Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 35 von 140
leider tatsächlich in Österreich nach wie vor Realität, vor allem in westlichen Bundesländern, denn in Vorarlberg kann eine Frau nicht arbeiten gehen, außer sie kann es sich leisten und ein Kindermädchen anstellen oder private Leistungen in Anspruch nehmen. Aber wenn man eben diese Möglichkeit nicht hat, dann ist es in den westlichen Bundesländern Österreichs nicht möglich, arbeiten zu gehen, wenn das Kind nicht drei oder sogar vier Jahre – in Vorarlberg zum Beispiel – alt ist. So schaut die Realität in Österreich tatsächlich aus.
Hier gibt es viel zu tun. Das haben wir immer schon
von dieser Stelle aus gesagt, das sagen wir natürlich auch jetzt, und die
Bundesregierung, denke ich, will auch in diese Richtung gehen, aber
Kinderbetreuungseinrichtungen sind Ländersache, wie wir wissen, und hier können
wir, glaube ich, schon stolz darauf sein, dass wir in den letzten Jahren
durchgehend davon sprechen können, dass wir in Wien eine Vollversorgung für die
drei- bis sechsjährigen Kinder haben – eine Vollversorgung, das heißt, da gibt
es überhaupt kein Problem mehr –, und es ist nach wie vor so – jetzt komme ich
zu dem wesentlichen Teil der Krippenplätze –, dass drei Viertel aller
Krippenplätze Österreichs – das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen –
in Wien sind.
Jetzt können Sie sich vorstellen, wie die Situation
in den anderen Bundesländern ist. Wir hier in Wien haben einen Versorgungsgrad
der bis Dreijährigen von zirka 50 Prozent – da kann man sagen, man kann
natürlich auch weiter ausbauen; das tun wir in Wien auch, und das haben wir
auch in den letzten Jahren getan –, Tatsache ist aber, dass jeder oder jede,
die hier einen Platz sucht, in Wien auch einen Platz zur Verfügung gestellt
bekommt. Es kann natürlich sein, dass es vielleicht nicht immer genau gleich um
die Ecke ist, sondern man muss vielleicht ein paar Straßen weiter gehen oder
fahren, aber jede, die einen Platz braucht, bekommt einen in Wien. Das ist Realität
in Wien, das ist leider nicht Realität in Österreich. Das ist furchtbar.
Im Übrigen ist das sicherlich auch Grund, dass wir
uns sehr darüber freuen, dass in Wien die Frauenarbeitslosigkeit einen starken
Rückgang gehabt hat, nämlich von über 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Das ist natürlich auch nur dann möglich, wenn es zwei Dinge gibt, nämlich
erstens den Arbeitsplatz und auch die Qualifikation der Frauen, Arbeitsplätze
in Anspruch zu nehmen, aber natürlich auch Kinderbetreuungseinrichtungen, denn
Sie alle kennen wahrscheinlich so wie ich auch viele Fälle in den
Bundesländern, wo Frauen sogar vielleicht einen Job hätten, sogar über das AMS
vermittelt, aber leider gibt es keine Kinderbetreuung.
Ich habe vorhin mit einer Kollegin draußen gesprochen,
die mir wieder einmal einen Fall aus Tirol erzählt hat. Auch ich kenne solche
Fälle, beispielsweise von Frauen, die nach Wien einpendeln und die sagen, es
ist einfach ein Problem, es gibt keinen Krippenplatz – in dem Fall in
Niederösterreich –, den sie braucht, oder der Kindergarten macht Mittag zu
beziehungsweise Mittagspause, und es ist einfach eine ganz, ganz schwierige
Situation.
Diese Situation haben wir in Wien nicht, und es kommt
noch etwas dazu: die hohe Qualität und die Vielfalt. Unsere Kindergärten
sperren zeitig in der Früh auf und sperren am Abend zu, ohne Mittagspause, und
wir haben die soziale Staffelung. Bis zu einem Einkommen von
1 000 EUR wird nichts verrechnet. Das, denke ich mir, ist ein System,
das hoffentlich bald auch für ganz Österreich gilt und auf das wir ganz, ganz
stolz sind, das wir aber natürlich auch weiterhin ausbauen.
Der zweite Bereich – auch der wurde schon
angesprochen – ist der Bereich Schulen. Hier hat die Frau Vizebürgermeisterin
heute in der Früh schon vom Schulsanierungs- und Schulneubauprogramm
gesprochen, das kann ich mir ersparen, ich möchte aber schon auch inhaltlich
etwas dazu sagen. Aber eines muss man sagen: Die Beweglichkeit bei der ÖVP zum
Thema Schule, vor allem, was die Inhalte der Schule betrifft, also ich glaube,
das kann ich Ihnen ersparen, das kann man nachlesen, und zwar nicht nur
aktuell, sondern in den letzten Jahrzehnten.
Es ist sicherlich auch kein Zufall, dass, wenn es um
die Präsentation von neuen Schulformen und Schulversuchen geht, es gerade die
ÖVP-Landeshauptleute sind, die dabei fehlen. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager: Sie evaluieren nicht!)
Das heißt, Frau Kollegin, jetzt ganz ehrlich, zum Thema Schulfragen und
Beweglichkeit und was wir da alles tun können, würde ich Sie bitten, dass Sie
tatsächlich beweglicher werden (StRin Mag
Katharina Cortolezis-Schlager: Aber Sie evaluieren nicht!) und vielleicht
auch einmal in ganz Österreich den Schülerinnen und Schülern tatsächlich
qualitätsvollen, über den ganzen Tag verteilten Unterricht zukommen zu lassen. (StRin Mag Katharina Cortolezis-Schlager:
Sie scheuen die wissenschaftliche Evaluierung!)
Wir in Wien machen das seit vielen Jahren, ja sogar
Jahrzehnten. 30 Jahre Anton-Krieger-Gasse haben wir gefeiert. Wir waren
hier schon immer vorne und wollen vorne bleiben, denn das ist die Zukunft – das
wissen wir – unserer Kinder. (Beifall bei der SPÖ.)
Ganz kurz zum Thema Pflege, auch das ein ganz, ganz
wichtiges Thema. Ich habe schon eingangs gesagt, wir haben nicht nur ein
Nulldefizit erreicht, sondern wir investieren auch in die wesentlichen Bereiche
der Zukunft. Da ist das Thema Pflege eine ganz aktuelle, wichtige Diskussion.
Wir in Wien haben hier wiederum hohe Qualität und Vielfalt. Wir sind hier
tatsächlich Modellregion, denn wir haben – das hat man gerade jetzt in der
Diskussion der letzten Wochen mitverfolgen können, wie die Situation in Wien im
Unterschied zu anderen Bundesländern ist – neben den sozialen Diensten, sprich,
der Pflege zu Hause, den Pflegestationen, den Geriatriezentren, den
Tageszentren, einfach eine große Palette anzubieten.
Ich möchte eines auch schon sagen,
weil das etwas ist, was in der Diskussion manchmal ein bisserl untergeht, und
zwar egal, in welchem Bereich. Ich möchte die Diskussion zum Anlass nehmen und
möchte vor allem den Mitarbeiterinnen danken – es sind in der Mehrzahl oder
fast ausschließlich Frauen, die in diesem Bereich
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