Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 65 von 120
Kritik hervorruft, nicht nur wegen der Geringheit der Dotierung, sondern wegen der Zersplitterung der verschiedenen Förderungsinstrumente. Ich darf daher einen Beschlussantrag einbringen:
„Der Bürgermeister der Bundeshauptstadt Wien möge
durch eine Überarbeitung der Geschäftseinteilung der Stadt Wien dafür Sorge
tragen, dass die Agenden und Förderströme für Wissenschaft und Forschung in
einer einzigen Geschäftsgruppe gebündelt werden.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung beantragt.“
(Beifall bei der ÖVP.)
Es gibt also eine Reihe von Problembereichen, auf
einige wird auch mein Kollege Bernhard Dworak noch näher eingehen. Den Status
quo irgendwie zu erhalten, ist offenbar die Kulturpolitik, die Sie, Herr
Stadtrat, vertreten und die sich auch in diesem Budgetentwurf ausdrückt. Die
Finanzierung von Zukunftsprojekten, Investitionen in Innovationen sucht man in
diesem Budget vergeblich. Keine Dotierung des dringlich benötigten Depots des
Wien Museums oder dessen Erweiterung, keine Vorsorge für die dringlich
anstehende Renovierung des Künstlerhauses, um nur drei Beispiele, die schon
seit Jahren diskutiert werden, zu nennen. Im Bedarfsfall wird dann halt
umgeschichtet und umgewidmet, wenn es nicht mehr anders geht, was uns dann beim
Rechnungsabschluss zu diesem Budget beschäftigen wird. Es ist alle Jahre das
Gleiche. So werden auch alte Ansätze in unveränderter Höhe brav
fortgeschrieben, selbst wenn man weiß, dass die Institution mit dem Geld schon
seit Jahren nicht auskommt und daher regelmäßig nachsubventioniert werden muss.
Die Wiener Festwochen sind so ein Beispiel.
Fortwurschteln und weitermachen wie bisher sind die
Grundsätze dieses Budgets. Das ist mager, auch wenn versucht wird, diese Fakten
mit penetrantem Eigenlob und dem Mantra von der großartigen Kulturpolitik der
Stadt Wien zu überdecken.
Meine Fraktion lehnt den vorliegenden Budgetentwurf
ab. Er widerspricht allen Kriterien, die man an ein Budget stellen muss:
Zukunftsorientierung, Klarheit des dahinter stehenden Konzeptes und Transparenz
der einzelnen Ansätze. (Beifall bei der ÖVP.) Von der Budgetwahrheit will ich
gar nicht sprechen. – Danke. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächste zum Wort gemeldet ist Frau GRin Schinner. Ich erteile es ihr.
GRin Katharina Schinner
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr
geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrter Herr Stadtrat! Sehr geehrte Damen und
Herren!
Es freut mich sehr – und das möchte ich jetzt zu
Beginn einmal sagen –, dass ich heute zu einer so positiven und vielseitigen
Bilanz der Geschäftsgruppe Kultur und Wissenschaft sprechen darf. Daher möchte
ich zu Beginn – und ich glaube, das ist das Entscheidende – die Zahlen zuerst
in den Vordergrund rücken.
Der Budgetvoranschlag für das Jahr 2008 weist
mit 217,5 Millionen EUR eine neuerliche Steigerung von
5,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf. Ich glaube, das steht für sich
selbst und ist großartig. Und dazu muss man sagen, dass es unter der
Amtsführung des StR Dr Mailath-Pokorny, wenn man das Jahr 2001 bis
jetzt ansieht, eine Steigerung von 56 Millionen EUR gab. Ich glaube,
das ist wirklich beachtlich und führt schlussendlich zu der Entwicklung, wie
vorher auch schon von Mag Ringler als extrem positiv gesehen wurde, dass
der Anteil von Kultur und Wissenschaft am Gesamtbudget mittlerweile über
2 Prozent beträgt. Dass eine solche Entwicklung zustande kommt und dass es
schlussendlich jetzt so ein Ergebnis gibt, hängt, glaube ich, mit zwei ganz
besonderen Faktoren zusammen: Einerseits mit der unermüdlichen und extrem
effizienten Arbeit aller Beteiligten und andererseits auch – und das habe ich
so extrem in meiner ersten Zeit als Gemeinderätin miterlebt – mit dieser ganz
starken Zusammenarbeit auch zwischen den Ressorts, mit dieser
ressortübergreifenden Zusammenarbeit.
Und hier möchte ich ein Beispiel nennen, das ich von
zwei Seiten erlebt habe, einerseits von meiner wirtschaftlichen Arbeit im
Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband und andererseits aber auch aus der
kulturellen Sicht: Das ist die Kreativwirtschaft. Wien ist in den letzten
Jahren zu einer der führenden Kreativstädte Europas gereift. Natürlich sind
Kunst und Kultur ganz eng verknüpft mit dieser Kreativität. Sie werden es
wahrscheinlich großteils alle gehört haben und es verwundert auch nicht, dass
Magazine wie das „Monocle", „The Economist" und „Der Spiegel"
Wien mittlerweile unter eine der führenden Kulturmetropolen mit der höchsten
Lebensqualität und – ich glaube, das ist auch spannend – als Tourismusmagnet
anführen, aber nicht nur bezüglich des kulturellen Erbes, sondern auch, dass
immer mehr Touristen nach Wien kommen, um die Kreativität, um die
zeitgenössische Kunst in allen Bereichen kennenzulernen und zu erleben.
Diese Entwicklung – und das muss man doch einfach
ganz klar hier sagen – ist kein Zufall, sondern ist in der ganz engen
Zusammenarbeit zwischen Andreas Mailath-Pokorny und Finanzstadträtin Renate
Brauner begründet. Dadurch wurde das geschaffen. Das kann man an zwei Dingen
sehen: Einerseits an der exzellenten Förderung für die Kreativwirtschaft – und
hier muss man wirklich noch einmal, so wie es Nicole heute auch schon erwähnt
hat, departure ganz dick doppelt unterstreichen –, und andererseits geht es
auch darum – und das spürt man, finde ich, in unserer Stadt sehr, sehr stark –,
dass es so ein freies, so ein offenes Kunst- und Kulturklima gibt, wo neue
Akzente gesetzt werden und wo sich auch immer stärker zukunftsweisende Branchen
entwickeln können.
Ich
möchte, wie es schon zuvor war, zuerst die Filmwirtschaft ansprechen, denn
diese ist uns ganz besonders wichtig und ist eine Branche mit hoher
Wertschöpfung und hohem Arbeitsmarktpotenzial. Was vorher von Mag Stefan
gesagt wurde, dass die Filmförderung gekürzt wurde, ist natürlich nicht so.
Wenn Sie sich das genau angeschaut haben, hat das sozusagen mit einer, wenn man
so möchte, optischen Täuschung und mit dem
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