Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 80 von 82
damalige unentschuldbare Tatsache, dass das Hausbesorgergesetz
ersatzlos abgeschafft wurde, was sicherlich nicht die Lösung der Probleme ist.
Diese ersatzlose Abschaffung des Hausbesorgergesetzes macht es uns nicht
leichter, auf die Einhaltung der Hausordnung zu achten. Es ist dies einfach
keine Lösung, sondern es war eine Flucht nach vorne.
Ich möchte kurz daran erinnern. Warum ist das
passiert? Warum war die FPÖ der willige Erfüllungsgehilfe der ÖVP bei dieser
ersatzlosen Abschaffung? – Erinnern wir uns: Die Regierung
Schüssel-Grasser war von einem neoliberalen Geist gesteuert, und diese vom
neoliberalen Geist gesteuerte Regierung hatte doch nur mehr
betriebswirtschaftliche Überlegungen im Kopf! Das betriebswirtschaftliche
Denken ... (Zwischenruf von StR Johann Herzog.) Lassen Sie mich noch kurz
meinen historischen Ausflug tätigen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Diese betriebswirtschaftliche ... (Weiterer
Zwischenruf von StR Johann Herzog.) Sie brauchen Ihr eigenes schlechtes
Gewissen hinsichtlich der Abschaffung des Hausbesorgergesetzes jetzt nicht zu
überschreien! – Dieses betriebswirtschaftliche Denken ist dadurch
charakterisiert, dass man kurzfristig kurzsichtigen Gewinn mobilisiert. Und
diesen kurzfristigen Gewinn hat man natürlich, wenn man die Hausbesorgerwohnung
auch vermietet, damit man ein bisschen Körberlgeld hat. Ob das im Sinne des
Mietermiteinanders und des sozialen Miteinanders ist, bezweifle beziehungsweise
verneine ich. Und wenn Sie heute die Wiener fragen: Können Sie sich vorstellen,
dass die Hausgemeinschaft besser funktioniert, wenn es einen anständigen
Hausbesorger gibt?, dann wird die Antwort lauten: Ja! Und damit steht das im
Widerspruch zu Ihrer damals gesetzten Handlung, das Hausbesorgergesetz
ersatzlos abzuschaffen!
Ich glaube, der Hausbesorger ist eine wertvolle
soziale Institution, die bei den Wienern ganz einfach beliebt ist. Der
Hausbesorger ist Ansprechpartner, er ist sozialer Beistand und er erledigt auch
Verschiedenes und ist nicht bloß eine Reinigungskraft. Das ist der Unterschied!
Einige Kollegen von der rechten Seite dieses Hauses echauffieren sich jetzt
ganz mächtig. Natürlich könnte man jetzt jemanden einstellen, der sich um
gewisse Belange kümmert, aber das ist kein Hausbesorger mehr. Das ist eine
Reinigungskraft im Haus, und das gibt es über die Reinigungsdienste sowieso!
Aber das ist nicht mehr die gute alte Institution Hausbesorger, die in einem
zeitgemäßen Gewand notwendiger denn je wäre. (Beifall bei der SPÖ. –
GR Dipl-Ing Roman Stiftner: Das ist rückwärtsgewandt!)
Das ist überhaupt nicht rückwärts gewandt! Das
soziale Zusammenleben im Haus ist nichts rückwärts Gewandtes! Das ist eine
zeitgenössische wichtige Frage, der wir uns stellen!
Ich kann Ihnen auf jeden Fall sagen: Die Tatsache,
dass wir bereits weit über 1 000 Hausbesorger Planstellen bei Wiener Wohnen
nicht mehr besetzt haben, hat bereits zu einem nachhaltigen Schaden des Wiener
Gemeindebaus geführt. Wir als Wiener SPÖ werden die Leute darauf aufmerksam
machen, dass Sie für diesen Schaden, der den Mietern vor allem im Hinblick auf
das soziale Zusammenleben im Gemeindebau durch die Nichtbesetzung von
Hausbesorgerposten entstanden ist, die Verantwortung tragen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Nun noch zu einigen Punkten in der so genannten
Dringlichen. Ich finde darin, wie es für FPÖ-Dokumente normal ist, die üblichen
Fehler. Da heißt es „der Verursacher für
Devastierungen“. Ich glaube, es geht hier um die Verursachung von Devastierungen und Störungen!
(Zwischenruf von StR Johann Herzog.) Ich möchte Sie nur darauf aufmerksam
machen, denn Sie legen ja so viel Wert auf schwierige Deutschtests! Daher
erlaube ich mir kurz diese Bemerkung zwischendurch. (Zwischenruf von GRin
Henriette Frank.) Präpositionsfehler sind natürlich auch nicht ohne. Aber
natürlich sind die Vorwörter im Deutschen nicht so leicht in den Griff zu
kriegen!
Hier ist von „Mediation als einzigem Lösungskonzept“
die Rede. Ich brauche mich damit nicht lange aufzuhalten, weil der Vorredner
meiner eigenen Fraktion, Kurt Stürzenbecher, auf diese Geschichte schon
eingegangen ist. Es spricht doch wirklich niemand davon, dass Mediation das
einzige Lösungskonzept ist! Es sitzen hier von Ihnen zwei bis drei Leute im
Wohnausschuss – ich sage zwei bis drei, denn Stadtrat Herzog beehrt uns ja
auch meistens –, aber offenbar bekommen Sie nicht mit, was dort passiert.
Im Wohnausschuss werden bestimmte Dinge diskutiert, und da war sicherlich nicht
davon die Rede, dass Mediation das einzige Lösungskonzept ist. Daher rate ich
Ihnen: Spitzen Sie Ihre Ohren! Passen Sie auf, was im Gemeinderatsausschuss
Wohnen passiert, dann werden Sie nämlich auch andere Lösungskonzepte
mitbekommen! (Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Erlauben Sie mir, mich doch noch kurz mit Ihrer
Unwissenheit, die in dieser Dringlichen Anfrage an den Tag gelegt wurde,
auseinanderzusetzen. Das werden Sie mir sicherlich zugestehen. So dürfte es
etwa spurlos an Ihnen vorbeigegangen sein, dass es inzwischen die
„Gebietsbetreuungen für städtische Wohnhausanlagen“, wie das ganz offiziell
heißt, gibt. Kurz kann man auch sagen: „Gebietsbetreuungen für Gemeindebauten“
(Zwischenrufe bei der FPÖ.)
Sie sprechen hier vom „einzigen Lösungskonzept“.
(Zwischenruf von GRin Henriette Frank.) Dann ist das ein Widerspruch in sich!
Ich darf Sie kurz informieren und
die Behauptung Ihrer Dringlichen richtigstellen: Das Konzept der
Gebietsbetreuungen für städtische Wohnhausanlagen geht weit über eine Mediation
hinaus! Dabei geht es nicht nur um Konflikte zwischen Mietern, sondern es geht
prinzipiell um die Beratung des einzelnen Mieters. Mediation dient ja im
Wesentlichen zum Konfliktmanagement. Hier geht es jedoch um Beratung und auch
um Beschwerdemanagement. Dazu haben wir vom Kollegen von der ÖVP heute schon
etwas gehört. Weiters geht es auch darum, Anliegen gegenüber Wiener Wohnen
umzusetzen. Das heißt, es gibt jetzt mit diesen inzwischen neun
Gebietsbetreuungen für städtische Wohnhausanlagen ein echtes soziales und
kommunikatives Kompetenzzentrum. Diese Gebietsbetreuungen sind nach
Multitasking-Aspekten
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