Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 23 von 58
Bevölkerungsgruppen aufzuschüren. (Beifall bei der
SPÖ.)
Sehr geehrte Damen und Herren! Ich möchte gleich zu
Beginn feststellen, dass Wien eine der sichersten Städte Europas und der Welt
ist. Wien hat einen Migrationsanteil oder Bevölkerungsschichten mit
Migrationshintergrund im Ausmaß von einem Drittel, und in dieser wunderschönen
Stadt Wien gibt es fast keine Konflikte. „Fast keine Konflikte" bedeutet,
dass es hie und da natürlich Auseinandersetzungen gibt.
Ich denke daran, dass ich 39 Jahre im
10. Bezirk am Laaer-Berg gelebt habe und als Kleinkind dort Fußball
gespielt habe, wo heute das Franz-Horr-Stadion ist. Ich habe mir eigentlich nie
vorstellen können, dass dort alle 14 Tage die Polizei mit was weiß ich,
wie vielen Autos herbeifährt, um die Zuschauer des Fußball-Matches zu schützen.
Ich würde jetzt folgenden Vergleich ziehen: Wollen Sie auch diese
Fußball-Matches verbieten, weil es zu Auseinandersetzungen von österreichischen
Staatsbürgern ohne Migrationshintergrund kommen kann? Ich würde meinen, dass
das ein schwacher Ansatz ist, und ich würde auch meinen (GR Dr Herbert
Madejski: Die Italiener machen das schon!), dass Ihre Intention hier am
falschen Platz ist. (Beifall bei der SPÖ.)
Wien ist sicher, weil der Großteil der
Gemeinderatsfraktionen zur Integrationspolitik im Wiener Rathaus steht. Wien
ist sicher, weil wir als einzige Stadt - auch europaweit - Institutionen haben,
die sehr eng mit der Wiener Polizei zusammenarbeiten, wie zum Beispiel die
MA 17, deren Intention es ist, die Vernetzung der Kulturvereine, die
Vernetzung der kulturellen Vielfalt und der Sprachen, die Vernetzung der
jeweiligen Glaubensgemeinschaft praktisch durchzubringen und auch
dementsprechend zu gestalten. Daher ist es auch wichtig, dass wir die
Informationen aus diesen Communities erhalten, um die Probleme im Vorhinein zu
bemerken und dementsprechend Antworten zu geben, wie man diese Probleme löst.
Ein Beispiel dafür ist „ATIB“ im 20. Bezirk, wo
dieser Kulturverein gemeinsam mit der Bevölkerung sein Projekt diskutiert und
gestaltet wo regelmäßig Informationsveranstaltungen durchgeführt werden, wo
selbst der Kulturverein daran interessiert ist, die Gespräche mit den
AnrainerInnen zu führen, um tatsächlich die negativen Stimmungen oder die
Vorurteile auszuräumen. Das ist doch ein Zeichen dafür, wie es funktionieren
kann!
Das gilt auch im 10. Bezirk - die Vorredner
haben es schon andiskutiert -, wo es auch - unter Anführungszeichen -
Auseinandersetzungen gibt, was die jeweiligen Bedürfnisse von Fußballanhängern
anlangt. Aber auch dort hat es ausgezeichnet funktioniert. Die Favoritner
Polizei, die Wiener Polizei hat relativ rasch diese Auseinandersetzungen
praktisch in den Griff bekommen.
Aber die Einschätzung der Wiener Polizei und die
Vorgangsweise ist auch insofern sehr richtig und angemessen, als sie sagt: Demonstrationsfreiheit
ist ein Grundrecht der Bevölkerung, und die Polizei bewacht nicht
Demonstrationen, sondern begleitet sie. Dort sind sie immer in der Richtung
unterwegs, dass sie sagen, sie arbeiten auf Deeskalation hin, sollte es bei
Demonstrationen Auseinandersetzungen geben.
Ich meine, dass es auch sehr wichtig ist, Folgendes
zu sagen. Die Demonstrationen, die in den letzten Wochen in Wien stattgefunden
haben, waren offiziell angemeldete Demonstrationen! Ab dem Zeitpunkt, zu dem Vereine
die Demonstrationen anmelden, haben sie nicht die Absicht, etwas zu
verheimlichen, sondern da haben sie nur die Absicht im Sinn des demokratischen
Grundwerts der Demokratie, Versammlungsfreiheit, Demonstrationsfreiheit, die
Freiheit auf eigene Meinung und die Freiheit auf eigene Religionsausübung
entsprechend zu formulieren. Ich meine, dass das nicht verboten gehört, sondern
gerade diese Meinungsfreiheit, diese Offenheit der Stadt für die jeweiligen
Themen macht diese Stadt auch so lebenswert.
Die einzige Gefahr, die in dieser Stadt besteht, sind
Sie von der FPÖ, die hier Hass schürt, die hier Bevölkerungsgruppen
gegeneinander aufhusst. Ich appelliere an Sie: Hören Sie auf mit dieser
Politik! Kommen Sie auf den Boden der friedlichen Auseinandersetzungen! -
Danke. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die
Aktuelle Stunde ist somit beendet.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Bevor wir zur
Erledigung der Tagesordnung kommen, ersuche ich Sie, sich von den Sitzen zu
erheben.
Mit großem Bedauern mussten wir zur Kenntnis nehmen,
dass am 5. November 2007 Frau Mag Eva Petrik im
76. Lebensjahr verstorben ist. Frau Petrik gehörte als Mandatarin der ÖVP
von 1983 bis 1991 dem Wiener Gemeinderat und Landtag an und war zuletzt auch
Dritte Vorsitzende des Gemeinderates. Ihr besonderes Engagement galt der
außerschulischen Jugenderziehung und Erwachsenenbildung. Sie war Mitglied im
Gemeinderatsausschuss für Bildung, Jugend, Familie und Soziales und im
Kuratorium für Psychosoziale Dienste. In ihrem gesellschaftspolitischen Einsatz
wurde Frau Mag Petrik mit dem Goldenen Ehrenzeichen für Verdienste um die
Republik Österreich ausgezeichnet. Wir werden ihr ein ehrendes Andenken
bewahren. - Danke schön.
Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich gebe gemäß
§ 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an schriftlichen
Anfragen von Gemeinderatsmitgliedern der Freiheitlichen 5, des Grünen
Klubs 9 und des ÖVP-Klubs 6 eingelangt sind.
Vor Sitzungsbeginn sind von Gemeinderatsmitgliedern
des Klubs der Freiheitlichen 1, des Grünen Klubs kein, des
ÖVP-Klubs 1 und des sozialdemokratischen Klubs kein Antrag eingelangt. Den
Fraktionen wurden die Anträge bekannt gegeben. Die Zuweisungen erfolgen wie
beantragt.
Die Anträge des Stadtsenats zu den Postnummern 6 und 7,
9 und 10, 15 und 16, 18 bis 22, 25, 27, 30 bis 35, 37, 40 bis 42, 44 bis 50
gelten gemäß § 26 der Wiener Stadtverfassung als bekannt gegeben. Bis zum
Beginn dieser Sitzung hat kein Mitglied des Gemeinderates zu diesen
Geschäftsstücken die Verhandlung verlangt. Ich erkläre daher gemäß § 26
der Wiener Stadtverfassung
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