, und da ist es tatsächlich nicht
immer notwendig, das Auto zu benützen. Aufs Rad steigt man aber nur dann um,
wenn man sich halbwegs sicher fühlt, und man fühlt sich nur halbwegs sicher,
wenn es entsprechende Radfahranlagen gibt.
Radfahren ist auch gesund. Auch ich sollte öfter Rad
fahren, das gebe ich gerne zu, aber im Winter tut man es halt nicht so
gern! – Die Stadt Wien hat erst kürzlich einen Ziviltechniker beauftragt,
eine Befragung durchzuführen, um den Zusammenhang zwischen dem Alter und dem
Wegezweck auf den Radverkehrseinrichtungen der Stadt Wien zu ermitteln. Dabei
hat sich ganz deutlich gezeigt, dass der überwiegende Anteil der Radfahrerinnen
und Radfahrer, die in Wien – abgesehen von der Donauinsel oder den
überregionalen Radverbindungen entlang des Donaukanals – unterwegs sind,
nicht freizeitmäßig unterwegs sind. Der überwiegende Anteil der Befragten hat
angegeben, dass sie den Radweg konkret auf dem Weg zur Arbeit und beruflich
benützen, die meisten davon sind zwischen 36 und 45 Jahren alt, es sind
aber auch viele 46- bis 55-Jährige vertreten. Mit großem Abstand folgen dann
Freizeitbetätigung, Ausbildung, Privaterledigungen und Ähnliches.
Es zeigt sich also, dass sehr wohl sehr viele
Wienerinnen und Wiener ihre Berufswege mit dem Fahrrad erledigen. Das bewirkt
Gott sei Dank eine positive Entwicklung des Modal-Split in Wien: Es sind nur
mehr ein Drittel der Verkehrsteilnehmer innerhalb Wiens mit dem Kfz unterwegs.
Zwei Drittel bedienen sich des Umweltverbunds, und wir hoffen, dass auf Grund
unserer Maßnahmen auch der Radfahreranteil noch weiter steigen wird!
Leider ist das, wie wir wissen, bei den Einpendlern
nach Wien ganz und gar nicht der Fall: Zwei Drittel der Einpendler kommen mit
dem Kfz und nur ein Drittel benützt den Umweltverbund. Aus Sicht der
Wienerinnen und Wiener wäre es sehr wünschenswert, dass auch hier Änderungen
stattfinden, aber in den anderen Bundesländern findet ein diesbezügliches
Umdenken halt leider nicht in großem Maße statt!
Wien ist in diesem Bereich wirklich sehr vorbildlich
unterwegs. Wenn wir einerseits von den Grünen
kritisiert werden, dass wir für Radfahrerinnen und Radfahrer zu wenig tun, von
der anderen Seite aber kritisiert werden, dass wir für Radfahrerinnen und
Radfahrer zu viel tun, dann zeigt mir gerade diese Diskrepanz, dass wir in
dieser Stadt bei diesem Thema richtigerweise offensichtlich einen Mittelweg
beschreiten! Die Kritik von links und von rechts bestätigt uns, dass wir auf
dem richtigen Weg sind. Und wir werden bei der Radwegeplanung und
Radwegeentwicklung genau so weitermachen! (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der
nächste Debattenbeitrag kommt von Herrn Mag Kowarik. Ich erteile ihm das
Wort.
GR Mag Dietbert Kowarik
(Klub der Wiener Freiheitlichen):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Meine Damen und Herren!
Ich möchte die Debatte nützen, um zu zwei Themen
Stellung zu nehmen. Zuerst komme ich zu den neuen Planungen um den Westbahnhof,
und im Weiteren möchte ich noch einen Antrag zum Kfz-Abschleppplatz in
Simmering einbringen.
Ich möchte zunächst kurz eine Bemerkung zu Kollegen
Lindenmayr machen, der ausgeführt hat, wie toll und wie gut das Wiener
Radverkehrsnetz ist: Ich meine, dass man oftmals auch den Eindruck hat, dass
die Stadt Wien Radwege nur zum Zwecke des Bauens von Radwegen baut. (Beifall bei der FPÖ.)
Ich könnte Ihnen mehrere Beispiele
auch aus meinem Heimatbezirk, dem 15. Bezirk, nennen, dass da teilweise
wirklich sinnlose Radwege geplant sind. Ich nehme jetzt nur ein Beispiel
heraus, nämlich die Reindorfgasse, die Sie vielleicht kennen. Ich wohne dort,
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