Gemeinderat,
23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 39 von 99
bestimmte Leben. Ich glaube, jeder und jede von uns
will sich aussuchen können, wie sie und er im Alter leben will und kann. Wie
kann das gewährleistet werden? Wir wissen alle, dass es am besten wäre, immer
so viel Hilfe oder so wenig Hilfe wie nötig anzubieten. Und wie lässt sich das
umsetzen? Wie lässt sich das organisieren?
Was in Wien meines Erachtens vor allem noch fehlt,
ist eine einheitliche Anlaufstelle. Es gibt eigentlich keinen Punkt, wo
Menschen, die Informationen, Rat, Unterstützung brauchen, wirklich nach dem
Prinzip One-Stop-Shop diese Information, Unterstützung und Beratung auch
bekommen. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Stimmt nicht!)
Ich würde mir wünschen, dass es noch mehr aufsuchende
Betreuung gibt, dass es ein umfassendes Serviceangebot gibt. Ich glaube
nämlich, dass viele Menschen keinen Heimplatz brauchen; viele Menschen brauchen
vielleicht nur eine Wohnungsadaptierung. Manche Menschen brauchen vielleicht
Essen auf Rädern. Manche Menschen brauchen sowohl das eine als auch das andere.
Da wäre es wesentlich, dass es in Wien eine Anlaufstelle gibt, wo wirklich
alles aus einer Hand kommt. (Amtsf StRin Mag Sonja Wehsely: Gibt es ja! Fragen
Sie Kollegin Pilz, die weiß es!)
Wichtig ist auch, dass alles, was die alten Menschen
betrifft, gemeinsam mit den Angehörigen geplant und besprochen wird. Ich finde,
dass die Angehörigen noch viel zu wenig eingebunden werden in Entscheidungen
und in die Planung. Denn auch die Angehörigen sind ganz besonders betroffen,
zum Beispiel auch bei demenzkranken Menschen. Wir haben auch schon etliche
Anträge gestellt, die in der Regel von Ihnen abgelehnt werden. Meistens sagen
Sie: Das machen wir ohnehin schon, oder es ist eh alles so super.
Wichtig wäre, dass wir den Übergang zwischen den
verschiedenen Betreuungseinrichtungen, zwischen den verschiedenen
Servicestellen nicht als Schnittstellen sehen, sondern als Nahtstellen. Es darf
nicht passieren, dass es zwischen den einzelnen Einrichtungen immer wieder
Leerstellen gibt, es muss nahtlos ineinander übergehen.
Wichtig ist ganz sicher, dass Menschen auch ihr Alter
individuell bestimmen können. Auch da fehlt mir noch ein bisschen das
Bekenntnis: Wir wollen den Menschen nicht unser System aufpfropfen, sondern wir
wollen wirklich, dass die Menschen sich im System - vielleicht modulartig -
aussuchen können, was sie brauchen. Dazu gehört natürlich auch die vermehrte
Förderung von betreubarem Wohnen; dazu gehört die ambulante Pflege, das wissen
Sie genauso gut wie ich.
Ich entnehme auch, Sie haben es vor, Sie planen es,
aber es fehlt mir noch das Bekenntnis dazu: Das wollen wir wirklich, und das
machen wir! Ich hoffe auch sehr, dass es jetzt nicht wieder 20 Jahre
dauert wie bei den Heimen, wo es wirklich 20 Jahre gedauert hat, bis Sie
umschwenkten von großen auf kleinere Einheiten, sondern dass das dann auch
schneller geht.
Wichtig sind Einrichtungen wie auch die Tageszentren.
Wir haben ja einen Antrag gestellt auf eine Ausweitung der Öffnungszeiten der
Tageszentren, weil wir glauben, dass auch das flexibler gestaltet werden muss.
Damals wurde geantwortet: Es gibt eine Bedarfserhebung bei den Tageszentren.
Ich bin schon sehr gespannt; ich habe bis jetzt davon noch nichts gehört, aber
ich hoffe, dass wir demnächst vielleicht in der Geriatriekommission doch etwas
davon hören werden.
Was mir in Wien auch noch fehlt, ist, dass wir ja
doch sehr viele MigrantInnen haben, und ich glaube, auch das ist ein wichtiger
Punkt, der unbedingt angeschnitten werden muss. Was ist mit den älteren
MigrantInnen? Wie können wir die auch in unserem Pflege- und Betreuungssystem
berücksichtigen? Was brauchen diese Menschen speziell, und welche Bedürfnisse
haben sie speziell? Ich würde mir sehr wünschen, dass das auch entwickelt und
weiterentwickelt wird.
Dass die Heime, die jetzt beschlossen werden, auch
von der gestalterischen Maßnahme her neue Konzepte haben, ist sehr erfreulich.
Ich würde mir wünschen, dass es noch viele weitere solche Heime gibt, wenn auch
kleinere.
Wichtig finde ich auch, dass Heime, die in den
Grätzeln angesiedelt werden - bei diesen dreien ist das jetzt auch so -, auch
geöffnet werden, dass dort auch kurzfristige Angebote möglich sind. Eigentlich
sollte ein Heim nur ein Angebot von vielen sein. Ich würde mir wünschen, dass
es keine Endstation ist; ich glaube, es geht in diese Richtung, das finde ich
erfreulich.
Ich finde es wichtig, dass wir diesem Thema noch mehr
Augenmerk schenken. Das Alter ist unser aller Zukunft, und ich würde mir
wirklich wünschen, dass wir darüber nicht nur hier sprechen, sondern dass wir
auch in der Geriatriekommission weiter daran arbeiten. - Danke. (Beifall bei
den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Der
nächste Debattenbeitrag kommt von Frau GRin Praniess-Kastner. Ich bitte sie zum
Rednerpult.
GRin Karin Praniess-Kastner
(ÖVP-Klub der Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr
geehrte Frau Stadträtin! Meine Damen und Herren!
Wir haben ja heute
Gelegenheit, über die drei Tagesordnungspunkte gemeinsam zu diskutieren, die
die wichtigen Vorhaben der Stadt betreffen, diese drei neuen geriatrischen
Zentren zu beschließen. Ich denke, das ist ein kleiner, wichtiger Schritt in
die Zukunft, aber wir dürfen verschiedene andere Aspekte in dieser Diskussion
sicher nicht auslassen. Es fehlt ein breites Spektrum, und es muss ein breites
Spektrum an zusätzlichen Angeboten geben.
Frau
Kollegin Klicka hat ja schon sehr ausführlich das Konzept der drei neuen
Zentren erläutert. Das gefällt uns sehr gut. Es erinnert mich auch an ein
Konzept, das ich sehr gut kenne, nämlich das Konzept der Häuser der
Barmherzigkeit. Ich konnte mir ja von den Häusern der Barmherzigkeit selber
einen sehr guten Eindruck machen und denke, das klingt genau so, daher blicke
ich sehr zukunftsfroh und hoffnungsfroh in die Zukunft dieser drei neuen
Einrichtungen. Wenn sie nämlich so gestaltet werden, wie Sie es hier ausgeführt
haben, dann halten
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