Gemeinderat,
27. Sitzung vom 21.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 9 von 58
Debatte stellen, dass man vielleicht auch Handschuhe und so etwas bereitstellt. Vielleicht können wir die Verordnung ein bisschen erneuern, denn das halte ich doch für ein nicht ganz zeitgemäßes Programm.
Das ist aber auch letztlich das Problem: Das Tabu der
Gesellschaft beginnt mit dem Ablehnen – und da haben wir viel zu lange alle
miteinander nicht hingeschaut.
Ich möchte doch jetzt noch einmal auf den Vorschlag
der Frau Klubobfrau Vassilakou zurückkommen, eine Finanzierungsgesellschaft zu
machen, und zwar nicht, damit du den Job von Bundesminister Hahn machst oder
von Rektor Schütz, sondern damit man auch für die Aufgaben, die hier in der
Stadt anstehen, sorgen kann. Und das ist auch oft und leider ein
gerichtsmedizinisches und nicht nur ein pathologisches Thema, denn wir wollen
ja aus sicherheitspolitischen Gründen in der Stadt den Mord nicht zu einem
lukratives Vorhaben machen. Wäre eine Finanzierungsgesellschaft zwischen MUW,
Justizministerium und Stadt Wien eine Lösung, der du nahetreten könntest?
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Bitte,
Frau Stadträtin.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely:
Zunächst einmal zum Thema Mikado und dass das im Zusammenhang mit Leichen
eigenartig ist. Ich sage nur, ich bin nicht Teil des Mikados, weil ich als
Einzige der etwaigen Playerinnen und Player schon gesagt habe, was mein Beitrag
ist, und gesagt habe: Wenn der Bund seine Verantwortung wahrnimmt, bin ich
bereit – obwohl die Variante, die wir jetzt gewählt haben, eine für die
Steuerzahlerinnen und Steuerzahler Schonendere ist –, weil ich finde, dass die
Gerichtsmedizin eine 200-jährige Tradition in dieser Stadt hat und gut, richtig
und wichtig ist und mir auch unzuständigerweise in meiner Aufgabe als
Gesundheitsstadträtin die Forschung und Lehre am Herzen liegt und ich nicht
weiß, wie man in einem kaputten Institut ohne Leichen diesen Bereich lehren und
forschen soll, dass wir die sanitätsbehördlichen Obduktionen auch zu höheren
Kosten dorthin wieder transferieren. Ich bin der Meinung, wenn alle, die sich
in diesem Gebiet als Player und Playerinnen sehen, so einen Schritt gehen,
haben wir das Problem morgen gelöst.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke. –
Damit haben wir die 2. Frage abgehandelt.
Auch die 3. Frage (FSP - 05316-2007/0001 -
KVP/GM) wurde an die Frau amtsführende Stadträtin für die Geschäftsgruppe
Gesundheit und Soziales gerichtet, und zwar von Frau GRin Praniess-Kastner. (Die
Stadt Wien führt über den Fonds Soziales Wien [FSW] seit zwei Jahren ein
Pilotprojekt zur Persönlichen Assistenz durch. Ende März 2008 wird die
Finanzierung der Persönlichen Assistenz für derzeit 21 TeilnehmerInnen
beendet. Befürworten Sie eine Fortführung der Persönlichen Assistenz als
ständige Institution der Stadt Wien?)
Bitte um die Beantwortung.
Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Frau
Gemeinderätin!
Ich komme mir schon vor wie bei „Und täglich grüßt
das Murmeltier“, aber wir können es gerne zum 17. Mal hier ausdiskutieren.
Wir haben schon mehrmals darüber diskutiert und ich
habe auch schon mehrmals mitgeteilt, dass mir selbstverständlich ein adäquates,
zeitgemäßes Betreuungsangebot für Menschen mit Behinderungen in dieser Stadt
sehr am Herzen liegt. Ich versichere Ihnen auch – und wir haben gestern hier
einen einstimmigen Antrag beschlossen –, dass noch vor Jahresende ein
diesbezügliches Ergebnis für die Zukunft der Leistung Persönliche Assistenz
präsentiert wird, um die Existenzsicherung zu garantieren.
Menschen mit Behinderungen sollen in dieser Stadt ein
vielfältiges Angebot an Leistungs- und Entwicklungsmöglichkeiten erhalten. Ich möchte
daher betonen, weil mir das auch eben sehr wichtig ist, dass es nicht darum
geht, Angebote gegeneinander auszuspielen, sondern es darum geht, die richtige
Leistung, die passende Leistung an die betroffenen Frauen, Männer und Kinder
heranzutragen.
Da ist es schon immer wieder meines Erachtens auch
notwendig, sich vor Augen zu führen, was die Stadt in diesem Bereich tut. In
Wien stehen 1 448 vollbetreute und rund 1 000 teilbetreute Wohnplätze
zur Verfügung. Derzeit können ungefähr 4 000 behinderte Menschen das
Angebot an Beschäftigungstherapie in Anspruch nehmen. Darüber hinaus gibt es –
und das ist mir ganz besonders wichtig und das, finde ich, müssen wir noch mehr
verstärken – Qualifizierungs- und Arbeitsintegrationsmaßnahmen für ungefähr
1 300 Menschen mit Behinderungen. Mehr als 5 Millionen EUR
investieren wir jährlich in die Frühförderung. Auch der Bereich von
Beratungsstellen ist in der Stadt mit einem Fördervolumen von rund
1,1 Millionen EUR gut ausgestattet. Dann kommt noch der Bereich der
Mobilität, wo wir gemeinsam gerade eine Umstellung machen, dazu.
Ich denke, dass diese Beispiele auch widerspiegeln,
dass wir in Wien miteinander sehr bemüht sind, den Menschen mit Behinderungen
eine vielfältige und treffsichere Angebotspalette zu präsentieren.
Selbstverständlich wird auch die Leistung Persönliche Assistenz in diesem
Blumenstrauß eine von vielen Blumen in Zukunft sein.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Danke,
Frau Stadträtin. – Bitte jetzt die 1. Zusatzfrage.
GRin Karin Praniess-Kastner (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Frau Stadträtin!
Ich glaube, auch der Vorsitzenden ist dieses Thema
sehr präsent, denn sonst wäre sie nicht auf die Idee gekommen, dass es ein viel
diskutiertes Thema in diesem Haus war.
Frau Stadträtin! Ich gebe Ihnen recht, es gibt ein
sehr vielseitiges Angebot für behinderte Menschen. Ich gestehe Ihnen zu, das
sage ich auch, das bestehende Angebot für behinderte Menschen ist notwendig und
richtig, weil ich auch der Überzeugung bin, behinderte Menschen müssen eine
Wahlmöglichkeit haben.
Sie haben das Mobilitätskonzept
angesprochen. Wir haben ein gemeinsames Interesse, das im Sinne der
Selbstständigkeit der behinderten Menschen
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