Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 59 von 94
ist eine solche Anlage sicherlich notwendig, da es
wahrscheinlich weiterhin nicht gelingen wird, dem Zuwachs des Müllaufkommens in
dieser Stadt Herr zu werden.
Ich möchte heute keine Grundsatzdiskussion anzetteln,
da gibt es bei anderen Themen sicherlich bessere Gelegenheiten dazu. Ich möchte
nur erinnern an dieser Stelle, dass wir uns doch mit dem Thema erneuerbare und
nachhaltige Energienutzung auch in Wien intensiv auseinandersetzen sollten, und
möchte daran erinnern, dass die Evaluierung des Klimaschutzprogramms – eine
externe Evaluierung – hierzu auch entsprechende Maßnahmen eingefordert hat,
nämlich einen Masterplan für Energie.
Da wir ja leider befürchten müssen, dass Sie, meine
Damen und Herren der SPÖ, reflexartig Vorschläge der Opposition, speziell wenn
sie von der ÖVP kommen, immer wieder ablehnen, werden wir jetzt weiterhin vor
allem in der Öffentlichkeit über die Mängel in der nachhaltigen Energiepolitik
in dieser Stadt aufmerksam machen. Ich möchte heute beginnen, indem ich drei
Anträge gemeinsam mit meinem Kollegen Robert Parzer hier einbringe, und Sie
motivieren, über dieses Thema nachzudenken und im einen oder anderen Fall
vielleicht auch mit uns mitzugehen. Alle Anträge sind, damit sie eine
Nachdenkphase haben, auch Zuweisungsanträge. Somit bestünde die Möglichkeit, in
den entsprechenden Ausschüssen dann noch einmal darüber intensiver zu beraten.
Ich beginne mit dem Thema Solarenergie: Wir wissen
ja, dass in Wien nicht nur bisher die rote Laterne geleuchtet hat, und zwar an
letzter Stelle, sondern es ist jetzt in der neuen Statistik, die durch Ihren
ehemaligen Stadtrat veröffentlicht worden ist, Wien weiter zurückgefallen. Wir
haben ja nur mehr 4 200 m² Neufläche in Wien, unter 1 Prozent
der Gesamtfläche. Also hier ist wirklich eine sehr interessante, nämlich eine
negative Entwicklung gegeben.
Mich wundert dann immer, wenn auf meine Kritik
geantwortet wird: Ja, es gibt eine Erhöhung der Fördersummen! – Das mag schon
richtig sein. Ich weiß nicht, was sie alles fördern – ob da Solarrechner auch
dabei sind? –, aber eine wirkliche nachhaltige Möglichkeit, erneuerbare Energien
auf solarer Basis in dieser Stadt umzusetzen, besteht nicht. Ein Grund könnte
sein, dass es in Wien als einzigem Bundesland ausschließlich eine
Investitionsförderung gibt, aber nicht die Förderung nach dem Ökostromgesetz
und damit eine Einspeisetarifförderung, die Sie vermutlich auch deshalb nicht
durchführen wollen, weil sie da auch eine Kofinanzierung bereitstellen müssen.
So lautet auch der Antrag, den Robert Parzer und ich
hier heute stellen wollen, dass wir hier einen Kofinanzierungs-Einspeisetarif
nach dem Ökostromgesetz auch in Zukunft für Wien fordern. Ich denke, das
Klimaschutzprogramm – wir liegen hier sehr deutlich zurück – verdient es, sich
noch weiter mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Dieser Antrag ist, wie
gesagt, ein Zuweisungsantrag.
Der zweite Antrag – und hier möchte ich weitergehen –
beinhaltet die Frage der Koordination, die erneuerbare Energie und generell
Energie- und Umweltschutzpolitik in der Stadt betrifft. Ich glaube, Ihr
Bundeskanzler, werte Damen und Herren der SPÖ, hat es ja vorgelebt, dass
Koordination etwas Wichtiges ist. Ich denke, ein Klimaschutzbeauftragter für
Wien würde auch gut tun. Wenn man sich auseinander setzt mit unterschiedlichen
Magistratsabteilungen, dann sieht man, wie schwierig es ist, sich hier zu koordinieren.
Auch wenn es dann gerade um geschäftsgruppenübergreifende Themen geht, sieht
man, wie schwierig es da ist. Da würde ich mir vorstellen, dass ein solcher
Beauftragter, der direkt an den Herrn Bürgermeister zu berichten hat, eine gute
Möglichkeit darstellen würde, auch die Umweltstadträtin in diesem Punkt zu
entlasten, um ökologisch und energetisch in Zukunft besser Flagge zu zeigen.
In dieser Hinsicht beantragen wir hier, dass Wien
einen solchen Beauftragten für erneuerbare Energie bestellen möge, dessen
Aufgabe es wäre, Maßnahmen zu setzen, die zu einem verstärkten Einsatz von
erneuerbarer Energie zu führen haben. Auch hier ein Zuweisungsantrag.
Und der dritte Antrag, meine Damen und Herren, ist
ein Antrag, der Sie dazu motivieren sollte, auch Geld bereitzustellen, nämlich
analog dazu, wie es auf Bundesebene gemacht wird: die Schaffung eines
Klimafonds in Wien. Sie wissen ja, Wien hat hier leider noch nicht nachgezogen,
der Bund stellt eine halbe Milliarde Euro zur Verfügung. Ich könnte mir vorstellen,
wenn man das analog auf Wien umrechnet, dass man mit
100 Millionen EUR das Auslangen finden würde, um hier einige Akzente
zu setzen. Das ist auch sehr gut insofern, als dass man natürlich auch hier
arbeitsplatzfördernde Maßnahmen gleich mit einschlagen würde. Da in Wien die
Arbeitslosenquote ja bedauerlicherweise auch am höchsten von ganz Österreich
ist, denke ich, wäre das auch ein guter Grund.
So lautet der Antrag, dass die Stadtregierung analog
zum Klima- und Energiefonds des Bundes einen mit 100 Millionen EUR
dotierten Fonds einrichten möge, dessen Aufgabe die Förderung des Einsatzes
erneuerbarer Energien in Wien ist. Wie gesagt, auch hier ein Zuweisungsantrag.
– Vielen Dank. (Beifall bei der ÖVP.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Zu
Wort ist niemand mehr gemeldet. Ich bitte den Herrn Berichterstatter um das
Schlusswort.
Berichterstatter GR Christian Hursky: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dass das
eigentliche Geschäftsstück heute angenommen wird, steht ja außer Zweifel. Nur,
wenn wir hier über Solarpolitik in Wien diskutieren, dann, glaube ich, sieht
der Herr Stiftner einige Sachen anders. Wenn man ihm hier zuhört, könnte man
glauben, man befindet sich in einer solarpolitischen Wüste bei Neumond. Das
stimmt schlicht und einfach so nicht, aber das ist, glaube ich, die Welt, so
wie sie der Herr Stiftner im Allgemeinen sieht. Deshalb sollten wir ihm das
Auge und das Herz ein bisschen erhellen in der Richtung, damit er weiß, was
bezüglich Solarenergie in Wien tatsächlich getan wird.
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