Gemeinderat,
22. Sitzung vom 25.06.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 12 von 140
an Ihre eigenen Wahlversprechen erinnern. Da haben
Sie etwa am 10. September des Vorjahres, also knapp vor der Wahl, an einer
Pressekonferenz teilgenommen und dort hat die Sozialdemokratie versprochen, wir
werden die Studiengebühren abschaffen, das haben wir schon einmal getan. (Heiterkeit
bei der FPÖ.)
Und noch am 16. Jänner des heurigen Jahres, Frau
Stadträtin, noch am 16. Jänner, haben Sie nicht geahnt, wohin die Reise
geht. Am 16. Jänner haben Sie noch ganz offensiv gesagt: „Für mich als
Frauenvorsitzende sind die Alleinerzieher ein besonderes Anliegen. Es ist neben
der Kindererziehung und dem Job schwer genug, das Studium fortzusetzen, daher
ist für mich die Befreiung von den Studiengebühren für Alleinerzieher ein
solidarisches Anliegen, und viele Österreicher brauchen diese Entlastung, um
ihr Studium abschließen zu können.“
Das haben Sie am 16. Jänner gesagt, Frau
Vizebürgermeisterin, nicht einmal noch vor einem halben Jahr, und heute, alles
Lippenbekenntnisse, alles nur Lippenbekenntnisse! Umgefallen sind Sie.
Aber vielleicht noch ein Beispiel gefällig, noch ein
Beispiel für einen Umfaller: Ich erinnere an den Beschluss in diesem Haus, an
den Beschluss nämlich über die osteuropäischen Facharbeiter. Als dieses Haus
mit den Stimmen der Sozialdemokratie und von uns Freiheitlichen einen Beschluss
gefasst hat, nämlich den klaren Beschluss, keine osteuropäischen Facharbeiter
hereinzuholen, keine Facharbeiter aus dem Ausland, solange es nämlich bei uns
arbeitslose Facharbeiter gibt, und solange es vor allem bei uns Lehrlinge gibt,
die eine Lehrstelle suchen und keine bekommen. Und was war das Ergebnis? Meine
Damen und Herren, wir wissen es alle: Die Bundesregierung hat sich auch hier
einen Dreck darum geschert, der Bundesregierung war der Arbeitsmarkt in Wien
völlig wurscht. (StR Johann Herzog:
Jawohl, so ist es!) Der schwarze Wirtschaftsminister hat ausschließlich die
Interessen der Industrie durchgesetzt, nämlich das Interesse, natürlich
möglichst viele, möglichst billige Arbeitskräfte, möglichst viele Facharbeiter,
aus dem Ausland hereinzuholen.
Aber ich frage mich, was haben eigentlich die
sozialistischen Minister in dieser Frage getan, was hat der Herr Bundeskanzler
getan, was waren seine Wahlversprechen. Und, meine Damen und Herren, ich möchte
Sie auch daran erinnern, auch der Herr Bundeskanzler hat vor der Wahl, nämlich
im Juni 2006, erklärt, dass sich Ausmaß und Qualität der Zuwanderung an
den Bedürfnissen etwa orientieren muss. Er hat dann erklärt, dass wir die
illegale Zuwanderung stoppen und die legale ordnen müssen, dass wir das Problem
nicht verleugnen dürfen.
Meine
Damen und Herren, das waren alles seine Wahlversprechen vor der Wahl- Und wie
schaut es aus? Es waren falsche Versprechen. Was hat Herr Gusenbauer getan, um
seine Wahlversprechen umzusetzen, was hat er in dieser Frage der Facharbeiter
etwa konkret getan, um den Wiener Arbeitsmarkt im Sinne des Antrages seiner
eigenen Genossen hier zu schützen? Und wir wissen es alle, er hat nichts getan,
und er hat, noch einmal, nichts getan. Die Sozialisten in der Regierung haben
überhaupt nichts dazu gesagt. Die roten Regierungsmitglieder sind auch bei den
Facharbeitern umgefallen, sie sind auch beim Schutz des Wiener Arbeitsmarktes
umgefallen, so wie bei den Studiengebühren, so wie bei den Eurofightern.
Und, Frau
Vizebürgermeisterin, Sie haben sich heute ja sehr wortreich hier in Ihrer
ersten Rechnungsabschlussrede als Märchenerzählerin versucht. Aber, Frau
Stadträtin, die jungen Menschen, die keinen Arbeitsplatz haben, die jungen
Menschen, die immer noch keine Lehrstelle in Wien haben, die werden Ihnen das
nicht abnehmen, die werden da nicht unterscheiden zwischen Wien und dem Bund,
die werden Ihnen alle diese Märchen nicht glauben. Und auch die jungen
Menschen, die jetzt Studiengebühren zahlen müssen, die jetzt, entgegen allen
Wahlversprechen, für ihr Studium Gebühren zahlen müssen, diese jungen Menschen
werden da auch nicht unterscheiden, sondern sie werden die SPÖ insgesamt in
ihrer Politik beurteilen, und sie werden daher die SPÖ insgesamt auch
bestrafen.
Und, Frau
Stadträtin, Sie haben sich heute in Ihrer neuen Rolle als Märchentante dieses
Wiener Gemeinderates profiliert. Aber ich frage mich eigentlich wirklich, was
haben Sie gemacht? Frau Stadträtin, Sie sind ja nicht nur Märchentante, Sie
sind ja auch Präsidiumsmitglied dieser Sozialistischen Partei. Sie sitzen im
Präsidium, und ich frage Sie, was haben Sie gemacht, um diesen
Facharbeiterantrag durchzusetzen, was haben Sie gemacht, um die Interessen
dieses Hauses und die Interessen dieses Gemeinderates durchzusetzen. Nichts
haben Sie gemacht.
Und, meine Damen und Herren von der SPÖ, es ist daher
ja auch kein Zufall, dass wir Freiheitlichen gerade bei den jungen Menschen
immer stärker werden, - und das hat ja eine IMAS-Umfrage vorige Woche ergeben
-, dass wir Freiheitlichen bei den jungen Menschen schon bei 24 Prozent
liegen, dass wir bei den Jungen, bei den 18- bis 29-Jährigen heute sogar schon
die Sozialdemokratie überholt haben, (Beifall bei der FPÖ.) weil eben
die Jugend heute, Frau Stadträtin, überwiegend freiheitlich wählt.
Und, Frau Vizebürgermeisterin, ich meine daher, Sie
sollten die eigenen Anträge Ihrer Fraktion in diesem Hause ernst nehmen, Sie
sollten die Interessen der Arbeiternehmer in dieser Stadt ernst nehmen, Sie
sollten all Ihre Kraft als Präsidiumsmitglied dieser Sozialistischen Partei
dafür einsetzen, die Anträge Ihrer eigenen Fraktion in diesem Haus auch
umzusetzen. Und ich fordere Sie daher auf, hören Sie auf mit diesen Umfallern,
vor allem, wenn es um die Interessen der Arbeitnehmer in dieser Stadt geht, und
machen Sie endlich wieder, machen Sie endlich wieder eine soziale Politik in
Wien, Frau Vizebürgermeisterin. (Beifall
bei der FPÖ.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als nächste Rednerin zum Wort gemeldet ist Frau
Mag Vassilakou. Ich erteile es ihr.
GRin Mag Maria Vassilakou
(Grüner Klub im
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