Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 51 von 117
den so genannten 1 000 km Radweg kommt! Dieser Erinnerungstausender kostet uns ganz schön viel Geld, nämlich die Betriebskosten 144 389 EUR und die Errichtung 1,4 Millionen. Das ist wirklich nicht wenig für diese Kleinigkeit! Man muss sich nämlich dessen bewusst sein, dass man diesen Radweg nicht immer benützen kann wie den Ring-Radweg oder den Radweg auf der Jörgerstraße. Nein! Dieser Radweg wird am Abend einfach zugesperrt. Am Abend gibt es dort keine Radfahrer, weil auf diesem Radweg eben nicht immer gefahren werden kann. Da frage ich: Ist das nun ein Radweg oder ein Bedienungsweg? – Wie gesagt: Es ist ein Sittenbild, dass die Benützung dieses so genannten Radwegs 51,2 EUR in der Stunde kostet.
Es gibt auch noch ein zweites interessantes Projekt:
Es nennt sich „Ausgewählte Themen der Abfallwirtschaft in Österreich“. –
Die Abfallwirtschaft ist immer ein sperriges Thema. Daher bedanke ich mich noch
einmal beim Rechnungshof, dass dieses Thema im Heft 2 dieses Jahres
aufgerollt wurde. Dieses Thema hatten wir schon einmal als Diskussionspunkt bei
Frau StRin Kossina. Sie hat uns damals auch eine Erklärung geliefert, die ich
Ihnen dann später nicht vorenthalten möchte.
Faktum ist, dass die Siedlungsabfälle in Wien
392 kg pro Einwohner und Jahr ausmachen. Das ist schon viel, überhaupt wenn
man es mit Vorarlberg vergleicht: Die Vorarlberger kommen nämlich mit
82 kg aus. In der Diskussion heißt es seitens der Stadt dann gern, dass es
bei uns eben so viele Touristen und Pendler gibt. – In Vorarlberg gibt es
auch Touristen, aber vergleichen wir es doch mit einem Tourismusgebiet wie zum
Beispiel Salzburg und Tirol! In Salzburg sind es 209 kg pro Kopf. Das sind
immerhin um fast 190 kg pro Kopf weniger! Und in Tirol sind es gar nur
173 kg. Was machen wir also falsch? – Offensichtlich sind die Pendler
schuld! Wenn man sich aber überlegt, dass nach Wien täglich 200 000
Menschen einpendeln, dann kann das doch nicht so viel ausmachen!
Man kann also davon ausgehen, dass es in Wien
offensichtlich mit der Mülltrennung nicht so wahnsinnig weit her ist, wie es
vielleicht gerne glauben gemacht wird! Wir kommen heute später ohnedies noch zu
einen Akt, der damit zu tun hat.
Noch einmal: Bei uns sind es 392 kg pro
Einwohner und Jahr. Das heißt, es besteht Handlungsbedarf für die zuständige
Stadträtin und für die zuständige MA 48. Aber nicht nur das. Man sieht
nämlich im Bericht, dass da auch von der Verwertungsquote die Rede ist, und da
ergibt sich genau das gleiche Bild. In Wien werden 38 Prozent der
Siedlungsabfälle verwertet. Im Burgenland sind es 59 Prozent. Da kann man
wieder sagen: Im Burgenland gibt es viel weniger Touristen. Dann schauen wir
uns eben wieder vergleichbare Bundesländer an: In Tirol sind es 55 Prozent
und in Salzburg 46 Prozent. Diesmal wird das im Rechnungshofbericht nicht mehr
so genau heruntergebrochen, aber in der ursprünglichen Fassung, wozu die Stadt
Wien Stellung nehmen konnte, hat sich gezeigt, dass die Stadt Wien bei
rezyklierbaren Materialien nicht Nummer 1 ist, sondern noch Aufholbedarf
hat. Es ist also mit der Umweltmusterstadt in diesem Bereich nicht so
wahnsinnig weit her!
Ich danke dem Rechnungshof noch einmal vielmals, dass
er eine so klare und deutliche Sprache verwendet! – Danke schön. (Beifall
bei den Grünen.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort gemeldet ist Herr GR Mag Gerstl.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter
Berichterstatter! Sehr geehrter Präsident!
Ich darf als Vertreter eines Bezirkes, der am
Wienfluss liegt, das Thema „Projekt Wiental" noch einmal aufgreifen. Ich
glaube, dass zu den Detailausführungen meines Kollegen Stiftner zum
Rechnungshofbericht nicht mehr viel hinzuzufügen ist. Der Rechnungshofbericht
spricht eine sehr klare Sprache. Er hat über 46 Seiten, und man hat sich
im Detail mit diesem Projekt beschäftigt. Wenn man sich das durchliest, zeigt
sich deutlich, dass das eine ziemlich unendliche Geschichte von fast
20 Jahren, nämlich von 1989 bis 2007, ist und wie es um die Renaturierung
des Wienflusses steht.
Ich meine, es ist wichtig, dass wir bei diesem Thema
weiter tun und es nicht nur dabei belassen, dass der Rechnungshofbericht heute
zur Kenntnis genommen wird und sich danach nichts ändert. Daher möchte ich noch
einmal auf die Bedeutung dieses Projektes hinweisen. Vom Wienfluss-Bereich sind
hauptsächlich neun Bezirke betroffen, nämlich der 14., der 13., der 15., der
12., der 6., der 5., der 1., der 3. und der 4. Bezirk mit insgesamt
475 000 Einwohnern. Das bedeutet, dass von einer solchen Grünoase im
Wienfluss-Bereich anteilsmäßig mehr Personen betroffen sind als zum Beispiel
unmittelbar im Bereich der Donauinsel. 28,4 Prozent der Wiener Bevölkerung
hätten Anteil an einem renaturierten Wienfluss.
Ganz besonders ist dabei, dass von diesen neun
Bezirken sieben Bezirke zu jenen gehören, die über den geringsten Grünanteil
von Wien verfügen, nämlich insgesamt nur über einen Anteil von
1,75 Prozent. Daher würde man gerade diesen innerstädtischen Bezirken
einen besonderen Dienst leisten, wenn dieses Projekt nach 20 Jahren nun
wirklich in die Endphase gelangen könnte!
Wichtig ist mir zu zeigen: Wo stehen wir
heute? – Der Rechnungshof hat geprüft, und gleichzeitig hat die Stadt Wien
weitere Beauftragungen vorgenommen. Und ich denke, es wird wahrscheinlich auch
für den Rechnungshofpräsidenten interessant sein, ob seine Vorschläge von der
Stadtverwaltung auch entsprechend berücksichtigt wurden. Im Sommer dieses
Jahres wurde im Verkehrs- und Planungsausschuss eine Vorlage von der SPÖ
angenommen, dass nochmals über 300 000 EUR in die Planung eines neuen
Radweges im Wiental-Bereich hineingesteckt werden. (Amtsf StRin Mag Ulli
Sima: Das ist eine Machbarkeitsstudie!) Ja, Frau Kollegin Sima! Es ist eine
Machbarkeitsstudie, aber sie reiht sich zu vielen anderen Planungsstudien, die
wir in dem Bereich hatten und hinsichtlich welcher der Rechnungshof zu Recht
kritisiert hat, dass der Aufwand der Planungskosten im Verhältnis zum
bisherigen Output viel zu hoch ist. Und die Gefahr, dass das nochmals
geschieht, ist gegeben.
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