Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 122 von 140
stimmen wir auch nicht zu. (GRin Dr Sigrid Pilz: Das habe ich mir doch gedacht!) Grundsätzlich
bin ich der Meinung, dass der Antrag verfassungsrechtlich überhaupt nicht zulässig
ist, weil die Sondergebühren am AKH Dienstrecht sind und laut
Verfassungsgerichtshof für eine dienstrechtliche Frage der Bund zuständig ist.
Also kann Wien vielleicht Wünsche hinsichtlich eines Infrastrukturbeitrags
äußern, aber keineswegs irgendwen auffordern oder verpflichten, weil Sie
überhaupt nicht zuständig sind. Es ist auf Grund dieses
Verfassungsgerichtshofsurteils zu hinterfragen, das eindeutig feststellt, dass
die Sondergebührenabrechnung verfassungsrechtlich völlig in Ordnung ist, nur die
Art und Weise wie der Paragraph im entsprechenden Gesetz formuliert ist, nicht
in Ordnung ist. Es stellt sich grundsätzlich die Frage, ob das, was Sie bei den
Medizinischen Universitäten in Innsbruck und Graz anführen, nicht
verfassungswidrig ist, was Sie als positives Beispiel anführen, ob das nicht
eigentlich genau das Gegenteil ist.
Jedenfalls wird dann auch noch ein
Infrastrukturbeitrag von mindestens 20 Prozent verlangt, der in den Wiener
Spitälern 12 Prozent ist, was mit Sicherheit auf Seiten des Bundes zu
einem klinischen Mehraufwand und zu massiven Klagen der Ärzte führt.
Jedenfalls glaube ich, der Antrag ist nicht zulässig.
Wien kann seine Wünsche äußern, das ist natürlich Ihr gutes Recht, wir werden
das verhandeln. Ich weiß nicht, was das jetzt konkret sozusagen Sie betrifft,
aber wir stimmen ihm nicht zu und dem Rechnungsabschluss ebenso. (Beifall bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Zum Wort gemeldet ist
Frau GRin Dr Pilz. Ich erteile es ihr.
GRin Dr Sigrid Pilz (Grüner Klub im Rathaus):
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau Stadträtin! Sehr geehrte
Damen und Herren!
Herr Ebinger, ich habe mir
eh gedacht, dass Sie dem nicht zustimmen. Also insofern trage ich es mit
Fassung, dass sie nicht dafür sind, dass der Infrastrukturbeitrag im AKH
eingehoben werden soll. Was aber diese Forderungen betrifft, sind wir, die
GRÜNEN, sicher nicht allein. Das hat schon Herr Direktor Krepler selbst als
Ziel nach dem Urteil des VfGH formuliert.
Wir bleiben gleich beim
Thema AKH. Ich habe letzte Woche meine Beschluss- und Resolutionsanträge für
diese Sitzung vorbereitet und habe Dinge, von denen ein Teil jetzt von meinem
Vorredner zitiert worden ist, formuliert, die mir für die Zukunftssicherung des
AKH und für eine Struktur zentral wichtig sind.
In dem Punkt stimme ich
meinem Vorredner zu, die Kompetenzproblematik zwischen Bund und Gemeinde Wien
ist ein Ärgernis. Ich bin aber der Meinung, dass man dieses Ärgernis angehen
sollte, dass man hier klare Verhältnisse schaffen soll. Ich habe daher die
entsprechenden Anträge hinsichtlich des Infrastrukturbeitrags, aber vor allem
hinsichtlich der Gründung einer gemeinsamen Betriebsführungsgesellschaft für
AKH und Medizinische Universität formuliert. Während ich diese Anträge geschrieben
habe, wusste ich noch nicht, wie recht ich habe. Ich freue mich immer, wenn ich
recht habe, aber dass ich auf so eine eigentlich sehr traurige Weise recht
behalten würde, wie sich jetzt herausgestellt hat, sorgt mich eigentlich und
macht mich betroffen. Sie haben vielleicht „NEWS" gelesen, Sie haben
vielleicht gestern die Sendung „Im Zentrum" im ORF gesehen und Sie haben
vielleicht heute die Sendung „Konkret" verfolgt, zumindest online im Netz,
welche Vorwürfe, welche massive Kritik an zwei Spitzenärzten im AKH geäußert
wurde.
Ich kann mich an viele
Debatten im Ausschuss, aber auch hier herinnen erinnern, wo die Gesprächskultur
immer gleich war. Man wirft den GRÜNEN vor, und das macht auch die Ärztekammer,
dass wir sozusagen die Ärzteschaft schlecht machen, dass wir Malversationen
vermuten, wo gar keine sind und dass wir vor allem der Ärzteschaft ihr redlich
verdientes Einkommen nicht gönnen. Es brauchte den unglaublichen Auftritt in
„NEWS" und es brauchte die Darstellung und Klarstellung der Verhältnisse
durch das AKH, den AKH-Direktor selbst, damit man hier endlich Klartext reden
kann, Klartext, was es bedeutet, wenn man nicht steuert. Und das ist der Sinn
und das Ziel meines Antrags, die Steuerung - ich sehe Herrn Direktor Krepler
jetzt - endlich in eine Hand zu kriegen. Denn Frau StRin Wehsely, es wird in
Zukunft nicht mehr genügen, wenn sich die Gemeinde Wien mit bedauerndem
Schulterzucken auf die Position zurückzieht, leider, und ich weiß das wie Sie,
liegt die dienstrechtliche Hoheit hinsichtlich der Ärzteschaft im AKH bei der
Medizinischen Universität, da kann man halt einfach nichts machen, wenn die
tun, was sie wollen beziehungsweise wenn seitens der MUW nicht in dem Ausmaß
für klare Verhältnisse gesorgt wird und man kann vor allem nichts machen, wenn
man rein gar nichts weiß.
Das muss man sich
vorstellen, für die, die nicht im Gesundheitsbereich arbeiten, da gibt es einen
Direktor im AKH, der nicht weiß und es nicht wissen darf, was die Ärzteschaft
so tut und was sie vor allem neben der dienstlichen Verpflichtung alles macht.
Ich weiß, dass der Herr Direktor Krepler das auch gerne wissen wollte und ich
meine, er muss es wissen, denn das AKH, das wissen wir, wird von der Stadt Wien
mit erheblichen Summen finanziert und hat vor allem als Zentralkrankenhaus eine
zentrale Funktion in der Versorgung der Patienten und Patientinnen. Und dann
muss man sich eine Situation vorstellen, wo es der Datenschutz tatsächlich
verhindert. Den Datenschutz halten die GRÜNEN sehr hoch, aber der Datenschutz
kann nicht dazu, ich sage jetzt, gebraucht, oder in manchen Fällen
offensichtlich auch missbraucht werden, dass die Führung des AKH nicht weiß,
welche Privathonorare verdient werden, welche Nebenbeschäftigungen ausgeübt
werden und welche Interessenverquickungen, die jetzt zutage treten,
offensichtlich auch viele Entscheidungsprozesse und vielleicht sogar Studien
beeinflussen, wie das jetzt zutage tritt.
Ich sehe nicht ein und verstehe
auch nicht, Frau StRin Wehsely, dass sie und ihre AmtsvorgängerInnen dieser Situation
nicht längst ein Ende machen. Sie sind Chefin in einem Haus, in dem Sie
offensichtlich nicht das
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