Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 26 von 94
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Frau
Vorsitzende! Geschätzte Damen und Herren!
Ein bekannter Spruch lautet: „Wer im Glashaus sitzt,
der sollte nie mit Steinen werfen.“ Das sollte sich besonders die Volkspartei
aber auch Teile der Freiheitlichen Partei merken. Für diese müsste dieser
Spruch ja leicht verständlich sein.
Ich möchte nur daran erinnern – und das ist heute
schon angedeutet worden, weil hier so Vergleiche mit Jahreszahlen von 2001 bis
2006 angestellt worden sind -, was hier in der Bundesregierung von 2000 bis
2006 stattgefunden hat. Das dürfte bei einigen scheinbar schon wieder in
Vergessenheit geraten (Aufregung bei
GR Robert Parzer.) sein. Es war ein Trommelfeuer an Belastungen,
geschätzte Damen und Herren:
Verdoppelung der Autobahnvignette um
100 Prozent. Erhöhung der motorbezogenen Versicherungssteuer um über
51 Prozent. (Weitere Aufregung
bei der ÖVP.) Es sind auch die Tarife der Wiener Linien kritisiert
worden. In diesem kurzen Zeitraum wurden die Tarife der ÖBB - zuständig auch
die Bundesregierung - um 45 Prozent erhöht. Kilometergelderhöhung
jahrelang verzögert. Führerschein- und Reisepassgebühr erhöht, Tabaksteuer.
Höhere Steuer auf Urlaubs- und Kündigungsentschädigung. Entfall des allgemeinen
Absetzbetrags. Halbierung des Arbeitnehmerabsetzbetrags. Generelle
Urlaubsaliquotierung bei Beendigung eines Arbeitsverhältnisses. Die
Ambulanzgebühr ist ja sowieso wieder gekippt worden. Rezeptgebühren erhöht,
Krankenhausaufenthalt. Krankengeld nur mehr für 52 Wochen. 20 Prozent
Selbstbehalt bei Inanspruchnahme von psychotherapeutischer und psychologischer
Behandlung. Kürzung der Witwen- und Witwerpensionen. Kürzung der Invaliditäts-
und Berufsunfähigkeitspensionen. Senkung des Pensionistenabsetzbetrags, und,
und, und. Über 50 Belastungen und das, wie ich meine, ohne irgendeine
Gegenleistung!
Und das ist ja der Kern der Sache, meine sehr
verehrten Damen und Herren! Das ist der klassische Begriff und der ist heute
schon gefallen: „In die Geldbörsen gegriffen.“ Das ist der klassische Begriff.
Man hat damals in die Geldbörsen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer
gegriffen. (GR Dr Matthias Tschirf: 30 Jahre
SPÖ-Bundeskanzler!) Die soziale Symmetrie war in diesem Bereich
überhaupt nicht gegeben. (GR Dr
Matthias Tschirf: Ja ja, 30 Jahre SPÖ-Bundeskanzler!)
Ich denke, meine sehr verehrten Damen und Herren, man
sollte sehr aufpassen, weil es äußerst unseriös und unglaubwürdig wird, wenn
man jemand anderem vorwirft, die Menschen abzuzocken.
Ich habe schon gesagt und gerade bei der ÖVP fehlt
mir in der momentanen Situation im Bereich des täglichen Lebens ja der
Aufschrei, da gibt’s auch Preissteigerungen bis zu 13 Prozent. Ich sage
nur als Beispiele: Milch, Brot und Fleisch. Hier fehlt mir der Aufschrei der
ÖVP, wenn sie sich so Sorgen um die kleinen Leute in unserer Stadt, in unserem
Land macht! Aber da ist sie leider auf Tauchstation. Irgendwer muss ja bei der
Kette Produzent bis zum Konsumenten verdienen! Irgendwo bleibt das Geld liegen!
Ich sage gleich, bei den kleinsten Handelsbetrieben liegt es sicher nicht. Aber
da könnte die ÖVP schon einiges bewirken, dass hier im Bereich des täglichen
Lebens nicht solche Preisschübe auf die Menschen zukommen.
Wien, das ist auch schon gesagt worden, nimmt nicht
das Geld und macht nix. Wien investiert es (GR Dr Matthias Tschirf: Wohin?) bei den ... Ich werde es
Ihnen gleich sagen. Wir bieten hohe Qualität in der Versorgung, wir bieten hohe
Qualität in der Entsorgung und auch im Bereich der Infrastruktur. Es ist hier
gesagt worden, die Wiener Linien-Tarife seien zu teuer, daher kauft sich keiner
mehr einen Fahrschein. Meine Damen und Herren, das Gegenteil ist wahr! Wir
eilen von Jahr zu Jahr zu neuen Fahrgastzahlrekorden:
770 Millionen Fahrgäste der Wiener Linien, na das ist ja deutlich
höher als vor zwei Jahren oder voriges Jahr. Und ich sage auch, die Stadt Wien
steht zu Tarifanpassungen und da nehme ich wieder einen Leitspruch aus der
Wirtschaft, der mir immer so im Ohr liegt: Qualität kostet eben Geld, meine
sehr verehrten Damen und Herren, Trotzdem hält Wien einem Vergleich bei den
Tarifen und Abgaben mit anderen Bundesländern und anderen Städten Europas
stand.
Meine Damen und Herren, es ist viel ehrlicher zu
sagen: Qualitativ hohe Dienstleistung in einer Stadt oder in einer Kommune gibt
es nicht zum Nulltarif und wird es nie geben. Sie kostet auch Geld und dazu
bekennen wir uns. Wir bekennen uns aber als Stadt Wien auch zu sozial fairen
Tarifen. Das unterscheidet uns von anderen Parteien in dieser wunderschönen
Stadt und das sollte auch der Volkspartei in der Zukunft zu denken geben. Den
Menschen nichts vorzugaukeln, sondern ehrlich zu Ihnen sein.
Danke schön, meine sehr verehrten Damen und Herren.
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Die Aktuelle Stunde ist
hiermit beendet.
Ich teile Ihnen mit, dass die Frau Kollegin Polkorab
bis zum Ende der Sitzung entschuldigt bleibt.
Bevor wir zur Erledigung der Tagesordnung kommen,
gebe ich gemäß § 15 Abs 2 der Geschäftsordnung bekannt, dass an
schriftlichen Anfragen von Gemeinderatsmitglieder des Klubs der Wiener
Freiheitlichen 5, des Grünen Klubs im Rathaus 10 und des ÖVP- Klubs der
Bundeshauptstadt Wien 33 eingelangt sind. Von den GRen Veronika Matiasek, Mag
Gerald Ebinger, David Lasar und Mag Wolfgang Jung wurde eine Anfrage an den
Herrn Bürgermeister betreffend „Angstraum Wien“ gerichtet. Das Verlangen auf
dringliche Behandlung dieser Anfrage wurde von der notwendigen Anzahl vom
Gemeinderatsmitgliedern unterzeichnet.
Gemäß § 36 Abs 5 der Geschäftsordnung wird
die Beantwortung der Dringlichen Anfrage vor Schluss der öffentlichen Sitzung
erfolgen. Ist diese um 16 Uhr noch nicht beendet, wird die
Gemeinderatssitzung zur tagesordnungsmäßigen Behandlung der Dringlichen Anfrage
unterbrochen.
Vor Sitzungsbeginn sind von
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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