Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 49 von 99
ist es nicht unintelligent, wenn man auf fünf Stunden
erhöhen will. Wie wollen Sie denn das kontrollieren? Einen 5-Stunden-Parkschein
oder soll ich einen eineinhalbstündigen und dann noch einen eineinhalbstündigen
und dann zwei einstündige hinlegen? Wie soll das gehen? Der Antrag ist in
Wirklichkeit ein bisserl zu überarbeiten, würde ich vorschlagen, vielleicht
einen anderen Satz oder ändern Sie vielleicht sogar einmal die Vorwörter, das
würde vielleicht ausreichen und zwar ein bisserl eine kleine Veränderung, dann
macht der Antrag einen Sinn. So macht er überhaupt keinen Sinn. Und diesen
Parkzettel bitte - das überlassen Sie besser Kika, Ikea oder sonst wem. – Danke
schön. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Herr GR Mag Gerstl ist am
Wort.
GR Mag Wolfgang Gerstl (ÖVP-Klub
der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr
Berichterstatter! Meine sehr geehrten Damen und Herren!
Die Diskussion ist emotional schon sehr hoch
gebracht, dass es, glaube ich, anstehen würde, wieder einmal auf die sachlichen
Argumente zurückzukommen, auch wenn es mich reizen würde, hier auf den Kollegen
Madejski und auf den Kollegen Maresch zu antworten. Beim Letztgenannten hat man
ja wirklich den Eindruck, er möchte ganz Wien zur Parkverbotszone machen und
unter Pendlerverkehr will man den Fußgängerpendlerverkehr verstehen. Das ist
wahrscheinlich sein neues Mobilitätskonzept! (Beifall bei der ÖVP.) Ein
Mobilitätskonzept, das nur Rückschritt bedeuten würde. (Aufregung bei GR Mag
Rüdiger Maresch.) Ein Mobilitätskonzept, das nicht Wirtschaftswohlstand
bedeuten würde. Ein Mobilitätskonzept, das die Leute in ihrem Freizeitverhalten
einschränken würde. Ein Mobilitätskonzept, das einfach der Steinzeit entspricht
und das ist nicht das, was wir unterstützen! (Beifall bei der ÖVP.)
Meine Damen und Herren, 50 Prozent Erhöhung der
Kurzparkzonentarife, Erhöhung des Parkpickerls im 1. Bezirk um
29 Prozent, Erhöhung des Parkpickerls in den restlichen Bezirken um
22 Prozent, das bedeutet eine klare Mehrbelastung für die Menschen in dieser
Stadt, für einen Bürger, so wie es der Kollege Madejski bereits gesagt hat,
rund 300 EUR im Jahr Mehrbelastung. Und was bedeutet das für einen
Unternehmer, weil ich glaube, dass auch Sie vielleicht ein Interesse daran
haben, wenn Sie in einer Wohnung einen Schaden haben und einen Installateur
brauchen, dass der zu Ihnen kommt und wenn er in einer Parkraum
bewirtschafteten Zone ist, dann muss er dort die Möglichkeit haben, sein Auto
abzustellen, das heißt, er muss seine Parkscheine ausfüllen? Das dauert eine
gewisse Zeit und ich nehme an, Sie werden dafür auch ein Interesse haben, dass
der Installateur, der Tischler oder wer immer zu Ihnen in die Wohnung kommen
möchte, auch sehr nahe bei Ihnen parken kann, einen Abstellplatz braucht, und
der zahlt dann. Der zahlt dann mehr und mehr. Wenn Sie das auf das Jahr
hochrechnen, so zahlt der Unternehmer pro Jahr pro Auto um 900 EUR mehr.
Und wenn er zwei oder drei Autos oder vier Autos im Umlauf hat, dann sind wir
bereits in einer Größenordnung von über 3 000 EUR, was er dann im
Betrieb im Jahr an Mehrkosten hat.
