Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 24 von 58
diese als angenommen und stelle fest, dass die im Sinne des § 25 der Wiener Stadtverfassung erforderliche Anzahl der Mitglieder des Gemeinderates gegeben ist.
In der Präsidialkonferenz wurde nach entsprechender
Beratung die Postnummer 28 zum Schwerpunkt-Verhandlungsgegenstand erklärt
und gleichzeitig folgende Umreihung der Tagesordnung vorgeschlagen:
Postnummer 17, 23, 24, 26, 36, 38, 39, 51, 43, 1, 2, 3, 4, 5, 8, 29, 11,
12, 13 und 14. Die Postnummern werden daher in dieser Reihenfolge zur
Verhandlung gelangen.
Es gelangt die Postnummer 28 der Tagesordnung
zur Verhandlung. Sie betrifft die Umwidmung einer für den Theaterverein Wien
bereits genehmigten Subvention an die Kulturzentrum Kabelwerk GmbH. Ich ersuche
die Berichterstatterin, Frau Mag Straubinger, die Verhandlungen
einzuleiten.
Berichterstatterin GRin Mag Sybille Straubinger:
Ich bitte um Zustimmung.
Vorsitzender GR Günther Reiter: Danke.
- Die Debatte ist eröffnet. Zum Wort gemeldet hat sich Herr Mag Stefan. Erstredner
haben, wie bekannt, eine Redezeit von 40 Minuten. - Bitte.
GR Mag Harald Stefan (Klub der
Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Berichterstatterin!
Vorerst einmal zum eigentlichen Akt: Errichtung eines
Kulturzentrums auf dem Gelände des ehemaligen Kabelwerkes. Wir Freiheitliche
stimmen dem zu, obwohl wir - wie ich in der Folge noch feststellen werde - eine
gewisse Skepsis gegenüber der Abrechnung von Kultursubventionen haben. Daher
fällt es uns nicht ganz leicht, aber wir wollen hier doch in erster Linie
einmal einem Projekt im Kabelwerk, in einem dicht besiedelten Raum, zustimmen,
um dort einen Impuls setzen zu können und eine Infrastrukturmaßnahme im
kulturellen Bereich zu fördern. Daher ergibt sich hier unsere positive
Einstellung.
Aktuelles Thema ist ein in den Medien diskutierter
Bericht des Kontrollamtes über das International Theatre, aus dem hervorgeht,
dass dort eine sehr kreative Form der Abrechnung stattgefunden hat. Auf Grund
der gesetzlichen Vorschriften der Gemeinde Wien und der Stadt Wien ist es nicht
möglich, jetzt über diesen Kontrollamtsbericht zu diskutieren. Er ist in etwa
ein halbes Jahr alt und wird in ungefähr einem halben Jahr so weit
veröffentlicht sein, dass man darüber sprechen darf.
Tolle Sache: Ein Jahr, nachdem die Dinge auf dem
Tisch liegen, und mehr als eineinhalb Jahre, nachdem die Verfehlungen
stattgefunden haben, kann dann die Diskussion stattfinden! Man sieht schon,
dass hier etwas im Argen liegt. Aber darüber haben wir hier schon zu einem
anderen Zeitpunkt diskutiert, dass die Kontrollamtsberichte viel früher und
ganz anders zur Diskussion vorliegen sollten.
Wie schaut es also nun aus mit diesen
Kontrollamtsberichten, die ja immer den Finger auf die Wunde legen, wo Abrechnungen
nicht ordnungsgemäß passieren? Wir haben in den letzten Jahren - wenn man nur
einmal auf die letzten fünf, sechs Jahre zurückblickt - regelmäßig sehr
ernüchternde Berichte bekommen. Ich greife nur ein paar heraus.
Zum Beispiel: Vereinigte Bühnen Wien,
wirtschaftliches Ergebnis des Musicals „Wake Up". Da hat das Kontrollamt
festgestellt, dass die Vereinigten Bühnen keinerlei Aufzeichnungen darüber
hatten, wie eine Produktion abzurechnen ist, was für einen Erfolg eine
Produktion hat, wie damit umzugehen ist, sodass sie in Wirklichkeit gar keine
wirtschaftlichen Daten hatten. Daher hatten sie intern ein sehr großes Problem.
Die Vereinigten Bühnen Wien sind, wie wir wissen, einer der größten
Subventionsnehmer dieser Stadt.
Oder: Wiener Festwochen GesmbH, ebenfalls ein großer
Brocken bei Subventionen. Da wurde festgestellt, dass die internen Zuordnungen
der Kosten nicht wirklich funktionieren, da wurde auch festgestellt, dass dort
ein Subventionsbedarf pro Sitzplatz im Schnitt von 300 EUR, bei - unter Anführungszeichen
- Spitzenproduktionen von bis zu 1 000 EUR und darüber hinaus
entstanden ist. Über 1 000 EUR pro Sitzplatz bei einer Produktion!
Das ist eine unglaubliche Zahl, aber das hat das Kontrollamt unter anderem
dankenswerterweise festgestellt.
Die Reaktion darauf war: Na ja, es handelt sich hier
um besonders anspruchsvolle Produktionen. Das finde ich immer besonders schön,
wenn wir dann erfahren, dass das offenbar zu hoch fürs Publikum war und dieses
daher ausgeblieben ist.
Verein Wiener Symphoniker, auch ein ganz wichtiger
Bericht: Hier hat das Kontrollamt schon vor sechs oder sieben Jahren
festgestellt, dass es so nicht weitergehen kann, weil die Wiener Symphoniker
mit den finanziellen Gegebenheiten nicht auskommen. Das Hauptproblem war - und das
wurde damals schon festgestellt -, dass Pensionsregelungen getroffen wurden,
Sonderpensionsregelungen, die einfach nicht mehr finanzierbar waren. Die
Aufforderung des Kontrollamtes lautete natürlich damals schon, konkrete
Maßnahmen zu treffen. Ergebnis gab es keines: Sechs Jahre später wurde in einem
neuen Bericht festgestellt, dass bis dahin keinerlei Veränderung vorgenommen
wurde.
In der Zwischenzeit sind natürlich die Subventionen
weitergelaufen. Es wurde zuletzt sogar darüber nachgedacht, die Subvention noch
massiv zu erhöhen, weil eben dieser finanzielle Bedarf besteht. Aber Tatsache
war, dass hier ein strukturelles Problem sechs Jahre lang trotz konkreter
Aufzeichnung weitergeführt wurde und die handelnden Personen bei den Wiener
Symphonikern, wie das Kontrollamt relativ hart festgestellt hat, resistent
gegen jede konstruktive Kritik und daher in Wirklichkeit reformunwillig waren.
Dass das jetzt anders ist, ist letztlich nur dem massiven politischen Druck zu
verdanken. Aber etwas sechs, sieben Jahren lang so laufen zu lassen, ist schon
bezeichnend.
Oder: Rabenhof
Theater. Das war ja auch ein besonderes Schmankerl, als man festgestellt hat,
dass ein der SPÖ nahe stehender Leiter dieses Theaters eine sehr schlampige
Buchführung hatte. Er hat seine Belege nur in Schuhkartons gehabt. Er hat
offensichtlich auch einen Bordellbesuch mit der Subvention finanziert. Es waren
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