Gemeinderat,
22. Sitzung vom 26.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 92 von 118
nicht im Griff hat und ohne jegliches Konzept agiert.
Diese Kulturpolitik ist so wie die Theaterreform gescheitert. Daran ändern auch
die fortgesetzten Versuche der Mehrheitsfraktion nichts, alle Probleme
schönzureden und auf berechtigte Kritik bloß mit Wehleidigkeit und penetrantem
Eigenlob zu reagieren. – Sie werden es gleich hören. (Beifall bei der
ÖVP.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Frau
Mag Straubinger hat sich zu Wort gemeldet. – Ich bitte sie zum Rednerpult.
GRin Mag Sybille Straubinger (Sozialdemokratische
Fraktion des Wiener Landtages und Gemeinderates): Sehr geehrter Herr
Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Ich möchte zunächst ein paar Anmerkungen zu meinen
Vorrednern machen.
Frau GRin Ringler! Das Projekt „Fast Money"
wurde nicht im Jahr 2006, das heißt, nicht in diesem Berichtszeitraum, sondern
im Jahr 2007 in Rust angekündigt, und es dauert eine gewisse Zeit bis zur
Umsetzung, aber es wird umgesetzt werden, und zwar ab dem Jahr 2008.
Zum Thema Vereine – und wir haben das schon oft
genug diskutiert –: Ob Mitglieder und Funktionäre von Parteien in Vereinen
tätig sind oder diesen nahe stehen, kann kein Kriterium sein. Das entscheidende
Kriterium ist, welche Veranstaltungen die Vereine machen und ob sie gute kulturelle
Veranstaltungen machen, die förderungswürdig sind. Ich glaube, das ist das
einzig Ausschlaggebende, das zählt! (GR Marco Schreuder: Schön wäre es!)
Zu Herrn Wolf: Es ist immer wieder amüsant, dass Sie
der einzige Politiker sind, der sich jedes Mal über das überzogene Budget
auslässt, anstatt sich als Kulturpolitiker darüber zufreuen, dass es ein
höheres Budget für die Kultur gibt, was Ihnen ja am Herzen liegen sollte!
Zweitens möchte ich anmerken, dass Sie gesagt haben, dass
man hier nicht haushalten kann. – Da frage ich: Wissen Sie, was im
November in Ihrem Haushalt möglicherweise passiert, sodass Sie mehr Geld
brauchen? Genauso kann ich, umgelegt auf die Kultur, fragen: Wissen Sie, welche
neuen und guten Projekte es vielleicht geben wird, die auch förderungswürdig
sind?
Zum Thema des angeblich 230 000 EUR teuren
Mozartdenkmals in Aserbaidschan: Da haben Sie sich einfach verlesen
beziehungsweise den Akt irgendwie missverstanden. Wir haben das jetzt noch
einmal verifiziert: Das hat 10 000 EUR gekostet. Die Aserbaidschaner
haben uns ein Denkmal für den Donaupark geschenkt, und das Mozartdenkmal war im
Zuge eines interkulturellen Austauschs ein Gegengeschenk, aber nicht zum Preis
von 230 000 EUR! Vielleicht können Sie das mit der Kulturabteilung
klären, dort hat man es mir auch soeben erklärt!
Nachdem zum Rechnungsabschluss hier grundsätzlich
keine positiven Worte gefunden wurden, möchte ich Ihnen ein paar Zahlen
bringen, welche die positive Bilanz unterstreichen: Das Kulturbudget hat heuer
218 713 000 EUR betragen. Das sind, anders ausgedrückt, um über
20 Millionen EUR mehr als noch 2004. Und man kann es noch einmal
anders ausdrücken: Es sind um 27 Millionen EUR mehr als 2003 und um
insgesamt 28 Prozent mehr als noch 2001. Das Budget hat sich also in den
vergangenen sechs Jahren um fast ein Drittel erhöht, und ich glaube, das ist
zum einen ein Erfolg und eine Bestätigung der Arbeit des Kulturstadtrats und
zum anderen ein Erfolg, den vor allem die Künstlerinnen und Künstler dieser
Stadt für sich beanspruchen können. (Beifall bei der SPÖ.)
Mit ihren Ideen, mit ihrer Kreativität und auch mit
ihrem Mut zum Unkonventionellen machen sie Wien zu einer Großstadt, die
pulsiert, die unterhält, die anregt, die manchmal auch aufregt und zu neuen
Sichtweisen herausfordert. Das ermöglicht eine Innovation, ohne die Wien nicht
das wäre, was es mittlerweile geworden ist. Daher sage ich ein großes
Dankeschön von Seiten der Stadt auch an die KünstlerInnen! (Beifall bei der
SPÖ.)
Wien ist eine Stadt des Theaters, wie wir gehört
haben, und manchmal ist es das durchaus im doppelten Wortsinn. Auf die
Theaterreform, die auch angesprochen wurde, wird Kollegin Klicka noch im Detail
eingehen. Es sind jetzt drei Jahre vergangen, seit diese Reform gemeinsam mit
den Stimmen der ÖVP, der SPÖ und der GRÜNEN beschlossen wurde. Wenn man jetzt
ein Zwischenbilanz zieht, dann kann man sagen, dass ein Großteil der
Forderungen erfüllt und die Ziele wirklich erreicht wurden. Es gibt 30
Mehrjahresförderungen, und es gibt zusätzlich ein- bis zweijährige
Projektförderungen. Es gibt eine Erhöhung der Fördermittel im
Off-Theater-Bereich auf 23 Millionen EUR. Nur im Vergleich dazu:
Berlin hat 10 Millionen EUR. – Das ist ein Ergebnis, das sich
sehen lassen kann, und ich glaube, das zählt! (Beifall bei der SPÖ.)
Allerdings ist Wien nicht nur Theaterstadt, und damit
möchte ich mich anderen Bereichen zuwenden, die in der politischen Debatte hier
im Haus leider auch oft untergehen, wenn auch nicht in der Politik der Stadt,
aber in der Diskussion: Wien war und ist nämlich auch eine Wissenschaftsstadt.
Darin hat Wien ungefähr eine genauso lange Tradition wie hinsichtlich der
Theater. Die Wissenschaft ist für die Menschen in dieser Stadt mindestens
ebenso wichtig. Vielleicht merken sie es im alltäglichen Leben nicht so genau,
das ist ihnen vielleicht nicht so bewusst. Die Wissenschaft ist in der
öffentlichen Wahrnehmung nicht so deutlich sichtbar, zumindest gab es noch
keine populistischen Wahlplakate zum Thema Wissenschaft.
Die Wissenschaft ist aber im
realen Lebensbereich präsent, und zwar in wirklich allen Bereichen der Stadt.
Ich möchte nur ein paar Beispiele nennen, die mit Wissenschaft in dieser Stadt
zu tun haben, ob das Feinstaubbekämpfung, Biolandbau oder jugendgerechtes Planen
und Bauen ist oder ob das 3D-Modelle von Stadtentwicklungsprojekten sind.
Ferner Untersuchungen zu spezifischen Problemfeldern, zum Beispiel zum Thema
Zwangsheirat, weiters Bevölkerungsprognosen und Studien betreffend
Wasserversorgung oder thermisch-energetische Wohnhaussanierung. Auf das Thema
gender-gerechte Medizin – siehe aktuelles „profil"-
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