Na, was glauben Sie, Herr Kollege Maresch, wer das
bezahlen wird? (Aufregung bei GR Mag Rüdiger Maresch.) 3 600 EUR
mehr im Jahr beim Betrieb von vier Autos! Wer, glauben Sie, wird das zahlen?
Sie werden es zahlen, aber Ihnen ist das egal. Sie sind Politiker, Sie
verdienen genug Geld und Ihnen ist es egal, was der Durchschnittsbürger zu
Mehrbelastungen sagt! Das lehnen wir ab, Herr Kollege Maresch. (Beifall bei
der ÖVP.) 900 EUR pro Auto pro Betrieb. (GR Mag Rüdiger Maresch:
Was haben Sie gesagt?) Sie wissen ganz genau, was das bedeutet. (GR Mag
Rüdiger Maresch: Sie haben 300 EUR gesagt!) Und 300 EUR für eine
Privatperson im Jahr. (Weitere Aufregung bei GR Rüdiger Maresch.)
300 EUR mehr! Wissen Sie, was die Stadt Wien kalkuliert? Ich glaube, Sie
haben es nicht durchgesehen. Die Stadt Wien kalkuliert durch die jetzige
Maßnahme 20 Millionen EUR an Mehreinnahmen. Derzeit haben wir
44 Millionen EUR Einnahmen an Parkgebühren. Was glauben Sie, was es
bedeutetet? Fast 50 Prozent an Mehreinnahmen wird hier die Stadt vom
Steuerzahler lukrieren! Ich verstehe gar nicht, dass Sie als eine Partei, die
auch dazu neigt, im Grunde für die sozial Ärmsten da zu sein, die sich hier
herstellt, um für Obdachlose zu reden und sich für die Freifahrt für Obdachlose
einsetzt, auf der anderen Seite aber den Leuten das Geld aus dem Geldbörsel
herausziehen will! Das ist Ihre Politik, die wir nicht unterstützen! (Beifall
bei der ÖVP. – GR Mag Rüdiger Maresch: Sie fahren ja selbst mit dem Auto durch
die Stadt!)
Sie haben sich echt entlarvt. Und zeigen Sie mir
einen Arbeitnehmer, der heute noch in der Lage ist, seinen Arbeitsplatz ohne
Auto auch wirklich zu erreichen oder seinen Geschäften nachzukommen. Wenn Sie
glauben, dass Sie eine Politik machen können, wo man ohne ein motorisiertes
Fortbewegungsmittel seinen Lebensstandard wirklich auch halten kann und seinen
Geschäften nachkommen kann, dann leben Sie, ehrlich gesagt, am Mond, tut mir
leid. Sie leben am Mond. (Beifall bei der ÖVP. – GR Mag Rüdiger Maresch:
Muss ich jeden Tag fahren? Muss ich jeden Tag fahren?)
Und ich sage Ihnen, Sie haben gesagt, der Parkplatz
ist kein Menschenrecht. Ich sage, Mobilität ist ein Menschenrecht. Das wäre der
Punkt. (Beifall bei der ÖVP. – GR Mag Rüdiger Maresch: Fahren Sie jeden Tag
mit dem Auto?)
Derzeit zahlen die Bewohner des 1. Bezirks
255 EUR, in Zukunft 330 EUR für ein 2-Jahres-Pickerl. Der Betrieb im
1. Bezirk zahlt derzeit 260 EUR, in Zukunft 335 EUR und Sie
wissen, ab dem zweiten Auto kommt die enorme Steigerung. Er zahlt derzeit
500 EUR und in Zukunft zahlt er 625 EUR. Und es ist mir wichtig, dass
wir diese Zahlen hier auch nennen, denn in der Politik der Gemeinde Wien wurden
hier in der Vorbereitung diese Gesamtzahlen nicht immer genannt, sondern man
hat sich auf die normalen Preissteigerungen zurückgezogen.
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