Gemeinderat,
24. Sitzung vom 20.09.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 17 von 94
persönlich über diesen
Fall zu sprechen. Hier hätte es, glaube ich, einer sehr schnellen Intervention
bedurft.
Genauso war es leider auch
nicht möglich, telefonisch eine Auskunft darüber zu bekommen, um wie viel an
Schulden oder Mietrückstand es hier ganz konkret geht. Weil die Auskunft bei
der Delogierung an die betreffende Person lautete, dass es um
2 200 EUR geht; bei nochmaliger Nachfrage hat es sich plötzlich nur
mehr um 260 EUR gehandelt. Das heißt, der Mieterin ist bis heute nicht
klar, um welche Mietrückstände es hier tatsächlich ging.
Lassen Sie mich diesbezüglich noch eine Frage
stellen, die die ökonomische Dimension dieses Falls betrifft. Es gibt ja eine
menschliche Dimension dieses einzelnen Falls, es gibt eine soziale, aber eben
auch die ökonomische Dimension. Ob es jetzt um 2 200 EUR oder um
264 EUR an Mietzinsrückständen geht, ist, glaube ich, hier sehr
nebensächlich. Denn es geht darum, dass diese Dame jetzt im Geriatriezentrum
Wienerwald untergebracht ist, und das kostet die Stadt im Durchschnitt
164 EUR pro Tag.
Jetzt frage ich Sie - und da ist, denke ich, die
gesamte Stadtregierung dazu aufgerufen, dies zu erklären -, wie man das sozial
und ökonomisch verantworten kann.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Ich glaube, Sie haben
die Frage auch schon beantwortet, nämlich damit, dass die Stadt Wien niemanden
im Stich lässt, der in Not ist, und dass wir uns sehr wohl auch als Stadt darum
gekümmert haben, dass diese Dame eine entsprechende Unterbringung bekommt.
(StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Schicken wir alle ins Heim!) Sie
steht eben nicht auf der Straße, aber man sollte vielleicht schon der
Ordnung ... (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Alle Delogierten ins
Heim schicken!)
Frau Stadträtin!
Vielleicht auf Ihre Anregung eingehend: Wären Sie dafür, dass die Stadt Wien
auf alle Mieteinnahmen verzichtet? Sie sollten vielleicht schon wissen, dass im
konkreten Fall die Dame bereits zum sechsten Mal einen Delogierungsbescheid
bekommen hat - zum sechsten Mal! - und bereits beim vierten Delogierungstermin
im Jahr 2004 zur Kenntnis genommen hat, dass das die letzte Aufforderung und
die letzte Möglichkeit, einer Delogierung zu entgehen, ist.
Dennoch hat die Stadt Wien
und hat Wiener Wohnen beim fünften Mal noch einmal davon Abstand genommen, hat
wieder das Sozialamt auch alle Mietrückstände abgegolten und bezahlt. Beim
sechsten Mal sind immerhin noch immer 1 842 EUR als offen zu
verzeichnen, beim Termin am 10. Juli 2007. Das ist der Dame auch so
zugestellt worden.
Meine sehr geehrten Damen
und Herren! Es ist eine grundsätzliche Entscheidung, ob Wiener Wohnen bei
bestimmten Personen insgesamt auf Mieten verzichten soll. Ich denke, dass
Mieterinnen und Mieter sehr wohl die Verpflichtung haben, auch für die Miete
aufzukommen, und dass es Instrumente der Stadt Wien gibt, die diese Mieten auch
abdecken. Das ist bei dieser Dame mehrfach geschehen. Die Dame wurde auch mehrfach
eingeladen, gemeinsam mit den verschiedenen Einrichtungen der Stadt Wien zu
Vereinbarungen zu kommen. Die Dame hat diese Termine nicht wahrgenommen.
Die Konsequenz aus dem, was
Sie jetzt vorschlagen, wäre, dass eben Personen generell nicht Miete zahlen -
mit der entsprechenden Beispielswirkung! Denn wenn die Stadt Wien jetzt schon
zum sechsten Mal einen Delogierungsbescheid zustellt und erst dann aktiv wird,
ist das, glaube ich, ein Zeichen dafür, dass hier mit großem sozialen Augenmaß
vorgegangen wird, aber wir sehr wohl auch die Verpflichtung haben, auch den
anderen Mieterinnen und Mietern gegenüber, darauf zu achten, dass Mieten auch
bezahlt werden.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Danke, Herr Stadtrat. - Die
2. Zusatzfrage wird von GRin Frank gestellt.
GRin Henriette Frank (Klub der Wiener Freiheitlichen): Herr Stadtrat!
Zuerst ganz kurz: „Wien
ist mit den Mieten am günstigsten", da kann ich Ihnen nicht zustimmen,
weil ja selbst die Studie sagt, dass Wiener Wohnen mittlerweile schon im
Durchschnitt von Wien liegt. Ich möchte jetzt nicht sagen, dass sie exorbitant
teuer sind, aber sie sind auch nicht mehr die günstigsten. - Das nur vorweg.
Es ist bei diesem Fall so
wie bei vielen anderen Dingen auch, dass hier eben die Dinge nicht immer so
sind, wie sie scheinen, wenn man die Vorgeschichte dieser Frau kennt. Nur ist
es generell so, dass in Wien die Bevölkerung zunehmend das subjektive Gefühl
hat - gerade dann, wenn es um Delogierungen geht, aber auch bei
Wohnungszuweisungen -, dass die heimische Bevölkerung benachteiligt ist
gegenüber den Zugewanderten. Wie können Sie dieses Gefühl entkräften?
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Bitte, Herr Stadtrat.
Amtsf StR Dr Michael Ludwig: Ich sehe absolut keine
Indizien in dieser Richtung. Ich kenne auch die Studie nicht, die Sie zitieren,
dass die Mieten bei Wiener Wohnen sich in derselben Größenordnung bewegen wie
im gesamten anderen Mietumfeld unserer Stadt. Die Mieten bei Wiener Wohnen
liegen deutlich unter allen anderen Mieten, die es in unserer Stadt
gibt.
Aber vielleicht zu den Delogierungen und Ihrer
konkreten Anfrage: Man sollte auch die Größenordnungen vor Augen haben. Es hat
im Jahr 2004 - und das ist die Zeit, zu der es schon einen Rückgang bei den
Delogierungen gegeben hat - 966 Delogierungen gegeben, davon 856 wegen
Nichtbezahlung der Mieten. Im Jahr 2005 entfielen bei 597 durchgeführten
Delogierungen 525 auf Fälle des Mietrückstandes, und im Jahr 2006 mussten 643 Delogierungen
vorgenommen werden, davon 571 wegen Rückstandes bei der Miete. Im ersten
Halbjahr des Jahres 2007 stehen 298 durchgeführte Delogierungen an, davon sind
259 wegen Nichtbezahlung des Mietzinses in Rechnung zu stellen. Das heißt, es
wird sich ungefähr in derselben Größenordnung wie im Vorjahr bewegen.
Man muss das jetzt in Relation zur
Gesamtheit
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