Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 58
Kollegin Yilmaz schon sagen: Dass sie Bürger, die ein Demonstrationsrecht in Anspruch nehmen, die Angst haben, als Mob bezeichnet, finde ist ein starkes Stück. Und dass Sie einem Abgeordneten des Hauses eine strafbare Handlung unterstellen, indem er angeblich ausgerufen haben soll: „Anzünden! Anzünden!“, ist nicht wirklich akzeptabel. Ich hoffe, dass Sie sich dann im Anschluss beim Kollegen Aigner entschuldigen, wenn möglich auch von dieser Stelle. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenruf von GRin Nurten Yilmaz. – GR Dipl-Ing Omar Al-Rawi: Aigner muss sich entschuldigen!)
Meine Damen und Herren! Die Taktik der FPÖ, Ausländer
als unintegrierbar, als Störfaktoren der Gesellschaft darzustellen, war relativ
leicht durchschaubar, als ich den Titel dieser Aktuellen Stunde gesehen habe.
Man kann dieses Thema, wie schon gesagt, auch von einer anderen Seite
beleuchten. Nach der Massenschlägerei hat das „profil" in dieser Woche
geschrieben: „Und plötzlich hatte die Weltpolitik mitten in Favoriten Einzug
gehalten." – Das stimmt natürlich nicht. Weltpolitik in der Quellenstraße
klingt eher komisch und ist auch nicht richtig.
Man kann aber einen anderen Erklärungsansatz suchen,
wenn wir jetzt einmal nur die Position der SPÖ und auch der GRÜNEN anschauen -
Kollegin Korun hat das gesagt -, das als einfache Fußballschlägerei abzutun und
dann politisches Kleingeld zu schlagen, indem ich sage: Dass den Favoritner
Polizisten 8 000 Überstunden gestrichen wurden, ist grundlegend
falsch, meine Damen und Herren von der SPÖ! Vor allem die Kollegen aus
Favoriten wissen, dass in der Zeit, in der die ÖVP den Bundeskanzler gestellt
hat, gerade der Bezirk Favoriten als einer der wenigen mehr Personal zur
Verfügung gestellt bekommen hat. (Beifall bei der ÖVP.)
Es wurde von unserer Seite sehr wohl gesehen, dass es
da Konflikte gibt und dass wir richtig darauf reagieren müssen. Daher ist die
Tatsache, die Sie behaupten - 8 000 Überstunden werden nicht
ausbezahlt -, falsch, das stimmt nicht! Dafür ist aber auch mehr Personal
vorhanden.
Ich habe mir jetzt in Vorbereitung auf diese Aktuelle
Stunde die Kultursubventionen des Bezirks angeschaut. Kultur hat sehr viel mit
Integration zu tun, Integration auch mit Kultur. Ich wollte es mir einmal von
dieser Seite her anschauen und habe mir das Kulturbudget des Bezirks Favoriten
der letzten beiden Jahre genau angesehen. Sie wissen, Favoriten hat mit Abstand
das größte Kulturbudget aller Wiener Bezirke: knapp 400 000 EUR. Es
sind genau 399 400 EUR, die als Subventionen für Vereine, für
Kulturaktivitäten vergeben werden.
Jetzt habe ich mir mit meinen Kollegen die Vereine
und Organisationen genauer angesehen, die einen migrantischen Hintergrund
haben, und bin einmal auf die Summe von 89 000 EUR gekommen. Das
heißt, 22 Prozent dieser knapp 400 000 EUR werden direkt an
Kulturvereine mit migrantischem Hintergrund vergeben. Wenn ich mir dann noch -
und das ist ein Faktum - jene Vereine anschaue, die sehr nahe der SPÖ angesiedelt
sind, die als Durchlaufposten gesehen werden, komme ich locker auf
30 Prozent. (GR Dr Matthias Tschirf: Aha!) Für 2007 zeichnet sich genau
dasselbe ab, das kann man aber aus Gründen der Seriosität jetzt noch nicht
wirklich festmachen. Ich habe den Stand bis Ende Oktober, und ich habe es hier
für jeden, den es interessiert, dies einzusehen.
Was ich damit sagen möchte, ist, dass wir Vereine mit
sehr viel Steuergeld für Kulturveranstaltungen fördern, die vor allem
Kulturveranstaltungen für die eigene ethnische Gruppe sind, aber dabei schauen
wir nicht wirklich darauf, dass diese geförderten Veranstaltungen
multikulturell sind. Das heißt, sie müssten aus unserer Sicht multiethnisch
stattfinden, denn nur dann, wenn sie multiethnisch stattfinden, kann diese
Kultur auch eine Brücke zur Integration sein. Das heißt, es hat keinen Sinn,
wenn ich nur - weil es heute das Thema ist - reine Türkenveranstaltungen oder
nur reine Serbenveranstaltungen subventioniere, sondern es muss auch im Zeichen
der Integration stehen, und man muss sich anschauen, dass andere
Bevölkerungsgruppen an diesen Veranstaltungen teilnehmen.
Damit das Ganze nachvollziehbar und kontrollierbar
passiert, sollte auch der auszahlende Bezirk mehr Möglichkeiten haben. Denn wie
passiert es jetzt? - Der Bezirk vergibt die Subvention, hat aber nicht mehr
wirklich die Möglichkeit zu kontrollieren, was mit dem Geld passiert, weil die
Abrechnung über die MA 7, die hier im Rathaus angesiedelt ist, erfolgt.
Daher wäre es unser Vorschlag, den Bezirk bei der
Abrechnung stärker einzubinden - das kann über den Finanzausschuss des Bezirkes
geschehen -, weil damit die auszahlende Stelle einfach viel stärker die
Möglichkeit hat nachzuschauen, ob das Geld auch in dem Sinne verwendet wurde,
in dem es beantragt wurde. Vorstellbar wäre in weiterer Folge zum Beispiel
auch …
Vorsitzender GR Günther Reiter
(unterbrechend): Herr Kollege, bitte den Schlusssatz.
GR Alfred Hoch (fortsetzend):
Vorstellbar wäre natürlich auch, dass jene Vereine, die sich wirklich mit integrativen
Kulturveranstaltungen befassen, in einem Punktesystem integriert werden und
dann einfach auch mehr bekommen. Auf jeden Fall müssen wir einmal weggehen von
dieser einfachen Förderpraxis, dass wir nur reine Türkenveranstaltungen,
Kroatenveranstaltungen oder Serbenveranstaltungen fördern, sondern wir brauchen
multiethnische Veranstaltungen. - Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum
Wort gemeldet ist Herr GR Bacher-Lagler. Ich erteile es ihm.
GR Norbert Bacher-Lagler (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie so oft bei Aktuellen Stunden, deren Themen von der FPÖ eingebracht
wurden, geht es immer um dasselbe. Egal, ob es um den Tierschutz geht, egal, ob
es um Märkte geht, egal, ob es um Bildungspolitik geht, das Thema ist immer das
gleiche: Man kommt auf einen Nenner, und das ist die Ausländerfeindlichkeit der
FPÖ, die hier versucht, die Bevölkerung gegen andere
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