Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 21 von 94
... heuer schon
erhöht!) Werbekampagnen beim Donauinselfest: überall Wien Energie,
Wien Energie, Wien Energie! Ist ja klar: Wenn ich mir auf diese Art und Weise
meine Parteiveranstaltung mitsponsern lasse, dann muss eben der kleine Mann
dafür zahlen, und zwar möglichst unauffällig, damit er es nicht merkt! (Zwischenrufe bei der SPÖ.)
Wenn wir jetzt die Wien Energie und die Strom- und
Gaspreise hernehmen, so ist es ja nicht unsere Erfindung, dass die überhöht
sind. Die EU-Kommission hat in ihrer letzten Untersuchung gleichfalls unsere
Kritik bestätigt und gesagt, dass die Konsumenten auf Grund fehlenden
Wettbewerbs bis zu 20 Prozent zu viel für Strom und Gas bezahlen. Heute -
das habe ich im Internet gelesen - wird ein weiterer Schritt gesetzt, den wir
begrüßen: Dass nämlich der Stromproduzent seitens der EU-Kommission nicht mehr
gleichzeitig der Netzbetreiber sein darf. Hoffentlich wird dieser Einschnitt
dazu führen, dass Sie ein bisschen gebremst werden in Ihrem
Ausbeutungsverhalten!
Nehmen wir noch kurz ein Beispiel: Strom- und
Gasverträge beim Magistrat, bei Wiener Wohnen, beim Krankenanstaltenverbund
werden nicht ausgeschrieben, sondern vergabewidrig mit der Wien Energie
geschlossen. Wenn man sich diese Mengen an Strom und Gas vorstellt, wird der
Steuerzahler von Ihnen um 25 Millionen EUR im Jahr geprellt.
Deswegen unsere Forderung, ähnlich lautend wie die
der ÖVP: Werden Sie endlich sozial, und behaupten Sie nicht immer nur, Sie seien
es! Wir fordern eine Strom- und Gaspreissenkung um 20 Prozent, wir fordern
den Austritt Wiens aus dem Energiekartell, und wir fordern einen sofortigen
Belastungsstopp für städtische Gebühren und Tarife! (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Dipl-Ing Margulies.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (Grüner Klub im Rathaus): Sehr
geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Ich erlaube mir eine kurze Bemerkung zur ÖVP, weil man
es selten - obwohl es im Wiener Gemeinderat eigentlich fast jedes Mal
produziert wird - wirklich so deutlich merkt: Das Sein bestimmt das
Bewusstsein, die Chamäleonhaltung der ÖVP. Je nachdem, ob sie in Opposition
oder Regierung ist, nimmt sie alle Meinungen ein, die es überall in Österreich
überhaupt gibt! (GR Mag Wolfgang Jung:
Wie die GRÜNEN in Oberösterreich! Genau das Gleiche!) Wenn sie regiert,
ist sie verantwortlich für Erhöhungen, Steuererhöhungen et cetera; wenn sie in
Opposition ist, kritisiert sie.
Jetzt gebe ich in einem Punkt recht, oder manchmal
sogar in mehreren. Schauen wir uns die Tarife der Wiener Linien an. Ja, es
könnte billiger sein, es wäre uns ein ganz großes Anliegen! Schauen wir uns
Kindergärten und Horte an: Ja, sie könnten kostenlos sein, es wäre uns ein
riesengroßes Anliegen! Selbst wenn man WIENSTROM und WIENGAS hernimmt, glaube
ich, dass es eigentlich viel intelligenter wäre, noch stärker in Wärmedämmung
zu investieren, noch stärker in Stromsparen zu investieren. Da wäre den Leuten
viel mehr geholfen, wenn man sie da unterstützt, als mit einer Strom- oder
einer Gaspreissenkung. Aber nichtsdestoweniger ist es der springende Punkt in
vielen Bereichen, dass die Stadt Wien selbstverständlich auch von Einnahmen
abhängig ist.
Jetzt schauen wir uns einmal - die ÖVP ist seit
20 Jahren an der Bundesregierung, war aber nie bei etwas Bösem dabei, wir
wissen es! - die Entwicklung des Finanzausgleichs an. Ich nehme einen ähnlichen
Zeitraum wie Sie: 1999 bis 2006. 1999: Von den gesamten verteilten Mitteln im
Rahmen des Finanzausgleichs hat der Bund 70 Prozent bekommen; jetzt kriegt
er 73,5 Prozent. Die Länder haben 16,7 Prozent bekommen; jetzt
erhalten sie 14 Prozent. Die Gemeinden haben 13,5 Prozent bekommen, jetzt
erhalten sie 12,4 Prozent.
Allein durch diese Zentralisierung der Mittel sind
der Stadt Wien, grob gerechnet, 500 Millionen EUR verloren gegangen!
500 Millionen EUR, die jede einzelne Gebührenerhöhung überflüssig
gemacht hätten, die einen Gratis-Kindergarten sicherstellen könnten, die in
Wirklichkeit eine wirklich gute und sinnvolle Bildung in Österreich und in Wien
sicherstellen könnten. Das wäre ein Weg der Zukunft gewesen.
Aber die ÖVP will immer nur alles günstiger machen
und will sich niemals um die Finanzierung kümmern. Das ist scheinheilig, und
deshalb kommt auch die Politik so in Verruf (GR Dr Matthias Tschirf: Wieso?),
weil Menschen wie Sie als Klubobmann der Wiener ÖVP sich hinstellen und den
Leuten Halbwahrheiten erzählen. Das ist so, wie wenn man sich hinstellt und
sagt: Die Rapid hat letzten Samstag ein Tor geschossen. Wer nicht darüber
nachdenkt, denkt sich, die Rapid hat 1 : 0 gewonnen; wir alle wissen,
sie hat 5 : 1 verloren. Das ist Ihre Politik, und die ist
unglaubwürdig! (Beifall bei den GRÜNEN
und der SPÖ. - Zwischenrufe bei der ÖVP.)
Selbstverständlich hat die Kritik ihre Berechtigung.
Die KollegInnen hier im Haus, auch die GRÜNEN, haben das öfters geäußert, was
die Wiener Stadtwerke Holding und insbesondere die Verknüpfung zwischen
SPÖ-naher Medienlandschaft und SPÖ-nahen Veranstaltungen und Finanzierung
betrifft, im Sinne von Bewerbung und Sponsoring von ebendiesen Veranstaltungen
durch die Wiener Stadtwerke Holding, durch die Wien Holding und viele andere
der Stadt Wien nahe stehende Bereiche: Stimmt, das ist abzustellen, es wäre
schlagartig abzustellen! Aber zu glauben - auch wenn es sich im ersten Moment
nach viel anhört -, damit wirklich Verbesserungen im Bereich der sozialen
Unterstützung, Verbesserungen im ökologischen Bereich, im Verkehrsbereich umsetzen
zu können, dafür ist das Geld in Summe wiederum zu wenig.
Da braucht man eine Änderung im
Finanzausgleich und unseres Erachtens - ich sage das hier ganz bewusst - auch
eine Umstellung im Steuersystem. Es muss endlich wieder klipp und klar werden,
dass im Bereich der Grundsteuer die Einheitswerte an die Verkehrswerte
angeglichen werden; damit könnte die Gemeinde Wien
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