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Gemeinderat, 23. Sitzung vom 27.06.2007, Wörtliches Protokoll  -  Seite 18 von 99

 

der Sprache, sondern auch andere Defizite. Und dass diese nicht ausgeglichen werden können, liegt – und jetzt komme ich wieder darauf zurück – natürlich an der Qualität im Kindergarten!

 

Der Grund dafür ist aber nicht, dass sich die PädagogInnen nicht bemühen. Ganz sicher nicht! Sie tun alles, was ihnen möglich ist. Wenn aber, wie gesagt, 29 Kinder in einer Kindergartengruppe sind, dann kann man nicht jedes Kind so fördern, wie es nötig wäre. Hätten wir aber endlich kleinere Gruppen und ein besseres Betreuungsverhältnis im Kindergarten, dann wäre diese Förderung möglich und die Begabungen und Talente der Kinder könnten entsprechenden gefördert und unterstützt werden. Dann hätten sie genügend Zuwendung und könnten ihre Chancen ausleben. Die Ermöglichung dieser Chancen, nämlich der Bildungschancen der Kinder, wird jedoch im Moment in dieser Stadt verweigert. Diesen Vorwurf müssen Sie sich schon gefallen lassen! (Zwischenruf von GRin Sonja Kato.)

 

Frau Kato! Sie schütteln den Kopf! Ich bin mit der jetzigen Stadträtin Wehsely einmal auf einem Podium gesessen, und sie hat mir erklärt: Mein Sohn ist auch mit 29 Kindern in einer Gruppe gewesen, und das hat ihm nicht geschadet. – Ich hoffe für Max, dass es ihm nicht geschadet hat! Ich glaube aber, dass es einigen Kindern schadet und dass sie deswegen Defizite haben, die sie dann in der Volksschule aufholen müssen, wo es wiederum keine Förderlehrer gibt. Deswegen meine ich, dass die Kinder in ihren Zukunftschancen beschränkt werden!

 

Ich weiß nicht, warum Sie sich so wehren, die Gruppenzahl zu senken! Es gibt keinen Grund außer jenem, den mir die Frau Vizebürgermeisterin erklärt hat, dass wir da einfach unterschiedliche Ansichten haben. Ich verstehe aber nicht, wie man unterschiedliche Ansichten haben kann, wenn es um die Qualität der Bildung und die Zukunftschancen unserer Kinder geht! Ich finde es wirklich etwas verwunderlich, dass es da unterschiedliche Ansichten gibt!

 

Für uns Grünen haben drei- bis sechsjährige Kinder ein sehr großes Bildungspotenzial, und dieses Potential lassen wir im Moment brach liegen. Wir wollen einen Kindergarten, in den alle Kinder, und zwar wirklich alle Kinder, gehen können. Dieser Kindergarten muss als Bildungseinrichtung anerkannt sein, und es gibt ja einen Bildungsplan, wonach er eindeutig eine Bildungseinrichtung ist. Daher muss dieser Kindergarten auch gratis sein! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Aber auch diesbezüglich verweigern Sie, aus welchem Grund auch immer, jegliche Diskussion! Sie begründen das damit, dass Menschen, die unter 1 000 EUR verdienen, ohnedies vom Kindergartenbeitrag befreit sind. – Ist der Kindergarten nun aber aus Sicht der SPÖ eine Bildungseinrichtung oder nicht? Und wenn er eine Bildungseinrichtung ist, dann begründen Sie uns bitte, warum er nicht gratis ist!

 

Auf all das haben Sie keine Antworten! Sie haben keine Antwort auf die Frage der fehlenden Qualität im Kindergarten. Sie haben keine Antwort darauf, warum er nicht gratis sein kann. Und Sie verweigern seit Jahren eine Diskussion, die von allen PädagogInnen in dieser Stadt gewünscht wird! Jetzt wollen Sie sich mit dem verpflichtenden Vorschuljahr da irgendwie heraus winden, dass Sie keine Angebote für die Kinder in dieser Stadt haben, und damit verwehren Sie ihnen Zukunftschancen! (Beifall bei den GRÜNEN.)

 

Vorsitzender GR Godwin Schuster: Für die weiteren Wortmeldungen bringe ich in Erinnerung, dass sich die Damen und Herren des Gemeinderats nur einmal zu Wort melden dürfen und ihre Redezeit mit fünf Minuten begrenzt ist.

 

Als nächste Rednerin hat sich Frau GRin Matiasek gemeldet.

 

GRin Veronika Matiasek (Klub der Wiener Freiheitlichen): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!

 

Ich möchte den Titel dieser Aktuellen Stunde gedanklich erweitern auf „Kindheit in Wien als Sprungbrett ins Leben".

 

Das sehr düstere Bild, das meine Vorrednerin gezeichnet hat, kann ich allerdings wirklich nicht unterstützen! Bei aller Kritik, die wir immer wieder haben – und ich komme dann sicherlich noch auf einige Punkte zu sprechen –, muss man nämlich schon sagen, dass das Kindergartenleben in Wien im Großen und Ganzen eigentlich recht gut funktioniert.

 

Und wenn Sie heute verlangen, dass Kinder, die überhaupt kein Wort Deutsch können, ihr komplettes Deutschwissen im Kindergarten sozusagen schulreif zur Verfügung gestellt bekommen sollen, dann kann ich nur sagen: Das kann nicht funktionieren! Wenn ein Kind überhaupt nicht oder nur mangelhaft Deutsch kann, dann ist der Kindergarten sicherlich ergänzend gut. Wer aber überhaupt keine Deutschkenntnisse hat, wird sicherlich vor der Schule einen Zusatzunterricht, der über das normale Leben im Kindergarten hinausgeht, in Anspruch nehmen müssen. (GR Mag Rüdiger Maresch: Sie sind ahnungslos, Frau Kollegin!) Sie wissen natürlich alles am besten! Wir wissen sowieso, dass Sie die Wahrheit gepachtet haben! Leben Sie gut damit!

 

Der Kindergarten ist, wie gesagt, ein wichtiger Teil im Leben eines Kindes. Ich möchte aber auch festhalten, dass nicht ausschließlich der Kindergarten das Sprungbrett in ein gutes, geordnetes, sicheres Leben ist. Dazu gehört selbstverständlich auch der Bereich der Familie, ganz egal, ob das eine klassische Familie mit einem oder mehreren Kindern, eine kleine Familie mit alleinerziehendem Elternteil oder eine Patchwork-Familie ist, wie wir sie heute auch vielfach vorfinden. Das ist auch ein ganz wesentlicher Bestandteil! Man kann nicht alles, was zur Entwicklung eines Kindes beiträgt, allein an den Kindergarten delegieren und die Verantwortung dorthin abwälzen!

 

Wir haben in Wien ein relativ gut ausgebautes, dichtes Netz an Kindergärten. Vieles funktioniert gut, selbstverständlich ist vieles aber auch verbesserungsfähig. Es ist sicherlich zu befürworten, dass der Ablauf im Kindergarten in kleineren Gruppen vor sich geht, dahinter

 

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