Gemeinderat,
26. Sitzung vom 20.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 90 von 112
Jetzt komme ich zum Hauptbereich. Ich gönne mir und Ihnen heute ein bisschen ausführlicher die Baupolizei, ein paar unschöne Dinge in der Stadt, ein paar kritikwürdige Vorgänge in der Stadt. Ich nehme an, dass das sogar die Mehrheitsfraktion so sieht.
Im 1. Bezirk geht es zu! Es ist immer wieder ein
Thema, wie sich dort einzelne Bauherren aufführen. Schönlaterngasse: ein
riesiger Aufbau auf dem Dach, statische Probleme. Das Hotel Riviera - das ist
kein Hotel, sondern ein Lokal - hat zugesperrt. Sonnenfelsgasse: Das
Bundesdenkmalamt ist involviert; einmal ein Baustopp, dann geht es weiter, dann
wieder ein Baustopp. Wipplingerstraße 33: Abbruch im Zusammenhang mit der
Absiedlung der OPEC.
Dort hätten wir gerne ein eindeutiges Bekenntnis der
Stadt Wien zum Wert der Innenstadt. Aber auch die Stadt Wien verkauft am
Schottenring ein Amtshaus, das bislang Dienststellen des KAV ungebracht hat.
Das wird also wahrscheinlich auch nur ein verfrühter Wunsch ans Christkind
bleiben.
Zur Baupolizei haben sich in der Vergangenheit alle
Oppositionsfraktionen schon geäußert. Frau Frank hat im September in einer
Aussendung schreiben dürfen: In regelmäßigen Abständen kann man Berichte über
Korruption bei der Baupolizei lesen. Niemand hat sich aufgeregt, und
offensichtlich hat keiner sie geklagt. Die ÖVP hat in einer Aussendung von
2 300 illegalen Bauführungen berichtet, und sie hat gemeint:
Bautätigkeiten im Kleingartenbereich sollten vielleicht ein bisschen genauer
betrachtet werden, und es wäre nicht uninteressant, das Thema der Wintergärten
rechtlich zu klären. Ich teile diese zwei Positionen und möchte deswegen auf
ein paar Fälle einzeln eingehen.
Baupolizistin agiert als Bauherrin: eine längere
Geschichte, die nur in der „Wiener Zeitung" erschienen und deswegen noch
nicht zu einem großen Skandal ausgeartet ist; eine Geschichte, die es sich
verdienen würde, dass der „Standard", die „Presse", der „Kurier"
oder meinetwegen die „Krone" sich dieser Geschichte auch annehmen würden.
Am 14. September beginnt diese Serie, sage ich jetzt einmal, diese kleine
Serie: Rathaus-Mitarbeiterin plant profitable Dachwohnungen.
Konkret geht es um eine Baupolizistin, die nicht nur
als Bauträgerin für ein profitables Dachgeschoßprojekt fungiert, sondern dafür
auch ihre dienstliche Mail-Adresse der MA 37 benutzt. Gleichzeitig soll
sie bei der Präsentation offensichtlich ihre guten Beziehungen gepriesen haben.
Dann geht es weiter: Es folgt ein Beschwerdebrief von
Bewohnern des Hauses an den Leiter der MA 37. Der sieht einmal vorerst
noch kein Problem und sagt: Grundsätzlich hat sich die Stadt nicht in das
Privatleben einzumischen, sofern dadurch nicht das Standesansehen verletzt
wird. - Das würde ich auch noch gelten lassen, ja, das ist kein Problem.
Ein bisschen später kommt die Baupolizistin wieder in
das Haus zurück, sie beschwert sich, dass sie angeschwärzt wurde, und droht
einmal gleich jedem, der irgendetwas schreibt, mit einer Klage. Der Schreiber
dieser Zeilen ist nicht geklagt worden. Sie droht mit Klagen, wer immer bei
ihrem Vorgesetzten anruft. Sie hat niemanden geklagt, hat also offensichtlich
zuerst einmal groß geredet, es aber dann nicht geschafft.
Am Anfang war das alles noch kein Problem.
Selbstverständlich ist es auch Mitarbeitern der Baubehörde gestattet, selbst
als Bauherr tätig zu werden; so hat es am Anfang geheißen. Das war aber nicht
das erste und nicht das einzige Projekt - vielleicht ist es das letzte Projekt
dieser Baupolizistin -, sie hat zusätzlich mit Bauherren, die in den
Problemhauslisten der Gemeinde Wien aufscheinen, des Öfteren zu tun gehabt und
auch dort Geld verdient. Es stellt sich die Frage, ob Geschäftsbeziehungen von
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Baupolizei mit Firmen, die eigentlich von
der Stadt bekämpft werden, toleriert werden sollen.
Mittlerweile ist die Interne Revision eingeschaltet.
Die Geschichte geht ein paar Tage später weiter und weitet sich aus. Inzwischen
sagt der Magistratsdirektor: Tätigkeit als Bauherrin absolut unvereinbar. Jetzt
nenne ich nicht die Vorwürfe, die anonym kommen, weil das nichts bringt, aber
der Sprecher der MA 37 sagt: Ein Mitarbeiter der Baupolizei kann nicht
gleichzeitig Bauunternehmer sein.
Es droht die Versetzung. Noch einmal zwei Tage
später: Baupolizistin wird mit sofortiger Wirkung in eine andere
Magistratsabteilung versetzt. Da steht extra dabei: Das passiert auch zu ihrem Schutz,
denn solange jemand nicht fertig verurteilt ist, gilt das nicht. Mittlerweile
hat sie allerdings - was sie zuerst abgestritten hatte - zugegeben, in ein
Kleingarten-Immobilienprojekt verstrickt zu sein.
Gut, andere Geschichte: Schönlaterngasse; immer noch
Schönlaterngasse, wie schon vorhin angesprochen. Wohnbaustadtrat Michael
Ludwig: Ein Wahnsinn, was sich dort abspielt! Da hat es eine Genehmigung für
einen Ausbau mit strengen Auflagen gegeben. Die Baubewilligung wurde mit
strengen Auflagen erteilt, sagt die Sprecherin des Stadtrates, Frau Daxböck.
Unter anderem wäre dabei die Stärkung der Fundamente notwendig gewesen. Das ist
nicht passiert.
Daniel Jelitzka, der Hauseigentümer - das Haus hat er
von der Gemeinde Wien gekauft -, sagt in einer Stellungnahme: Ich habe den
Baubescheid falsch interpretiert, deswegen habe ich einfach einmal angefangen
zu bauen, und vergessen, die Fundamente zu stärken - was dazu geführt hat, dass
das Haus leicht gesenkt ist.
Jetzt kommt aber der brisante Teil: Höchst brisant
ist nun jedoch, dass der Fall vor Baubeginn wegen der vielen Bedenken bei der
Bauoberbehörde im Rathaus landete. Diese an sich unabhängige Berufungsinstanz
setzt sich aus Fachleuten zusammen. So sitzt zum Beispiel der Architekt und
frühere Kammer-Vizechef Rudolf Rollwagen in dem Gremium. Rollwagen scheint in
der Schönlaterngasse 13 aber auch als der für das Baumanagement zuständige
Architekt auf. Rollwagen hätte sich in der Sitzung vom 25. April wohl für
befangen erklären müssen, tat es aber nicht.
Jetzt sagt Herr Gerlich von der
MA: „Rollwagen war
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