Gemeinderat,
30. Sitzung vom 24.01.2008, Wörtliches Protokoll - Seite 6 von 95
Freiheitlichen): Guten Morgen, Herr
Stadtrat!
Sie haben jetzt sehr beeindruckend die internationale
Breite der Wiener Architektur geschildert. Wenn ich aber die Wiener
Architektur-Deklaration hernehme, dann steht hier unter anderem bei der
Grundsatzhaltung, dass zum Beispiel einmal die Transparenz bei Verfahren sehr
maßgeblich ist, was jetzt, wenn man Medienberichten folgen kann, bei den ÖBB
vielleicht nicht ganz so gegeben ist. Es steht weiter da, dass die Architektur
als Qualität des Bauens einen sehr hohen Stellenwert einnehmen soll. Dann muss
ich aber sagen, dass sie also wie in Hadersdorf dann gesellschaftspolitisch -
auch ein Schlagwort dieser Deklaration - nicht so zweckmäßig ausgefallen ist,
weil nicht nur die Preise sehr hoch sind, obwohl es um den geförderten Wohnbau
geht, sondern oft auch die Zweckmäßigkeit in der Benutzung nicht so gut gegeben
ist. Und ein wesentlicher Punkt war dann auch noch ein prägendes Element der
öffentlichen Räume und ein nachhaltiges Bild der Gesellschaft, und da möchte
ich nur die Spittelauer Lände anführen, die nicht einmal verwertet werden
konnte.
Warum ich diese Beispiele genannt habe: Es waren
alles internationale Architekten, die damit beschäftigt waren, und auch Sie
haben eben jetzt immer wieder auf die Internationalität verwiesen. Jetzt meine
Frage: Trauen Sie den österreichischen Architekten nicht zu, diese Qualität zu
erbringen, oder handelt es sich hierbei auch ein bisschen um Renommierprojekte
für die Stadt, ohne dann diese Aufgaben zu erfüllen?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte Herr Stadtrat!
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Frau Gemeinderätin!
So ganz klar ist es mir
jetzt nicht, ob Sie sozusagen das Verwerten, das Verkaufen der österreichischen
Architektur im Ausland besonders hervorheben, oder ob Sie meinen, dass
sozusagen - und das würde zu Ihrer Partei passen - nur Österreicher in
Österreich bauen dürfen. Das kann natürlich beides nicht sein, sondern es kann
natürlich nur dann die Breite auch im Inland gefunden werden - und ich bin sehr
interessiert daran -, wenn der internationale Dialog gerade bei der Architektur
stattfindet. Ich bin nicht dafür, dass wir jede Mode in einer anderen Stadt
auch in Wien nachvollziehen. Das ist in Wien nie gut gegangen, und wir haben es
auch nur ganz, ganz selten probiert.
Was wir in Wien aber brauchen, ist die Befruchtung
gerade durch internationale Architekten, die wir für die Lehre hereinholen. Und
wie Sie wissen, hat Zaha Hadid ja in Wien ihre Professur an der Angewandten.
Und dass an der Spittelau dieses Wohnprojekt nicht so gestaltet wurde, wie es
von Zaha Hadid geplant war, ist wohl daran gelegen, dass diese Baufirma ja
damals schon sehr konkursnah war und jetzt auch dann leider in Konkurs gegangen
ist, mit großen Nachteilen für alle Wohnbausuchenden, nicht nur für dieses
Projekt.
Was Hadersdorf betrifft, so sehe ich gerade in diesem
Projekt eine große Chance. Sie meinen, nehme ich an, das Projekt „9 ist gleich
12“, dort ist es darum gegangen, Beton in neuen Formen und in neuen Mischungen,
in neuen Kombinationen, zu verwenden und diese auch für den Wohnbau nutzbar zu
machen. Und dafür haben sich neun renommierte Architekten gefunden, die in
Workshops davor das Thema schon erarbeitet haben und diese Mustersiedlung
danach auch gemeinsam mit den Wohnbauträgern umgesetzt haben.
Ich nehme an, Sie haben die Möglichkeit genutzt,
anlässlich der Schlüsselübergabe die Objekte auch innen zu sehen. Also, ich
muss sagen, da sind einige dabei, wo ich auch gerne selber drinnen wohnen würde
und ich denke, dass die Möglichkeiten, die dort bestanden haben, und die
Möglichkeiten, die dort von den Architektinnen und Architekten genutzt wurden,
wirklich hervorragend sind und die Unterschiedlichkeit in der Gestalt nicht nur
in der Außenhaut, sondern auch bei der Ausformung der Wohnungsgrundrisse wesentlich
über der Qualität liegt, die man normalerweise zustande bringt, wenn man eben
nicht dieses Symposium, diesen Workshop, den die Architekten abgehalten haben,
stattfinden hat lassen.
Also, bei diesem Projekt finde ich die Kritik
deutlich überzogen. Wir müssen solche Musterprojekte machen und Sie wissen ganz
genau, wie zum Beispiel die Projekte, die in der Zwischenkriegszeit im
Siedlungswesen in Wien entstanden sind, vorbildhaft waren für die große, breite
Welt im Wohnbau, und genau das wird bei diesem Objekt, davon bin ich überzeugt,
auch der Fall sein.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, die 2. Zusatzfrage
wird gestellt von Frau GRin Dipl-Ing Gretner.
GRin Dipl-Ing Sabine Gretner (Grüner Klub
im Rathaus): Sehr geehrter Herr Stadtrat!
Ich finde es einigermaßen amüsant, wenn Sie jetzt
lobend erwähnen, dass die jungen Architekten den Besucherpavillon gestalten
dürfen. Wenn Sie schon nicht einen Wettbewerb für das Bahnhofsgebäude an sich
ausgelobt haben, so soll es der Besucherpavillon sein, aber das nur eine
Bemerkung am Rande.
Zur Frage: Letzte Woche sind Sie bei der Jurysitzung
für die Bahnhofs-City am Gelände des Hauptbahnhofs nicht erschienen und haben
dann ausgerichtet, dass Sie, so wie das Verfahren gestaltet ist, nicht daran
teilhaben können. Die Stadt Wien war allerdings durch Vertreter dabei, und in
Wahrheit hat ja die Stadt Wien dieses Verfahren gemeinsam mit den ÖBB
gestaltet. Das heißt, es ist doch eine recht plötzliche unerwartete
Entscheidung von Ihnen gewesen. Vor einem Jahr haben Sie in einer
Anfragebeantwortung bezüglich Anwendung des Wettbewerbsleitfadens für
ausgegliederte Unternehmen in der Stadt Wien lapidar geantwortet, in Ihrem
Ressort gäbe es keine ausgegliederten Unternehmen, und deswegen seien Sie nicht
zuständig. Wieso dieser plötzliche Sinneswandel?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat!
Amtsf StR Dipl-Ing Rudolf Schicker: Also, Frau Kollegin
Gretner, mir ist noch nicht aufgefallen, dass die Österreichischen Bundesbahnen
eine Tochtergesellschaft der Stadt Wien wären. Wir würden uns schwer
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