Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 52 von 117
Besonders interessant bei dieser Ausschreibung ist
aber, dass, wenn dasselbe auf Bundesebene
geschähe, die SPÖ noch in Opposition wäre und es dort eine Ausschreibung gäbe,
bei der Mitglieder der Regierungsparteien vertreten wären, der Aufschrei
sicherlich enorm wäre. Hier ist es aber selbstverständlich. Zu dieser
Machbarkeitsstudie heißt es unter Punkt 3.5.3 – Bewertung: „Die
Kommission setzte sich aus sechs Mitgliedern wie folgt zusammen: Für die
rot-grüne Projektgruppe Nationalratsabgeordneter Mag Schieder, GR Wutzlhofer
(zusammen eine Stimme), GR Mag Chorherr, GRin Dipl-Ing Gretner
(zusammen eine Stimme), zwei Vertreter für die MA 29, ein Vertreter für
die MA 45 und ein Vertreter für die MA 46.“
Meine Damen und Herren! Glauben Sie, dass es den
Bestimmungen des Vergabegesetzes entspricht, dass man an einer Ausschreibung
Mitglieder einer Regierungsfraktion teilnehmen lässt? Hat sich diese
Bewertungskommission nicht möglicherweise mehr von politischen Gedanken in der
Auswahl als von wahren Grundlagen leiten lassen? – Ich meine, das ist der
nächste Punkt, den der Rechnungshof überprüfen sollte! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren! Das Projekt Wiental ist zu
wichtig, als dass es heute nur zur Kenntnis genommen wird! Ich meine, das
Projekt Wiental muss fortgeführt werden.
Wir mussten in diesem Jahr beziehungsweise in den
letzten Monaten auch sehr oft zur Kenntnis nehmen, dass manch teure Dienstreise
unternommen wurde. – Ich schlage Ihnen jetzt eine Dienstreise vor, die
wahrscheinlich auch nicht billig sein wird, aber wenn Sie den Economy-Flieger
nehmen und nicht ein Sechssternhotel auswählen, wie in anderen Teilen der Welt,
dann wird es auch finanzierbar sein. (Amtsf StRin Mag Ulli Sima: Vor
allem, wenn Sie den Economy-Flieger zahlen!)
Ich zeige Ihnen ein Beispiel, „wie Sie es schaffen
könnten, sich andere Erdteile anzuschauen!“ Fahren Sie einmal nach Südkorea,
nach Seoul, dort gibt es einen renaturierten Fluss, der genauso ausschaut wie
der Wienfluss. Würden Sie sich an diesem Fluss orientieren, dann könnten wir in
Wien auch bald einen renaturierten Fluss zustande bringen! Machen Sie einmal
eine Dienstreise, und schauen Sie sich an, wie das dort gemacht wurde! Dort hat
man das schneller gemacht und brauchte nicht so viele Studien! Erledigen Sie
das, stecken Sie das Geld in das konkrete Projekt, führen Sie endlich die
Renaturierung fort, und betreiben Sie nicht nur Planungen, die nichts bringen!
(Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Wutzlhofer.
GR Jürgen Wutzlhofer
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Präsident! Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine Damen
und Herren!
Wäre Herr Kollege Gerstl in den gleichen Ausschüssen
wie ich, hätte ich ihn jetzt ermuntert, doch eine Ausschussreise vorzuschlagen,
weil ich davon profitieren könnte. Südkorea hätte mich interessiert, aber so
ist es leider nicht möglich. Schade! Aber bleiben wir einmal bei Wien.
(Zwischenruf von GR Dipl-Ing Roman Stiftner.) Vielleicht gibt es da
Partnerschaften über die Fraktionsgrenzen hinaus!
Zuallererst möchte ich dem Rechnungshof sehr herzlich
für seine Arbeit danken! Ich bitte, das auch den Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern auszurichten. Diese Arbeit ist immer positiv und konstruktiv und
ermöglicht es uns, laufend Verbesserungen in der Stadt vorzunehmen.
Selbstverständlich muss auch die Kritik ernst genommen und auch in die weitere
Arbeit eingebaut werden, und das tun wir auch.
Etwas möchte ich meinen Vorrednerinnen und Vorrednern
schon sagen: Der Rechnungshofbericht gibt immer sehr wertvolle und
ernstzunehmende Anregungen. Er ist aber kein Gerichtsurteil, zu dem man
mitunter auch andere Zugänge haben könnte. Die Kritik ist konstruktiv, diese
Feststellung möchte ich für mich in Anspruch nehmen, zumal das von den
Vorrednerinnen und Vorrednern natürlich unter den Tisch gekehrt wurde. Es gibt
auch positive Argumente und Aspekte in den Rechnungshofberichten.
Ich werde mich jetzt auf den Umweltbereich
spezialisieren und ein paar Dinge betreffend die Abfallwirtschaft erwähnen. Der
Rechnungshof bewertet das Wiener Modell der Verbrennung der Abfälle und der
Nutzung in Form von Fernwärme definitiv positiv, und zwar erstens wegen des
großen Potenzials an Reduktion von Treibhausemissionen und zweitens auf Grund
der großen Kapazität: Wir verbrennen derzeit schon 80 Prozent, und mit der
Müllverbrennungsanlage Pfaffenau wird das dann vollendet. Drittens wird die
große Effizienz der Wiener Anlagen positiv bewertet. Alle Wiener Anlagen haben
eine größere Effizienz als die empfohlenen 65 Prozent, was natürlich
wiederum notwendig ist – so schließt sich der Kreis –, um überhaupt
von einer relevanten CO2-Reduktion sprechen zu können.
Ein weiterer positiver Punkt, den wir auch für uns in
Anspruch nehmen wollen, ist die Vorsorge für die Zukunft im Hinblick auf
momentane Probleme: So wurde der Umgang der Stadt im Hinblick auf die Bewertung
der Nachsorgekosten für den Rautenweg positiv erwähnt.
Natürlich gibt es auch betreffend das Wiental
positive Punkte: Die Realisierung der wesentlichen Komponenten des
Hochwasserschutzes wird anerkannt, und unsere Schwerpunktsetzung wird
bestätigt. In der Machbarkeitsstudie zum Radweg wird das Teilstück Hackinger
Steg/Kennedybrücke prioritär behandelt: Die Errichtung eines Radwegs direkt am
Wienfluss ist dort sinnvoller als weiter drinnen, weil es dort keine
Alternative gibt. Außerdem sehe ich eine positive Behandlung der Renaturierung
bei den Retentionsbecken Auhof.
Weiters schaffen wir im Zusammenhang mit der
Beseitigung der Schmutzwasserfracht durch das jetzt gebaute Teilstück beim
Naschmarkt 85 Prozent. – Das hat Kollege Stiftner natur- oder
umweltpolitisches Desaster genannt! Ich betone: Wir schaffen dort
85 Prozent der Beseitigung der Schmutzwasserfracht! Man kann dazu aber
natürlich unterschiedlicher Meinung sein!
Ich komme jetzt zu den
Kritikpunkten, und zwar zunächst zur Müllverwertungsquote: Lieber Kollege
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