Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 67 von 94
die politisch Verantwortlichen hier in Wien. (Bgm Dr
Michael Häupl: Die Bundesverfassung kennen Sie schon?)
Ich bin schon der Meinung, dass hier natürlich ein
sehr großer Teil an Mitverantwortung auch seitens der Stadt Wien besteht. Und
wenn das vielleicht – ich stelle das in Frage – für die letzten Jahre gegolten
haben mag, sehr geehrter Herr Bürgermeister, jetzt kann ich das so nicht mehr
akzeptieren und so wollen wir das auch nicht mehr akzeptieren. Denn nun ist
Ihre Partei in Regierungsverantwortung (Bgm Dr Michael Häupl: Das ist
unabhängig von der politischen Verantwortung!), nun stellt Ihre Partei ja auch
den Bundeskanzler. Sie sind also sozusagen die erste Partei in dieser
Regierung, und daher sind Sie natürlich auch mit eingebunden in die
Verantwortung um die Sicherheit in dieser Stadt und sehr wohl mit eingebunden
in die Verantwortlichkeit, wie viel an Exekutive in dieser Stadt hier für
unsere Sicherheit sorgt.
Das ist etwas absolut Wichtiges, wenn man die Frage
vor dem Hintergrund beleuchtet, dass sich derzeit hohe Beamte der Wiener
Polizei, Führungsfunktionäre sehr wohl – und sehr wohl berechtigt, wie wir
meinen – Sorgen machen, wie sozusagen der nächste Zeitraum in Wien
sicherheitsmäßig aussieht.
Waren wir bisher, nicht zuletzt durch die Ostöffnung,
doch Hauptanziehungspunkt – leider – für die Tätigkeit krimineller Ostbanden
und krimineller Einzeltäter aus diesen Regionen, so ist zu erwarten, dass mit
dem Verschieben der Schengengrenze nach außen, nach Osten, wo diese Grenze viel
länger wird, diese viel schwerer abzusichern sein wird, auch auf Grund der
Strukturen in den Ländern, die nun für die Sicherheit verantwortlich sind. Vor
diesem Hintergrund ist eine neue Welle an Kriminalität aus diesem Bereich zu
erwarten.
Sehr geehrte Damen und Herren! Die Kriminalität, die
von dort kommt, ist eine, unter der sehr viele Wienerinnen und Wiener schon zu
leiden hatten. Das betrifft vor allem die Bereiche Diebstahl, Raub, Einbruch,
Trickdiebstahl, Überfälle, und zwar ganz besonders auf schwächere Mitglieder
dieser Gesellschaft, die sich nicht so leicht zur Wehr setzen können. Da
spreche ich die vielen Senioren in Wien an, die Opfer tätlicher Übergriffe
wurden, die Opfer von Trickbetrügern wurden, die Opfer von Diebstahl wurden und
unter diesem Umstand sehr, sehr zu leiden haben.
Sehr geehrte Damen und Herren! Es ist nun mal so, wir
kommen um dieses Thema nicht herum: Wien braucht mehr Polizeibeamte! Dafür muss
man sich stark machen, auch wenn man verantwortlich in dieser Stadt ist. (Beifall bei der FPÖ.) Wir sprechen
derzeit von einer Zahl von rund 800, die auf jeden Fall fehlen. (Ironische
Heiterkeit bei der SPÖ. – GR Harry Kopietz: Das haben wir der FPÖ schon gesagt,
wie sie in der Regierung war!) Es hat sich ja jüngst auch der Ottakringer
Bezirksvorsteher laut zu Wort gemeldet und hat gesagt: Unbedingt
60 Polizeibeamte mehr! Aber irgendwie kommt mir vor, Sie fühlen sich halt
für diese Forderungen einfach nicht verantwortlich. (Bgm Dr Michael Häupl:
Hätten Sie nicht zugestimmt, wie Sie noch in der Regierung waren! – GR Harry
Kopietz: Wann sind denn die abgebaut worden? – Bgm Dr Michael Häupl: Sie waren
in der Regierung dafür verantwortlich!)
Ein weiterer Punkt, der natürlich äußerst wichtig
ist, ist, diese Polizeibeamten zu entlasten. Hier gibt es ja einen Antrag, der
morgen auch eingebracht wird, ein langjähriger Antrag der Freiheitlichen, die
sich sehr wohl Gedanken darüber machen, wie man diesen Umstand, dass Wien in weiten
Bereichen Unsicherheitsräume, Angsträume, stark ausgeprägte Kriminalität hat,
entgegenwirken kann. Das wäre eben die Aufstellung eines Ordnungskörpers
Stadtwache, der die Polizei entlastet und unterstützt bei ihrer Tätigkeit. (Bgm
Dr Michael Häupl: Wie kommen Sie auf diese absurde Idee?) Aber davon wollen Sie
ja auch nichts wissen.
Sehr geehrter Herr Bürgermeister! Sehr geehrte Damen
und Herren! Es sind ja deutliche Anzeichen vorhanden, dass es um die Sicherheit
in dieser Stadt nicht zum Besten bestellt ist. Wir haben es heute schon gehört,
kritisch gehört, dass heute etwa jedes noch so kleine Einkaufszentrum seine
privaten Sicherheitsdienste anstellt und anstellen muss. Denn die machen das
sicher auch nicht freiwillig, das kostet Geld, aber es ist ganz einfach
notwendig. Das ist natürlich ein deutliches Indiz, denn hier geht es ja nicht
darum, einen Ladendiebstahl abzusichern, sondern hier geht es darum, dass sich
etwa dort, wo eine Ansammlung von Geschäften und Unternehmen besteht, natürlich
auch Kriminalität ansammelt, der man nur mehr mit privaten Sicherheitsdiensten
einigermaßen beikommen kann.
Was für mich noch viel signifikanter ist – das ist ja
eigentlich fast ein Offenbarungseid der Sicherheitsverantwortung in dieser
Stadt –, das ist, dass sich in manchen Bereichen von Wien private
Sicherheitsinitiativen bilden, weil die Bürger in diesen Regionen so oft Opfer
etwa von Einbruchsdiebstählen, aber auch Raub geworden sind und die öffentliche
Sicherheit hier nicht mehr garantieren kann, dass dieser Zustand sich nicht
weiter verschärft.
Wir wollen das nicht! Wir wollen, dass die Sicherheit
aller Bürger in dieser Stadt durch die öffentliche Hand gewährleistet ist. Wir
wollen nicht, dass sich Private zusammenschließen müssen – das ist ein ganz übles
Zeichen –, um in ihrem Viertel für Sicherheit zu sorgen. Ich glaube, das zeigt,
dass die Sicherheit in dieser Stadt eben in weiten Bereichen nicht mehr gegeben
ist, und das sollte man auch mit der entsprechenden Sorge und Verantwortung
sehen.
Ich habe vorhin die Situation bei vielen älteren
Leuten angesprochen, die sehr unterschiedlichen kriminellen Handlungen in den
letzten Jahren zum Opfer gefallen sind. Von vielen ... (GR Harry Kopietz:
Mit Betonung auf „in den letzten Jahren"!) Bis heute. Man muss ja einen
Zeitraum betrachten. (GR Harry
Kopietz: Ja, insbesondere die letzten sieben Jahre!) Hohe
Polizeifunktionäre sagen es ja ganz deutlich: Genau dieser Trend wird sich ab
2008 mit dem Versetzen der Schengengrenze durchaus verschärfen, wenn wir nicht
rechtzeitig entgegenwirken.
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