Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 47 von 120
die Bezirke haben teilweise nicht einmal mehr das Geld, um in Amtshäusern behindertengerechte Umbauarbeiten vorzunehmen. Auch notwendige Alternativ-Energieprojekte, notwendige Fassaden und, und, und können sie nicht mehr bezahlen, weil im Bezirk das Geld hiefür fehlt.
Meine Damen und Herren! Sogar eine Bezirksvorsteherin
von Ihrer Partei, der SPÖ, Frau Gabriele Votava in Meidling, hat voriges Jahr
im August von ihrer Notkompetenz Gebrauch gemacht - sie wird schon wissen,
warum - und hat 13 Schulen sanieren lassen. Offensichtlich standen sie vor
dem Einsturz, oder was weiß ich; das geschah in der Notkompetenz und wurde
nicht ausgeschrieben. Sogar Sanierungs- und Überprüfungsarbeiten wurden da in
Notkompetenz eingeleitet - das heißt ja nur dann, wenn Gefahr im Verzug ist,
also muss auch Gefahr im Verzug gewesen sein. Sogar Ihre Bezirksvorsteher
machen bereits von Notkompetenzen Gebrauch, weil offensichtlich die Schulen in
einem sehr desolaten Zustand sind, nicht nur bei uns im Bezirk, sondern an sich
überall in Wien.
Meine Damen und Herren, warum ist das so? Das ist
deswegen so: Das haben wir aus dem Budget herauslesen können, und es ist heute
auch schon eingehend behandelt worden, ich möchte aber noch ein paar Zahlen
hinzufügen. Die SPÖ führt meiner Ansicht nach und unserer freiheitlichen
Ansicht nach einen finanziellen Vernichtungsfeldzug gegen die Bezirke! Warum,
ist mir vollkommen unbegreiflich, weil ja auch sie gemeinsam mit allen anderen
Fraktionen vor vielen Jahren die Dezentralisierung eingeführt hat. Sie tragen
jetzt auf Grund Ihrer jahrelangen Budgetpolitik, die gegen die Bezirke
gerichtet ist, eine Dezentralisierung, die ohnedies schon dahinsiecht,
eigentlich endgültig zu Grabe.
Frau Vizebürgermeisterin! Wenn man dem Trend folgt,
der bei den Bezirksbudgets bisher zu sehen war, dann müsste in vier bis fünf,
maximal sechs Jahren wahrscheinlich für fast alle Bezirke - bis auf zwei oder
drei - die Zahlungsunfähigkeit festgestellt werden. Das geht natürlich nicht,
daher schränkt man die Leistungen ein, und das merken die Wienerinnen und
Wiener fast jeden Tag.
Sie haben richtigerweise gesagt, das Budget ist eine
in Zahlen gegossene Politik, nämlich Ihre Politik, und Sie waren ein bisschen
stolz auf die 2 Millionen EUR mehr, die Sie den Bezirken gegeben haben,
zwischen 2007 und dem Voranschlag 2008. Wenn man jetzt 2005 als erstes
Jahr hernimmt - das Zahlenmaterial könnte man weiter zurückverfolgen, aber
nehmen wir 2005 her -, dann sind bis zum Voranschlag 2008 insgesamt
6,6 Millionen EUR mehr an die Bezirke gegangen; wenn man es in
Prozenten sagt: 4,5 Prozent.
Die Stadt Wien hat im gleichen Zeitraum insgesamt um
12,3 Prozent mehr ausgegeben. Das heißt, meine Damen und Herren, es ist
unter der Inflationsrate, was die Bezirke von Ihrer Regierung in den letzten vier
Jahren vom Zentralbudget mehr bekommen haben! Es ist eigentlich ein
Trauerspiel, eine Schande, wie Sie mit den einzelnen Bezirken umgehen. Wir
stellen keinen Bezirksvorsteher, uns könnte es eigentlich egal sein. Das ist es
uns aber nicht, weil wir daran interessiert sind, dass die Dezentralisierung
funktioniert.
Meine Damen und Herren! Beispiel Schule: 2002 hat die
Stadt noch 27,6 Millionen EUR in die Generalsanierungen von
Pflichtschulen in Wien über die Bezirksbudgets hineingebuttert. Der Tiefpunkt war
2005 mit 8,6 Millionen EUR und 2007 überhaupt mit null erreicht. Sie
mussten bereits 2006 und 2007 Notprogramme fahren, damit die notwendigsten
Sanierungsarbeiten durchgeführt werden konnten. Für das Notprogramm 2 -
das war ja dann das größere, da konnten Sie nicht mehr aus - haben Sie
8,5 Millionen EUR im Jahr 2007 hergegeben.
Allerdings - und jetzt kommt der springende Punkt -
geschah das zu einem Aufteilungsschlüssel, der für die Bezirke indiskutabel
ist, meine sehr geehrten Damen und Herren von der Sozialdemokratie! Er ist
indiskutabel, denn wenn Sie das neue Schulsanierungspaket bis 2017 oder 2018
durchführen, sind die Bezirke wahrscheinlich sowieso total pleite. Ich werde es
Ihnen vorrechnen, es ist eine ganz einfache Rechnung.
Meine Damen und Herren! Sie haben heute so viel von
Bildung gesprochen. Ja, Bildung ist wichtig, aber - jetzt komme ich wieder
darauf zurück - ohne die Hardware der Schulbauten, der sanitären Einrichtungen
im Umfeld der Schüler ist jede Bildungspolitik, egal, in welche Richtung,
einfach verfehlt und wird ihr Ziel nicht erreichen. Ich verstehe nicht, wieso
Sie seit vielen Jahren diese Schulgebäude in Wien einfach nicht saniert haben
und es jetzt den Bezirken überlassen, mit den letzten Ressourcen finanzieller
Art noch etwas zu tun.
Meine Damen und Herren! Ich frage mich, wem die
Zahlen in dem Budget überhaupt eingefallen sind. Wem sind diese Zahlen
eingefallen? Das klingt ja gut: 57 Millionen EUR investieren wir in
die Schulsanierung. Sie wussten aber selbst, meine Damen und Herren, aufgrund
der Perlustrierungsgespräche, die ja schon im Juni in allen Bezirken
stattgefunden haben, dass die Bezirke insgesamt nur mehr
34,2 Millionen EUR aufbringen konnten. Der 9. Bezirk hat -
verantwortungsbewusst, wie er war - überhaupt darauf verzichtet, weil er
nämlich in die Illiquidität abgestürzt wäre, wenn man weiß, dass der
9. Bezirk Schulden von 1 964 767 EUR hat. Das war
verantwortungsbewusst den Schülern gegenüber - Sie haben verantwortungslos
gehandelt! Jetzt steht dort eben ein Erinnerungsposten von 100 EUR.
Meine Damen und Herren! Die Bezirke können aus
Eigenmitteln nur mehr 24 Millionen EUR aufbringen; laut Ihrem
Zahlenmaterial hätten sie 34 Millionen EUR aufbringen müssen. Jetzt
ersparen Sie sich auch ein kleines Körberlgeld. Denn wenn Sie nun die
40 Prozent von den 24 Millionen EUR rechnen, dann brauchen Sie
in Wirklichkeit nur mehr 16,5 Millionen EUR hineinzubuttern und
ersparen sich 6 340 080 EUR!
Jetzt stellt sich ja die Frage der
Kameralistik: Was passiert mit dem Geld? Normalerweise ist es futsch; herrlich,
es ist futsch. Ich nehme einmal an, dass Sie auch die nächsten zehn Jahre
seriös budgetieren. Wenn das nämlich so weitergeht, werden Ihnen nach
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