Gemeinderat,
25. Sitzung vom 25.10.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 28 von 82
Wir haben mit allen uns zur Verfügung stehenden
demokratischen Mitteln versucht, diese Entscheidung abzuwenden. Sie haben sie
allein - einsam, muss man in diesem Fall sagen - getroffen, und sie wird sich
auch sicher rächen. Denn die Wienerinnen und Wiener merken schon, spüren
angesichts der allgemeinen Teuerung schon, wie die Gebühren erhöht werden und
wie sie gerade finanzschwächeren Familien wehtun. Wir haben sie - und werden
uns auch in Zukunft darauf verstehen - darüber informiert, dass die Verteuerung
bei den Gebühren nicht in dieser Höhe notwendig gewesen wäre und dass sich die
Stadt damit ein Körberlgeld in Höhe von Millionen Euro erwirtschaftet, auf die
Seite legt, um es dann für andere Dinge ausgeben zu können.
Wenn wir schon dabei sind, darüber zu diskutieren,
wofür Wiener Geld, wofür Wiener Mittel ausgegeben werden, so sind wir
eigentlich auch schon wieder beim Verein der Freunde der Wiener Polizei, der
schon Gegenstand der Erörterungen meines Vorredners war. Denn die Frage, die
wir uns hier zum wiederholten Mal stellen müssen, ist die folgende. Wenn wir enden
wollende finanzielle Mittel in dieser Stadt haben, zu denen wir einerseits über
den Finanzausgleich kommen, andererseits aber auch beispielsweise über
überteuerte Gebühren, die wir einheben, und wenn wir dann dennoch entscheiden,
dass wir diesen oder jenen Verein unterstützen möchten bei dem, was er für die
Stadt leistet, dann stellt sich hier die Frage: War es eine gute Idee, den
Verein der Freunde der Wiener Polizei zu fördern? Und zwar nicht nur einmal,
nicht zweimal, nicht dreimal - genau genommen ist es unbekannt, wie oft dieser
Verein gefördert worden ist.
Sicher ist, dass er hier über den Gemeinderat
mindestens dreimal, 1991, 1995 und 1999, gefördert worden ist, immerhin mit
beträchtlichen Beträgen. Aber - und jetzt kommt es - in der medialen
Berichterstattung kursieren allerlei Beträge, die an diesen Verein geflossen
sein sollen. Einmal ist die Rede von 10 Millionen, dann wiederum ist die
Rede von 20 Millionen, und - schau, schau! - ich habe mir die
Gemeinderatsprotokolle aus dem Jahr 1999 angeschaut: Herr Kollege Schuster hat
bereits 1999 behauptet, dass bis dahin 35 Millionen an den Verein
geflossen wären - wohlgemerkt: Schilling.
Jetzt kennt sich kein Mensch mehr dabei aus, wie viel
Geld dieser Verein von der Stadt eigentlich bekommen hat. Darüber hinaus stellt
sich, einmal unabhängig davon, wie viel Geld an den Verein geflossen ist, die
Frage: Hat es Sachspenden gegeben? Hat es weitere Beträge gegeben, die auf
Grund dessen, dass sie unterhalb der Wertgrenzen für den Gemeinderat waren, uns
hier nie erreicht haben und von denen wir eigentlich nichts wissen?
Meine Damen und Herren! Das ist schon einmal der
erste Grund, warum es eine gute Idee ist, das Kontrollamt prüfen zu lassen,
damit Licht ins Dunkel kommt, was diese Angelegenheit betrifft. Denn ich - und
nicht nur ich, sondern auch die Steuerzahler und Steuerzahlerinnen und wir alle
hier drinnen, davon gehe ich einmal aus - wüsste gerne, wie viel Geld hier
tatsächlich geflossen ist. Da wäre dann auch noch die Frage zu klären: War es
tatsächlich eine gute Idee, die Polizei über eine Vereinskonstruktion zu
unterstützen, und zwar, wie man sieht, mit beträchtlichen finanziellen
Beträgen?
Hier sind wir offenkundig anderer Ansicht, zumindest in
der Vergangenheit anderer Ansicht gewesen. Das ist sowohl 1995 als auch 1999
hier im Haus ausgiebigst diskutiert worden. Bereits 1995 hat der damalige
Klubobmann der Wiener GRÜNEN gemeint, dass es keine gute Idee ist, über eine
seltsame Vereinskonstruktion Geld an die Polizei fließen zu lassen.
Nichtsdestoweniger sahen sich damals die GRÜNEN
genötigt, wenn man so möchte, dieser Subvention zuzustimmen, und zwar aus einem
sehr, sehr simplen Grund: Die GRÜNEN hatten es sich damals zum Schwerpunkt
gemacht zu fordern, dass endlich die äußerst sanierungsbedürftigen Wachzimmer
in Wien renoviert werden und im Zuge dieser Renovierungen alle Wachzimmer mit
transparenten Vernehmungsräumen ausgestattet werden. Das heißt, dass
Vernehmungen und Befragungen von Menschen, die in diesen Wachzimmern
festgehalten werden, hinter Glasscheiben stattfinden müssen, sodass jeder und
jede sehen kann, was in diesem Vernehmungsraum passiert.
Der Anlass dafür war ein sehr trauriger. Zu Beginn
der 90er - vielleicht werden sich manche von Ihnen noch daran erinnern können -
ist eine junge Dame in einem Wiener Wachzimmer vergewaltigt worden. Darüber
hinaus hat es damals mehrere Fälle von Misshandlungen von Menschen, die
festgehalten und vernommen wurden, gegeben. Aus diesem Grund war es damals ein
Schwerpunkt der GRÜNEN zu sagen: Wir möchten, dass jedes Wachzimmer, wie
gesagt, mit transparenten Räumen ausgestattet ist. Das wiederum war nur möglich
im Zuge einer Sanierung. Wenn also ein Antrag in den Wiener Gemeinderat kommt,
der darauf abzielt, genau diese Sanierungen stattfinden zu lassen, konnte man
nicht anders, als dafür zu stimmen, indem man auch festgehalten hat: Ich kann
ja nicht etwas fordern und dann, wenn das Geld dafür fließt, dagegen sein.
Nichtsdestoweniger ist schon damals schärfste Kritik
seitens der GRÜNEN angebracht worden an der Art und Weise, wie dieses Geld
fließt, nämlich über diese seltsame Vereinskonstruktion. Und bereits 1999,
meine Damen und Herren, haben die GRÜNEN das Subventionsansuchen des Vereins
abgelehnt. Ich wiederhole es an dieser Stelle - äußerst verärgert, muss ich
auch noch sagen -: Die GRÜNEN haben bereits 1999 das Ansuchen des Vereins der
Freunde der Wiener Polizei abgelehnt! Und ich wüsste gerne, wer gestern - aber
ich habe natürlich Vermutungen darüber, dass es durchaus aus Kreisen der
Sozialdemokratie gekommen sein kann - gegenüber den Medien, gegenüber diversen
Medienvertreterinnen und -vertretern verbreitet hat, die GRÜNEN hätten 1999
zugestimmt.
Ich verstehe, dass es für Sie sehr
unangenehm ist, wenn Kollege Pilz beispielsweise auf Nationalratsebene Dinge
thematisiert, die Sie gerne nicht thematisiert sehen würden. Ich verstehe, dass
es sehr schmerzlich ist, wenn
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