Gemeinderat,
26. Sitzung vom 19.11.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 31 von 120
Nur, was schon spannend ist: Im Gegensatz zu anderen
Staaten ist es in Österreich nicht so, dass die schlechtesten CO2-Ausstoßwerte
im Ballungsraum sind – Wien ist ja, nehme ich einmal an, auch für alle, nicht
nur für die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten hier im Raum definitiv
unbestrittener Ballungsraum in Österreich –, nein, Wien hat von allen
Bundesländern die allerbesten Werte beim CO2-Ausstoß.
Das zeigt Zweierlei: Erstens, dass es richtig war,
frühzeitig mit Klimaschutzpolitik zu starten, dass diese Klimaschutzpolitik
funktioniert. Jahr für Jahr werden 2,4 Millionen Tonnen CO2
eingespart, aber es zeigt auch, es ist bei Weitem nicht genug. Deshalb wird es
im nächsten Jahr das KliP II geben, deshalb wird es im nächsten Jahr eine
Fülle von Maßnahmen geben, die über den Umweltbereich natürlich hinausgehen
müssen. Es ist Querschnittsmaterie, es betrifft die thermische Wohnbausanierung
genauso wie den Ausbau des Radwegenetzes genauso wie zum Beispiel, um noch mal
bei der Wirtschaftsförderung zu sein, Projekte wie Energy Base. Das wird im
nächsten Jahr durch den WWFF mit einem Investitionsvolumen von
14 Millionen EUR errichtet und wird das größte Passivbürohaus Österreichs.
Und während andere erst in den letzten Jahren
begonnen haben, teilweise sogar kontraproduktive Umweltpolitik zu machen, indem
sie einfach irgendwelche Symbole vor sich hertragen – ich denke da zum Beispiel
an die Biospritfalle, in der sich die ÖVP etwas verstärkt verstrickt hat –,
machen wir seit Jahrzehnten in Wien nachhaltige Umweltpolitik, und darauf
können wir stolz sein. (Beifall bei der SPÖ.)
Was sozialdemokratische Politik von anderer
unterscheidet, ist auch, dass wir nicht nur wirtschaftliche Dynamik beim Schopf
greifen, als Chance greifen, sondern dass wir das mit Sicherheit für die
Menschen verbinden, dass wir auf die Menschen nicht vergessen. Denn
Nachhaltigkeit hat drei Säulen, nicht nur eine ökologische, sondern auch eine
ökonomische und soziale, und genauso ist unsere Wirtschaftspolitik: Eine
Wirtschaftspolitik, die auf der einen Seite wirtschaftliche Dynamik hat und auf
der anderen Seite aber auch soziale Sicherheit.
Was bedeutet das fürs Budget? – Es bedeutet
180 Millionen EUR mehr für Gesundheit – soviel zu „keine
Schwerpunkte". Das ist ein Rekordplus von 13,28 Prozent. Gäbe es
13,28 Prozent an Plus für alle Bereiche im Budget, dann wäre das schön und
es wäre ein Argument für die Sichtweise der GRÜNEN, dass es kein Schwerpunkt
ist, aber 13,28 Prozent ist doch recht viel, eine Verbesserung, die sich
vor allem in der Geriatriereform auswirkt. 60 Millionen plus im Bereich
Soziales! Und das sind nicht nur die steigenden Ausgaben bei der Sozialhilfe,
die da ausgeglichen werden, es ist zum Beispiel auch die Einführung des
Mobilitätspasses.
Arbeitsmarktpolitik! Arbeitsmarktpolitik wurde schon
mehrmals genannt. Wien ist das erste Bundesland, das die Trendwende in der
Arbeitsmarktpolitik, was die Arbeitslosenzahlen betrifft, eingeläutet hat. Es
ist kein Zufall, sondern Folge der Arbeit des WAFF, der seit den letzten zwölf
Jahren starker Akteur ist. Es bedeutet für uns natürlich gerade nicht, die
Mittel einzuschränken, sondern weiterhin zu halten, denn jeder Arbeitsloser ist
einer zu viel. Wie werden in der Arbeitsmarktpolitik in den nächsten Jahren
bewusst neue Schwerpunkte setzen, besonders zum Beispiel für Frauen, besonders
für Junge.
Was auch nicht stimmt, ist, dass die
Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch ist, wie Frau StRin Cortolezis gesagt
hat. Die Jugendarbeitslosigkeit in Wien ist am geringsten von allen
Bundesländern. Und das sind die Arbeitsmarktdaten Ende Oktober 2007, also
relativ frisch aus dem Drucker gekommen. Wenn man Wien wieder wegdenken würde
aus Österreich – in Österreich ist der Schnitt 16,8 Prozent, in Wien
14 Prozent –, dann kann man es sich ausrechnen: Es wäre auch nicht besser
für unseren Staat.
Ein zentraler Aspekt für die Sicherheit der Menschen
in unserer Stadt ist auch die Daseinsvorsorge. Im weltweiten Vergleich hat Wien
eine außerordentlich gute Qualität der öffentlichen Dienstleistungen. Und weil
es offensichtlich das Ziel der ÖVP ist, diese Dienstleistungen auszuhungern und
dann auf der anderen Seite zu sagen: Ah, das funktioniert nicht, davon trennen
wir uns!, gehen wir genau den entgegengesetzten Weg. Wir weiten die
Investitionen aus. 2008 wird es ein kräftiges Plus geben, vor allem im
Umweltbereich. Ich denke da an die verstärkten Ausgaben bei der Müllbeseitigung
genauso wie im Abwasserbereich. Es gibt Investitionen von
260 Millionen EUR.
Das erwarten sich die Menschen. Die Menschen in
unserer Stadt erwarten sich, dass die Stadt funktioniert, und das ist ein
Renommee für Wien. Und dass dem so ist, das zeigt sich überall, wo man hingeht
beziehungsweise nicht überall, sondern genau bis zur Stadtgrenze, und dann ist
plötzlich vieles anders. Vor einem Vergleich der Daseinsvorsorgeeinrichtungen
zwischen Wien und allen anderen Bundesländern brauchen wir uns wirklich nicht
zu scheuen, genauso im Übrigen wie vor einem Vergleich der Gebühren. Ihre ewige
Polemik ist daher entweder eine Stimmungsmache oder viel mehr noch der Versuch
der Aushöhlung der Daseinsversorgung. Das lehnen wir ab.
Das betrifft übrigens auch das
Gesundheitssystem. Wenn Kollege Tschirf hier sagt, es ist ein Wahnsinn, wie
verschuldet die Gebietskrankenkasse ist, dann möchte ich schon sagen – das hat
der Rechnungshof bestätigt, es ist nicht mir gerade eingefallen –: Die Gründe
für dieses Defizit sind zum Beispiel der Entfall des Vorsteuerabzuges, die
Unterdeckung bei den Krankenversicherungsbeiträgen für Arbeitslose, die
Unterdeckung beim Ersatz des Wochengeldaufwandes, die Neuregelung der
Spitalsfinanzierung ab 2001 und der Verlust der Versicherungsverhältnisse der
Vertragsbediensteten – alles bundesgesetzgeberische Tätigkeiten und
zufälligerweise alles zwischen 2001 und 2007 eingeführt. Auf der einen Seite
verantwortlich dafür zu sein, dass die Gebietskrankenkasse kurz vor dem Konkurs
steht und auf der anderen Seite „Haltet den Dieb" zu schreien, ist
höchstgradig unseriös und ist eigentlich einer Debatte hier nicht
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