Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 25 von 58
jedenfalls doch ziemlich wilde Dinge, die da hervorgekommen sind. Auch das hat sich über Jahre hingezogen, und auch da hat es zwischendurch keine ordnungsgemäße Abrechnung gegeben, eine verspätete Abrechnung - alles ohne Konsequenz, also auch hier ein sehr ernüchternder Bericht.
Das WUK, an sich schon ein besonderer Freund von uns
als Subventionsnehmer, war am Rand des Konkurses, weil dort die Ausgaben
explodiert sind. Auch das hat das Kontrollamt festgestellt.
Oder: Verein ImPulsTanz und Wiener Tanzwochen. Sehr
ungenügende Abrechnungen, sehr schlampige Buchhaltung.
Odeon Theater: In-sich-Geschäfte, keine fristgerechte
Erstellung der Jahresabschlüsse, keine ordnungsgemäße Abrechnung. Interthalia
Theater: dasselbe.
Ich könnte also hier wirklich massenhaft aufzählen,
was es allein in den letzten sechs Jahren gegeben hat. Man sieht daran, dass
offensichtlich gerade im Kulturbereich - das dürfte vielleicht mit den dort
handelnden Personen zu tun haben - sehr locker mit Geld umgegangen wird, und
dann kommt immer ein Totschlagargument. Wenn die Opposition kritisiert oder
wenn auch das Kontrollamt kritisiert, dass die Gelder anders einzusetzen sind,
kommt immer das Totschlagargument: Na ja, dann müssten diese Institutionen
zusperren, und dann haben wir sie nicht mehr; wollen Sie das? Das kann es ja
auch nicht sein, also geben wir ihnen lieber mehr Geld.
Das ist natürlich pädagogisch wertlos, das ist keine
Frage. Denn wenn ich immer nachgebe - ja, ich habe auch Kinder, ich weiß, wie
das ist, wenn man immer nachgibt, wenn man dem Drängen immer nachgibt -, dann
werden die Forderungen natürlich immer höher. In Wirklichkeit werden sie, in
dem Fall diese Kulturinstitutionen, natürlich eines wissen: Sie müssen sich
nicht daran halten, denn letztlich gibt der Subventionsgeber ohnehin nach, weil
er ja immer unter diesem Druck steht, dass es sonst diese Institution nicht
mehr gibt.
Das ist natürlich ein katastrophaler Zustand! Den
muss man durchbrechen, auch wenn es vielleicht einmal schmerzhaft ist. Man muss
zumindest einmal ernsthaft Grenzen ziehen, um diese Praxis abzustellen. Denn es
geht nicht an, dass man immer mit Samthandschuhen vorgeht und dann im Ergebnis
feststellt, dass hier Steuergelder nicht ordnungsgemäß verwendet wurden oder
Steuergelder zumindest sehr locker verwendet wurden, dass es immer wieder
notwendig ist, die Subvention zu erhöhen, und dass man sich eben erpressbar
macht.
Das Kontrollamt hat zum Beispiel sehr konkret im
Zusammenhang mit der Prüfung der Förderung interkultureller Aktivitäten
erstaunlicherweise festgestellt: Das Kontrollamt empfahl, Antragsteller, die
wiederholt die vereinbarten Abrechnungsfristen missachten und auf Mahnungen der
MA 7 nicht reagieren, auf eine gewisse Dauer für eine weitere Förderung zu
sperren. Dies hätte auch den Vorteil, dass neue Antragsteller, denen bisher
rein aus budgetären Gründen Absagen erteilt werden mussten, leichter zu einer
Förderung kommen würden.
Eine harte Ansage, keine Frage! Aber ich bin mir
sicher, wenn man das einmal durchzieht, dass es eben erzieherischen Wert hätte
und dass dann anders reagiert wird auf das, was die MA 7 verlangt. Das
dürfen auch die Stadt Wien und der Steuerzahler erwarten.
Das Kontrollamt empfahl hier zum Beispiel weiter, bei
Fristüberschreitungen die Mahnungen zur Vorlage der Nachweisung der
widmungsgemäßen Verwendung der gewährten Förderung zeitnäher anzusetzen
beziehungsweise bei erfolgloser Zweit-Urgenz die Rückforderung der Förderungen
anzudrohen. Und natürlich auch keine weitere Förderung, wenn keine
ordnungsgemäße Abrechnung erfolgt.
All das gibt es an konkreten Maßnahmen, die vom
Kontrollamt gefordert werden. Es wäre hier Aufgabe der Praxis in Wien, der
MA 7 und des Kulturstadtrates, sich das zu Herzen zu nehmen, auch jetzt
anhand dieses konkreten Beispiels, dass man sich nicht immer darauf ausreden
und sagen kann: Das ist der Subventionsnehmer, da kann ich nicht hineinschauen,
ich kann ja nicht verlangen, dass der Subventionsnehmer so und so agiert, und
ich habe hier keinen Einfluss.
Spätestens dann, wenn man keine Abrechnung bekommt,
wenn man von derartigen Umtrieben erfährt - wie eben jetzt zum Beispiel von
dieser kreativen Abrechnung im konkreten Kontrollamtsbericht -, spätestens dann
muss man reagieren. Man kann meines Erachtens durchaus auch verlangen, dass es
personelle Konsequenzen beim Subventionsnehmer gibt. Es geht nicht um
unmittelbares Hineinregieren in eine GesmbH oder einen Verein, aber ich kann
sagen: Mit diesen Personen, die in der Vergangenheit so agiert haben, arbeiten
wir nicht mehr zusammen, dort fließt kein öffentliches Geld hin, weil es nicht
ordnungsgemäß verwendet wird.
Das sind durchaus notwendige Maßnahmen. Ich weiß schon,
dass es sicherlich unangenehm ist. Wenn man mit diesen Menschen ständig
konfrontiert ist, dann hat man eine Beißhemmung, das ist mir vollkommen klar.
Aber der Steuerzahler und auch die Kulturinteressierten der Stadt Wien haben
ein Recht darauf, dass das Geld, das im Kulturbereich aufgewendet wird,
ordnungsgemäß verwendet wird. (Beifall bei der FPÖ.)
Nehmen Sie daher die heutige Sitzung und zumindest
den einen, wirklich katastrophalen Bericht, aber auch die sonst sehr
ernüchternden Berichte zum Anlass, die Praxis zu ändern, und erhöhen Sie damit
die Effektivität der Kultursubventionen in Wien. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort gemeldet ist Frau Mag Ringler. Ich erteile
es ihr.
GRin Mag Marie Ringler
(Grüner Klub im Rathaus): Sehr geehrte Damen und Herren!
Mein Vorredner hat bereits eine ganze Reihe von Kontrollamtsberichten
aus dem Bereich der Kultur angeführt, die wir in den letzten Jahren gelesen
haben, die wir diskutiert haben. Immer wieder aufs Neue müssen wir feststellen,
dass in diesen Kontrollamtsberichten viel zu oft Missstände deutlich aufgezeigt
werden - dank der wirklich hervorragenden Arbeit der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Kontrollamtes - und dass viel zu oft den
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