Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 88 von 140
und dabei die Vorschläge der Personalvertretung der Bediensteten der Gemeinde Wien, das heißt, des betreffenden Dienststellenausschusses 31 der Hauptgruppe I als Grundlage für das Ausmaß der Erhöhung des Personalstands betrachtet werden.
Hier beantrage ich die sofortige Abstimmung dieses Antrags.
- Vielen Dank. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zum Wort
gemeldet ist Frau Mag Anger-Koch. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Ines Anger-Koch (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Frau
Vizebürgermeisterin! Meine Damen und Herren!
Es ist der Rechnungsabschluss,
das ist richtig. Auch wir haben uns die Zahlen durchgesehen und ich
erkenne leider Gottes gar keinen Ansatz, wie sie mit den Geldern umgehen. Sie
reden über gewisse Zahlen einfach wunderschön, aber wie wir aus der Wirtschaft
wissen, sind Zahlen eigentlich geduldig.
Mein Kollege Dr Aigner hat schon angesprochen, es gibt
einige Hotspots. Einen davon möchte ich gerne ansprechen. Das sind die Bäder,
die schon ein enormes Defizit von über 40 Millionen EUR aufweisen und
das Defizit explodiert eigentlich kontinuierlich. Uns fehlen da eigentlich
konkrete Maßnahmen. Nicht genug, dass Sie eben schon andere Gebühren wie die
Fahrscheine, die Parkgebühr, den Strom und die Energiekosten erhöht haben, es
müssen noch einmal die Bäder um 29 Prozent erhöht werden.
Sie haben es trotz allem
nicht geschafft, wo vielleicht auch ein wirtschaftlicher Nutzen gewesen wäre,
am ersten heißen langen Wochenende die Bäder zu öffnen. Es wäre auch das
irgendwie wirtschaftliches Denken oder Flexibilität gewesen, dass man sagt, die
Bäder machen auf, es kommt ein bisschen ein Geld herein, wenn Sie schon die
ganzen Tarife erhöhen. Niederösterreich hat es zum Beispiel geschafft.
Niederösterreich war flexibel und hat den Menschen die Tore geöffnet und wir
haben vor dem 1. Mai baden gehen dürfen.
Weiters möchte ich hier noch daran erinnern, Sie
haben im Winter eine Kampagne über 300 000 EUR für die Sauna- und
Hallenbäder genehmigt. Wenn man diese 300 000 EUR vielleicht genommen
und Jugendlichen einen Eintritt in die Sommerbäder finanziert hätte, wären das
120 000 Jugendliche gewesen. Dann wäre das auch für den Return of
Invest gewesen, weil die Jugendlichen hätten wahrscheinlich Erwachsene
mitgenommen. Dann hätten Sie wirtschaftlich mehr eingenommen und die
Jugendlichen hätten Eis, Getränke et cetera konsumiert.
Einsparungen und wirtschaftliches Agieren können auch
durch Effizienzsteigerung beim Einsatz von Personal, Nutzung der Bäder an sich
und durch kundenfreundliche Angebote erreicht werden, nicht nur durch teure
Events und durch Medienkampagnen, wo Sie sich selbst scheinbar wieder in Szene
setzen wollen und wirklich viel Geld in die Hand genommen wird. Nehmen Sie
einfach dieses Geld und geben Sie es in Ausbildung, in die Sanierung der
Schulen oder auch für Jugendliche aus!
In diesem Sinne möchten mein Kollege Dr Wolfgang
Aigner und ich betreffend das Sanierungsprogramm der Wiener Bäder einen Antrag
an die amtsführende Stadträtin für Bildung, Jugend, Information und Sport
einbringen, wo ein Sanierungsprogramm zu erarbeiten wäre. Das
Sanierungsprogramm sollte folgende Zielsetzung enthalten: Reduzierung des
Abgangs um mindestens 30 Prozent, soziale Staffelung und Absenkung der
einzelnen Bädertarife, finanziell, organisatorisch und zeitlich detaillierter
Maßnahmenplan für die architektonische und bauliche Attraktivierung der
städtischen Bäder.
In formeller Hinsicht wird die sofortige Abstimmung
beantragt. (Beifall bei der ÖVP.)
Vermittlung von Nachhaltigkeit und Vorbeugen: Da bin
ich beim nächsten Thema, bei den Jugendlichen. Die Verschuldung der
Jugendlichen steigt immer mehr. Hier müssen Präventionsmaßnahmen gesetzt
werden. Ich glaube, da sind wir alle einer Meinung. Nicht nur die Handykosten,
auch andere Kosten steigen bei den Jugendlichen. Wir sehen auch ein bisschen
die Maßnahmen. Vielleicht kann man da auch in den Schulen eingreifen, dass man
die Jugendlichen irgendwo hinführt, um sie nachhaltig und präventiv auf eine
Zukunft hinzuweisen. Oft sind Familien mit diesem altersgerechten
Konsumverhalten - unter Anführungszeichen - vielleicht ein bisschen
überfordert, wie ihre Kinder damit umgehen, weil durch die Werbung und durch
den Gruppenzwang kann man das als Elternteil oft gar nicht steuern. Die
Jugendlichen gewöhnen sich dann wahnsinnig schnell einen Lebensstil an, der für
ihre Zukunft keine Steigerung mehr zulässt.
Was bedeutet das für Städter? Sie sind unzufrieden,
sie haben Bildungsängste, sie haben Zukunfts- und Existenzängste. Die
Lebenserhaltungskosten, und da bin ich jetzt wieder bei Ihren ganzen
Gebührenerhöhungen, kommen dann noch dazu. Es ist für viele wirklich schwierig,
sich ein dementsprechendes Leben aufzubauen. Was wir wollen, ist ganz einfach,
dass Sie den Jugendlichen Sicherheit für die Zukunft geben. Weil wenn sie
Sicherheit haben, dann haben sie auch wieder Mut, Familien zu gründen, dann
haben sie Mut, sich Eigentum anzuschaffen, weil sie besser mit Krediten und mit
Versicherungen umgehen können. Das heißt einfach, wenn eine Sicherheit da ist,
dann sind auch die Menschen wieder motivierter und haben auch wieder mehr
Selbstvertrauen. Diese Perspektiven brauchen die jungen Leute.
Ein weiteres Thema ist für mich
der Sport, der in Wien sehr gerne als Event inszeniert wird. Die Ziele für den
Breitensport und den Freizeitsport werden meistens untergraben. Es kann nicht
nur sein, dass es eine reine Fun-Veranstaltung ist, sondern wir brauchen
endlich unseren Sportstättenplan, den wir fordern und es sollen die
infrastrukturellen Bedürfnisse des Sports berücksichtigt werden. Turn- und
Sportplätze beziehungsweise Sportanlagen sollen in schulfreien Zeiten besser
genutzt werden. Es treten immer wieder Vereine an mich heran und sagen, sie
wollen gern in der Sommerzeit diese Sportstätten nutzen, um ihre
Trainingseinheiten, die sie über den Sommer nachher verlieren würden,
einzuholen.
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