Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 98 von 118
einmal mehr, dass Herr StR
Andreas Mailath-Pokorny sein Ressort nicht im Griff hat, wenn derart viel
überzogen wird. Mailath-Pokorny ist somit kein Gestalter, sondern er ist ein
Getriebener. Fast könnte er einem leid tun! Er muss alle Wünsche, die im Laufe
eines Jahres an ihn herangetragen werden, auf Zuruf erfüllen, auch wenn er
dafür keine freien Mittel hat.
Nun zu den einzelnen Kultureinrichtungen:
Über die Wiener Symphoniker haben wir heute noch nicht gesprochen. Wir werden
morgen über deren Finanzierung und den Zuschuss reden. – Die Wiener
Symphoniker sind das musikalische Aushängeschild Wiens. Rund um das Orchester
hat es in den letzten Jahren Streit um die Finanzierung gegeben. Derzeit liegt
ein Gutachten vor, wie die Einnahmen angehoben werden können.
Bereits im Jahr 2006 wurde
die Förderung von 10,5 Millionen für 2007 beschlossen. Grund war die sonstige Nichttestatfähigkeit
des Vereins bei den Banken. Und auch der Kontrollamtsbericht war alles andere
als schmeichelhaft für den Verein Wiener Symphoniker.
Die ÖVP bekennt sich zu
diesem Orchester und unterstützt den Betrieb mit ihrer Zustimmung zu den Förderungsmitteln.
Die Zukunft des Orchesters liegt auch uns am Herzen. Wir fordern daher, dass
das Überleben und die Finanzierung des Orchesters langfristig sichergestellt
werden. Allerdings müssen die Kosten streng kontrolliert werden, und es müssen
alle Versuche unternommen werden, die Einnahmen zu steigern.
Ebenso kritisieren wir die
Quersubventionen zum Beispiel des Theaters an der Wien durch rund 50 Dienste
des Orchesters. Bei marktüblichen Preisen würde es sich hiebei um fast
700 000 EUR handeln. – Wir wollen erhöhte Kostenwahrheit für das
Orchester!
Zum Thema Filmförderung
haben Mag Stefan und Kollege Schreuder schon gesprochen. Für die
Filmförderung waren im Budget 2006 5,2 Millionen vorgesehen. Tatsächlich sind
nur rund 3 Millionen ausgezahlt worden. Im Budget 2007 sind leider ebenfalls
nur 3 Millionen vorgesehen.
Kollege Stefan hat schon
gesagt, dass der Anteil des österreichischen Films, der in Österreich gesehen
wird, nur 2 Prozent beträgt, während dieser Anteil in Frankreich
39 Prozent, in der Schweiz mehr als 30 Prozent und in den nordischen
Ländern mehr als ein Drittel ausmacht.
Die Förderung des Wiener
Films erfolgt über den Wiener Filmfonds. Der Streit im heurigen Jahr um die
Bestellung des Geschäftsführers des Wiener Filmfonds, Peter Zawrel, der ohne
Ausschreibung bestellt wurde, ist uns noch in guter Erinnerung. Anscheinend
sind die Bedingungen für die Filmförderung in Wien nicht optimal. Das System
aus Jury und Beirat ist zu umständlich. Außerdem glaube ich, dass die Jury
hinsichtlich ihrer Herkunft zu hinterfragen ist. Man fragt sich, ob diese Jury
wirklich den österreichischen und Wiener Film im Fokus hat. Auch die
Ausschreibungsbedingungen sind sehr kompliziert. – Der österreichische und
Wiener Film soll vom Publikum angeschaut werden und nicht im stillen Kämmerlein
unter Ausschluss der Öffentlichkeit gezeigt werden! Daher fordern wir ein neues
Konzept der Wiener Filmförderung und vor allem der Statuten des Wiener
Filmfonds.
Dazu passt auch das Thema
Wiener Kinoförderung nahtlos: Die Kürzung von 727 000 auf nunmehr
300 000 passt ins Bild zum Film. Nach dem von den Wiener Kinobetreibern
selbst ausgehandelten Punktesystem steht der österreichische Film nicht im
Mittelpunkt der Förderung.
Zum Thema Künstlerhaus:
Seit Jahren eiert man beim Zuschuss zur Sanierung des Künstlerhauses herum.
Jetzt gibt es auch noch ein von der SPÖ regiertes Unterrichts- und
Kulturministerium, und daher schieben nun Wien und das Ministerium einander den
Schwarzen Peter zu, wer als Erster dem Künstlerhaus den dringend notwendigen
Zuschuss gewährt. Selbst bei kleineren Beträgen wie hinsichtlich der
Beteiligung an der Sanierung des Daches in der Gesamthöhe von
300 000 EUR wird endlos herumgewurschtelt und gefeilscht. – Wir
verlangen einen langfristigen Plan, wie und wann man die Sanierung des
Künstlerhauses unterstützen will! (Beifall bei der ÖVP.) Mit der
Sanierung sollte endlich auch die Entscheidung hinsichtlich des möglichen
Standorts für ein Historismus-Museum fallen.
Nun zu den Wien Museen.
Das im Kontrollamtsbericht 2006 zu Recht kritisiere Depot im 15. Wiener
Gemeindebezirk wartet noch immer auf eine Entscheidung. Im Bericht wird von
Gefahr im Verzug gesprochen. Herr Stadtrat! Sichern Sie die Sammlung des Wien
Museums, und stellen Sie den Mittelbedarf von rund 10 Millionen EUR sicher! 1,5
Millionen Ausstellungsgegenstände müssen irgendwo untergebracht werden. Das
Wien Museum kann das nicht aus eigenen Mitteln finanzieren.
Das Wien Museum ist organisatorisch auch für die
Sammlungen der Bezirksmuseen zuständig. Auch wenn heuer ein kleiner Zuschuss
für den Tag der Bezirksmuseen am 25. März geleistet wurde, bleiben die
Jahresbudgets der Wiener Bezirksmuseen praktisch unverändert. Wir verlangen
eine höhere finanzielle Ausstattung der Bezirksmuseen und die Erstellung eines
Sammlungskonzepts der Bezirksmuseen mit den Leitern der einzelnen Museen, der
ARGE Bezirksmuseen und des Wien Museums.
Abschließend möchte ich nochmals unsere Forderungen
bekräftigen.
Erstens: Betreffend Wiener Symphoniker soll es eine
langfristige Sicherung des Vereins Wiener Symphoniker unter Kostenkontrolle und
gleichzeitiger Erhöhung des Ertragsanteils geben.
Zweitens: Hinsichtlich Filmförderung fordern wir die
Änderung der Statuten des Wiener Filmfonds und die Stärkung des Wiener und
österreichischen Films.
Drittens: Wir fordern die Erhöhung der Kinoförderung,
die derzeit nur mehr 300 000 EUR beträgt.
Viertens: Für das Künstlerhaus verlangen wir ein
langfristiges Konzept, wie und wann sich die Stadt Wien bei der Generalsanierung
des Künstlerhauses einbringt.
Fünftens: Betreffend Wien Museum
fordern wir die Entscheidung, ob das Künstlerhaus in die
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