Gemeinderat,
29. Sitzung vom 14.12.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 38 von 117
unterstützt den Flughafen bei seinem Vorhaben, das er schon seit geraumer Zeit umsetzt, dass er den Fluglärm in Wien steigert. Und das ist von unserer Seite und von Seiten der Bürger massiv zu verurteilen, meine Damen und Herren! (Beifall bei der FPÖ.)
Wir werden uns aus diesem Grund heute einen erneuten
Anlauf nehmen, um bei der SPÖ ein Umdenken in die Wege zu leiten. Die
Erfolgsaussichten stehen wahrscheinlich nicht sonderlich hoch, aber wir lassen
uns von diesen Aussichten nicht entmutigen. Man sieht ja, wenn man am Ball
dranbleibt wie beim 2-Stunden-Parkschein, wo es zuerst auch geheißen hat: „Kein
Interesse in der Bevölkerung, es besteht kein Bedarf“ - und innerhalb von drei
Wochen hat sich das Interesse und der Bedarf in der Bevölkerung vervielfacht
und sogar die Farbe ist schlussendlich übernommen worden! Wir machen eh schon
die ganze Arbeit für die Regierungsfraktion hier. Ihr müsst es halt nach
einiger Zeit dann auf die eine oder andere Art umsetzen.
Es war ja wirklich lustig, wenn man die Fotos
vergleicht. Der Herbert Madejski und ich - normal red’ ich nicht von den
eigenen Pressegeschichten - sind mit den Kundenparkscheinen dort gestanden und
drei, vier Wochen später dann die StRin Brauner genau mit den Parkscheinen. Wir
haben sie ein bissel größer gehabt. Das war ein bissel ein Déjà-vu bis auf die
handelnden Personen! Wir haben uns natürlich gefreut. Es war in diesem Fall ein
Pech für die SPÖ. Normal könnt ihr euch länger Zeit lassen, ein halbes Jahr,
ein Jahr, zwei Jahre, bevor ihr dann die Vorschläge der Opposition als SPÖ-Idee
bringt und umsetzt. Diesmal, weil sich der Bedarf, das Interesse in der
Bevölkerung so sprunghaft erhöht hat, habt ihr es schneller machen müssen. Den Leuten
auf der Straße ist das natürlich aufgefallen und sie haben gesagt: Da schau
her, jetzt kommt ja doch der 2-Stunden-Parkschein in gelb gehalten.
Aber wir glauben auch, dass wir, weil steter Tropfen
den Stein höhlt, auch bei der SPÖ in Sachen Fluglärm irgendwann ein Umdenken
bewirken werden können. Vielleicht erst nach der nächsten Wahl, wenn wir
stärker werden und die SPÖ schwächer. Vielleicht wird dann die SPÖ eher dazu
geneigt sein, den freiheitlichen Vorschlägen Folge zu leisten oder zumindest
Teile davon zu übernehmen. Aber, Kollege Valentin, die SPÖ muss sich in Sachen
Fluglärm in den nächsten Jahren schon einmal entscheiden. Ich sag’ jetzt: Sind
euch die fast 9 Millionen EUR der jährlichen Dividende vom Flughafen
wichtiger oder ist die Gesundheit der euch anvertrauten Menschen wichtiger? Ist
es wichtiger, dass der Flughafen jedes Jahr mehr Flieger reinholt, mehr Umsatz
macht und vielleicht SPÖ-nahe Arbeitnehmer eine Anstellung am Flughafen finden
oder ist euch die Lebensqualität von über 300 000 Menschen in Wien
wichtiger? Irgendwann müsst ihr euch entscheiden! An diesem Spagat, den ihr im
Moment probiert zu vollführen, an dem seid ihr gescheitert. Das glaubt euch
keiner mehr. Lest euch die täglichen E-Mails durch, die aus sehr, sehr vielen
Bezirken kommen. Erich, du bekommst alle E-Mails auch. Diesen Spagat kann man
nicht machen: Dort Preise senken und Flieger reinholen und auf der anderen
Seite erzählen, wir machen was für die Fluglärmsenkung. Wenn ihr wirklich was
machen wollt, dann schaut, dass der gekurvte Anflug rasch getestet und
eingeführt wird und redet’s euch nicht immer auf Europa aus und dass andere
Flughäfen und, und, und. Das geht alles nicht und das brauchen wir nicht.
Redet’s euch nicht immer auf andere aus. Macht’s was für die Fluglärm geplagte
Bevölkerung! Fluglärm ist gesundheitsschädlich! Fluglärm ist kein
Menschenrecht, sondern der Schutz vor Fluglärm sollte auch in Wien ein
Menschenrecht sein! Darum bringen wir folgenden Antrag ein:
„Der Gemeinderat spricht sich dafür aus, dass Wien
als 20 Prozent-Miteigentümer des Flughafens für eine Änderung der
aktuellen Tarifpolitik eintritt, die insbesondere Billigfluglinien und schwere,
laute Langstrecken- beziehungsweise Frachtmaschinen nach Schwechat lockt und
damit noch massivere Fluglärmbelastungen für mehr als
300 000 Menschen in Wien verursacht.
In formeller Hinsicht verlangen wir die sofortige
Abstimmung.“ - Danke! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Bevor ich dem Kollegen Valentin zu einer
tatsächlichen Berichtigungen das Wort gebe, möchte ich mich auf das jetzt hier
ausgewiesene Protokoll der Aktuellen Stunde bezüglich der Rede des Kollegen
Dr Madejski beziehen, den wir alle als temperamentvollen Redner kennen.
Das ist keine Frage. Es war auch wieder eine sehr emotionale Rede und ich
verstehe in dem Zusammenhang auch seine persönliche Betroffenheit. Aber, lieber
Herr Kollege, ich muss hier nur diesen einen Absatz zitieren: „Meine Damen und
Herren, dann kommen Sie her und wollen über den Augarten reden. Das Thema haben
Sie total verfehlt, meine Damen und Herren. Sie sind ganz aus dem Häusl.“ Und
jetzt kommt es: „Eigentlich gehören Sie ins Häusl.“ Das ist eine Verrohung der
Sprache. In dem Zusammenhang werden Sie einsehen, dass ich Ihnen einen
Ordnungsruf geben muss.
Zu einer tatsächlichen Berichtigung hat sich der
Kollege Valentin gemeldet. Bitte schön.
GR Erich Valentin (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Berichterstatter!
Es fällt mir nach der Rede vom Kollege Mahdalik
insofern leicht, mich nach der Geschäftsordnung zum Wort zu melden, weil er so
viel Anlass für eine tatsächliche Berichtigung gibt, dass die drei Minuten ja
fast zu kurz sind.
Punkt 1: Der Kollege Mahdalik
spricht von 300 000 bis - je nach Aussendung und je nach Rede -
350 000 Fluglärm Geschädigten. Ich stelle fest, dass es zwei
Richtwerte gibt, die europaweit anerkannt sind. Der erste ist das
Umgebungslärmschutzgesetz, das eine europäische Richtlinie ist und vom
Österreichischen Nationalrat in ein Gesetz gegossen worden ist. Die zweite
Richtlinie ist die der Weltgesundheitsorganisation. Nach beiden Richtlinien
gibt es in Wien keine Fluglärm Geschädigten, weil es in Wien bei den
Grenzwerten, die die beiden Richtlinien aufstellen - die Weltorganisation
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