Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 22 von 94
binnen kürzester Zeit an die 300,
400 Millionen EUR lukrieren. Und man muss eine Steuerumgestaltung
vornehmen, wodurch die Menschen wirklich entlastet werden, die wenig oder kaum
Geld haben, und wodurch diejenigen wieder mehr zur Verantwortung herangezogen
werden, die Vermögen angehäuft haben.
Ich wiederhole die Forderung nach einer
Vermögenssteuer. Auch eine Vermögenssteuer, verteilt wie andere Steuern im
Rahmen des Finanzausgleiches, könnte der Gemeinde Wien schlagartig
300 Millionen EUR bringen. Denn 5 Milliarden an Vermögensteuer,
wenn man sie in Österreich einführt, belasten maximal ein Drittel der Menschen,
und zwar nur dieses obere Drittel, welches über mehr als 90 Prozent der
gesamten Reichtümer in Österreich verfügt. Das ist innerhalb dieser
10 Prozent noch einmal ganz deutlich ungleich verteilt: 1 Prozent
aller Menschen in Österreich verfügt über ein Drittel des gesamten Vermögens.
Machen wir tatsächlich wieder einmal eine Vermögenssteuer!
Diese könnte helfen zur Senkung von Sozialversicherungsbeiträgen, diese könnte
helfen zur Senkung von Steuern und Gebühren, die tatsächlich alle Menschen
belasten. Das würde den Wohlstand in Österreich heben. Aber dafür sind Sie
wiederum zu feig! Sie greifen an, dass Gebühren erhöht werden - im Übrigen: In
jedem schwarzen Bundesland werden Gebühren erhöht ...
Vorsitzende GRin Inge Zankl (unterbrechend): Bitte den
Schlusssatz.
GR Dipl-Ing Martin Margulies (fortsetzend): Ich komme zum Schluss.
- In jeder schwarzen Gemeinde werden Gebühren erhöht, und Wien soll die einzige
Ausnahme sein.
Kollege Tschirf, liebe ÖVP! Bitte, macht eine
glaubwürdigere Politik! Das ist eigentlich nicht in Ordnung. Und im Übrigen bin
ich tatsächlich der Meinung, dass sich die ÖVP vom Kollegen Aigner distanzieren
sollte. - Danke. (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzende GRin Inge Zankl: Als
Nächster am Wort ist Herr GR Oxonitsch.
GR Christian Oxonitsch
(Sozialdemokratische Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrte Frau Vorsitzende!
Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Ich kann mir eigentlich einen großen Part über die
Scheinheiligkeit dieser heutigen Aktuellen Stunde ersparen; über dieses
Politikverständnis hat ja Kollege Margulies durchaus schon einiges gesagt. Man
kann diese Aktuelle Stunde durchaus nur dahin gehend einstufen, dass man eben
versucht, bei diesen schweren innerparteilichen Differenzen, die es gibt, und
zwar nicht nur in der Frage des Kulturzentrums in der Brigittenau, sondern auch
- wenn ich mir nur das Beispiel von gestern anschaue - in der Frage des
Bettelverbots, mit dem Frau Stenzel kommt, und zehn Minuten später kommt über
den Pressedienst wieder eine Distanzierung davon, bis hin zu den gesamten
Diskussionen der Zukunftskommission, eine Diskussion wieder aufzuwärmen, die
wir ja bereits abgehalten haben.
Das ist vor allem eine Diskussion, in der es uns
immer wieder gelungen ist nachzuweisen, dass sich Wien einerseits für seine
kommunalen Leistungen nicht zu schämen braucht - ich glaube, das können wir
durchaus einmal außer Streit stellen, dass die Zufriedenheit mit den kommunalen
Leistungen gegeben ist und diese, sei es die Mühlabfuhr, sei es die
Wasserversorgung, sei es die Wasserentsorgung, sei es der öffentliche Verkehr,
in dieser Stadt hervorragend funktionieren -, aber auf der anderen Seite sich
auch für die finanzielle Ausstattung und die finanzielle Gestion dieser
Betriebe nicht zu verstecken braucht.
Schauen wir uns das österreichweit an. Wenn wir uns
im Bereich der Mülltarife die reale Situation anschauen, können wir
feststellen, dass Wien hier Spitzenreiter ist, was die geringsten Tarife
österreichweit betrifft, zumal es auch viele private Anbieter gibt, auch in
vielen ÖVP-regierten Bundesländern, die um einiges teurer sind, und hier ganz
klar der Nachweis erbracht werden kann, dass es eben die Kommune in dieser
Stadt tatsächlich möglich macht, hervorragende Leistungen zu einem günstigen
Tarif zu erbringen, sei es im Bereich der Wassergebühr, sei es im Bereich der
Kanalgebühr. Überall dort liegt Wien hervorragend und braucht sich auch für
seine Preise nicht zu verstecken.
Ähnlich ist es international, auch da brauchen wir
uns nicht zu verstecken. Schauen wir uns die großen Städte an, die es in Deutschland
gibt. Auch in diesem Vergleich ist im Bereich des öffentlichen Verkehrs, im
Bereich der Wasserversorgung, der Müllentsorgung Wien ein hervorragender
Anbieter - mit hervorragenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, und dafür an
dieser Stelle auch ein herzliches Danke, meine Damen und Herren! (Beifall bei der SPÖ.)
Aber es ist keine Frage: Eine seriöse
Wirtschaftspolitik kann natürlich auch notwendige Tarifanpassung nicht für alle
Zeit ausschließen. Die Scheinheiligkeit seitens der ÖVP in diesem Bereich ist
ja schon erwähnt worden. Aber es steckt eben auch immer wieder eine klar
konservative Strategie dahinter, nämlich gerade kommunale Unternehmen - und das
kann man sich europaweit anschauen - auszuhungern, ihnen nicht jene
finanziellen Mittel zu geben, die nötig sind, dass sie hervorragende Qualität
liefern, um sie dann fertig zu machen für eine Privatisierung. Für diesen Weg,
meine Damen und Herren, sind wir einfach nicht zu haben! (Beifall bei der SPÖ.)
Wir werden daher weiterhin darauf achten, dass die
hervorragende Qualität der kommunalen Dienstleistungen tatsächlich auch für die
Zukunft sichergestellt wird. Das macht eben angesichts der Rahmenbedingungen
von Zeit zu Zeit durchaus Erhöhungen notwendig. Wenn ich mir da die Zeiträume
anschaue, sehe ich, dass viele Erhöhungen seit 20 Jahren nicht
durchgeführt worden sind, andere Erhöhungen seit 10 Jahren nicht
durchgeführt worden sind. Es sind aber Erhöhungen notwendig, zumal auch immer
wieder im Bereich des Umweltschutzes und Ähnlichem mehr zusätzliche
Investitionen notwendig sind.
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