Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 82
anfangen, dass die Anmietung einer Gemeindewohnung
kein Geschenk ist, geschweige denn ein Geschenk von eineinhalb bis zwei
Millionen Schilling, sondern dass es eine Mietwohnung ist. (StR Johann Herzog:
Das hat der Steuerzahler bezahlt!) Vielleicht sollte man nach der Rede von den
Freiheitlichen mit den Basics anfangen, um auf die Unterschiede zwischen einer
Mietwohnung und einer Eigentumswohnung hinzuweisen. (StR Johann Herzog: Die
Mietwohnung wurde mit Steuergeld bezahlt und wird auch zugewiesen!) - Mit dem
Steuergeld haben Sie ausnahmsweise recht.
Was Sie uns aber die ganze Zeit in Ihren Reden
unterschlagen, ist, dass diese Leute, um die es hier geht, entweder
österreichische Staatsangehörige oder Drittstaatsangehörige sind, die seit
mindestens fünf Jahren legal hier leben, hier arbeiten und hier auch Steuern
zahlen. Überraschung, Überraschung! Sie zahlen auch Steuern! Stellen Sie sich
das vor! Mit diesen Steuern, die sie zahlen, finanzieren sie die
Gemeindewohnungen auch mit. Große Überraschung für die Freiheitlichen, die
immer so tun, als wären diese Leute, um die es geht, die in
Gemeindebauwohnungen wohnen, ausgenommen von einer Steuerpflicht, was uns
eigentlich neu wäre! Oder kennen Sie so eine Bestimmung? Wenn es die gibt,
würde sie mich auch interessieren. Vielleicht können Sie mich dazu
unterrichten.
Ich teile viele Punkte in Ihrer Dringlichen Anfrage
nicht, trotzdem möchte ich unterstreichen, dass die Punkte 11 und 12 ganz
klar zu hundert Prozent rechtswidrig sind. Was Sie da verlangen, nämlich ein
Nachweis so genannter weitgehender Deutschkenntnisse und eine Quotenregelung
zwecks Begrenzung der Vergabe, ist eindeutig rechtswidrig und verstößt gegen
das EU-Recht! (StR Johann Herzog: Nein! Das steht drinnen!) Der amtsführende
Stadtrat hat es vorhin auch angesprochen, da ist eben von Gleichbehandlung und
nicht von Diskriminierung, wie Sie sie vorschlagen, die Rede. (StR Johann
Herzog: Lesen Sie sich die Richtlinie durch!)
Außerdem ist Ihre Sprache relativ verräterisch, würde
ich sagen, weil Sie davon sprechen, dass es eine Quotenregelung zwecks
Begrenzung der Vergabe geben soll. Also Ihr Ziel ist nicht, es soll derjenige
oder diejenige eine Gemeindewohnung bekommen, der oder die diese auch braucht,
sondern diese Gruppe, die Sie nennen, nämlich Menschen mit nichtdeutscher
Muttersprache und ohne österreichische Staatsbürgerschaft, soll sozusagen
ausgegrenzt werden und es soll darauf geschaut werden, dass die möglichst keine
Gemeindewohnungen bekommt. Das ist genau Ihr Anliegen! (StR Johann Herzog: Das
ist nicht die Masse der Wienerinnen und Wiener!)
Noch ein Hinweis auf einen Widerspruch in Ihrem
Denken: Sie hauen die Menschen mit nichtösterreichischer Staatsbürgerschaft und
die Eingebürgerten ständig in einen Topf, weil Sie ja ein ethnisches Denken
haben und weil Sie sich denken, wer einmal nicht Österreicher war oder nicht
als Österreicher auf die Welt gekommen ist, wird nie Österreicher sein. (StR
Johann Herzog: Das ist falsch! Das bezieht sich nur auf die Drittstaatsbürger!
Das steht überall drinnen!) Das ist Ihr Denken, weil Sie ständig davon
sprechen, dass es Sie im Prinzip stört, dass auch so genannte Neo-Österreicher
im Gemeindebau Wohnungen finden. Das würden Sie sehr gerne unterbinden. (GR Mag
Dietbert Kowarik: Wenn sie Deutsch sprechen, ist das schon in Ordnung!) Ich
denke mir, Ihre Forderung nach dem Nachweis weitgehender Deutschkenntnisse
zielt genau darauf ab.
Auf jeden Fall sind die Punkte 11 und 12 Ihrer
Dringlichen Anfrage ganz klar rechtswidrig. (GR Mag Dietbert Kowarik: Wie kann
eine Dringliche Anfrage rechtswidrig sein?) Allein aus diesem Grund kann einem
allfälligen Antrag nicht zugestimmt werden! (Beifall bei den GRÜNEN.)
Klar ist, dass es mehr Mediation und Sozialarbeit in
Gemeindebauten braucht. Das sagen die GRÜNEN darum auch die ganze Zeit.
Beispielsweise haben wir das auch vor zwei Jahren der Wiener SPÖ konkret
gesagt, als wir gesagt haben, dass es viel mehr Menschen braucht, die mehrere
Sprachen können und die für Mediationsgespräche im Gemeindebau eingesetzt
werden können. Ganz typisch war die Antwort, die wir von der SPÖ bekommen
haben: „Brauchen wir nicht, tun wir eh."
Ein Jahr später, siehe da, macht StR Ludwig mit StRin Frauenberger eine
Pressekonferenz, wo sie genau diese Idee vorstellen, diese Forderung, mit der
die GRÜNEN an die SPÖ herangetreten sind, und sagen, wir brauchen mehr
Mediation im Gemeindebau und die Wiener SPÖ sorgt jetzt dafür. Ich würde sagen,
ein typischer Ideenklau. In akademischen Zirkeln nennt man das geistigen
Diebstahl, wie wir wissen. (GR Dr Harald Troch: Aber das hat doch der Integrationsfonds
schon gemacht! Das ist doch kein Diebstahl! Beschäftigen Sie sich einmal damit,
was der Integrationsfonds macht!) - Die GRÜNEN haben es auch schon vor dem
Integrationsfonds gesagt. (GR Karlheinz Hora: Wie lange gibt es die GRÜNEN denn
schon? Die Bezirksgruppe feiert Ihren 20. Geburtstag!)
Worauf ich hinaus will, ist, eines der Probleme ist,
dass die Wiener SPÖ den Kopf sehr lange in den Sand steckt und bei allen
Vorschlägen, die von der Opposition kommen, sagt: „Brauchen wir nicht, machen
wir schon, ist alles leiwand, ist alles super." Das war auch das Argument,
als wir gesagt haben, es braucht mehr Mediation und mehr Sozialarbeit im
Gemeindebau. Das Gleiche passiert übrigens auch auf Bezirksebene. Ich kann
Ihnen davon berichten, weil ich vor genau zwei Tagen in einem Gemeindebau war,
den die SPÖ wahrscheinlich als Problemgemeindebau mit vielen Migranten
bezeichnen würde.
Es ist dies ein Gemeindebau, wo allerdings die Mieter
und Mieterinnen nicht argumentieren wie die FPÖ, die sagen würde, das einzige
Problem sind die Migranten und Migrantinnen, sondern sie beschweren sich über
die Müllsammelstelle, dass es zu wenige Müllcontainer gibt, dass es in der Nähe
keinen Grünraum gibt, dass die Kinder im Innenhof spielen, was wieder Probleme
nach sich zieht, weil manche Mieter sich beschweren, und so weiter und so fort.
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