Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 103 von 105
längst eine Selbstverständlichkeit, dass in dem
Moment, in dem eine derartige Anzeige vorliegt und das Ganze auch nachgewiesen
ist, diese Frauen nicht nur aus diesen schrecklichen Verhältnissen herausgeholt
werden, sondern sehr wohl auch eine eigenständige Aufenthaltsbewilligung und
auch einen Zugang zum Arbeitsmarkt, eine Green Card, bekommen.
Ich weiß natürlich, dass ganz besonders die Herren in
der FPÖ das nicht gerne hören wollen. Ich verstehe, dass es bei Ihnen
psychische Aufregung hervorruft. Aber es ist ein Faktum (GR Mag Wolfgang
Jung: Eine Anzeige ist noch ...!), und es ist, wie gesagt, sogar ein Faktum
für diese Hochburg USA. Umso mehr sollte es irgendwann einmal auch in
Österreich Wirklichkeit werden.
Doch bis dahin sollten wir hier auf Gemeindeebene das
tun, was in unserer Macht liegt. Das wäre, wie gesagt, eine solche Stelle
aufzubauen. Deshalb bringe ich diesen Antrag ein, auch im Namen meiner
Fraktionskollegin GRin Alev Korun, der das besonders am Herzen liegt, und auch
namens GRin Claudia Smolik. Der Antrag lautet:
„Die amtsführende Stadträtin für Integration,
Frauenfragen, KonsumentInnenschutz und Personal möge die erforderlichen
Schritte zur Errichtung eines spezialisierten Frauenhauses für Mädchen und
Frauen mit Migrationshintergrund, die von Zwangsverheiratung betroffen oder
bedroht sind, veranlassen."
In formeller Hinsicht beantragen wir die Zuweisung
dieses Antrags an den zuständigen Ausschuss. Denn wir glauben, dass das ein
Konzept ist, das sicher Ihre Zustimmung und auch eine ernsthafte Debatte
verdient hat. - Danke. (Beifall bei den GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Eine
weitere Wortmeldung liegt mir nicht vor. Die Frau Berichterstatterin hat das
Schlusswort.
Berichterstatterin GRin Mag Nicole Krotsch:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Sehr geehrte Damen und Herren!
Die Lebenssituation von Prostituierten ist
gekennzeichnet von Isolation und Ausgrenzung. Prostituierte sind stigmatisiert,
sind abhängig von Männern, bedroht von Gewalt und oft auch von Obdachlosigkeit.
Hier ist die Politik gefragt, hier muss die Politik Verantwortung übernehmen.
Wir in Wien stehen zu dieser Verantwortung, indem wir Prostituierte aktiv
unterstützen, sie betreuen, vor Gewalt und vor Ausbeutung schützen, aber auch
den Frauen helfen, ein selbstbestimmtes und unabhängiges Leben zu führen.
Mit einer ganzen Reihe von Einrichtungen und
Projekten setzt sich Wien schon jetzt sehr offensiv dafür ein, dass sich die
Lebensbedingungen für Prostituierte sehr verbessern. Wir haben niederschwellige
Anlaufstellen, die einen wesentlichen Aspekt dazu beitragen, mit einem
möglichst umfassenden Unterstützungsangebot, sei es von der gesundheitlichen
Seite her, aber auch Hilfe bei Betroffenheit von Gewalt, oder bis hin zu den
Ausstiegsmöglichkeiten, die uns so wichtig sind. Eine ganz zentrale Rolle
spielt hier besonders die professionelle Krisenintervention als hürdenfreie
Beratung und vor allem auch die psychosoziale Beratung.
Der Weiterbestand einer so wesentlichen
niederschwelligen Beratungsstelle in Wien ist nun mit dem vorliegenden Akt
gesichert, nämlich der Weiterbestand von SOPHIE, dem Bildungsraum für weibliche
Prostituierte. Mit diesem Akt, mit dieser Förderung wird es einen nahtlosen
Übergang geben, eine kontinuierliche Arbeit, die so wichtig für diese
Zielgruppe ist.
Das Projekt garantiert psychosoziale Beratung,
Unterstützung und Begleitung in verschiedenen Sprachen. Wir haben Beratung bei
Schulden, bei Aufenthaltsfragen, Arbeitsmarktzugang, Gewalt, aber auch der so
wichtige Umstieg und die berufliche Neuorientierung werden angesprochen und
diskutiert. Bei Bedarf gibt es auch Begleitung zu Behörden, zur Polizei oder zu
Gerichten. Inkludiert sind weiters ein PC-Café mit einer Trainerin und ein
Kommunikationsraum, wo auch versucht wird, in entspannter Atmosphäre
Hemmschwellen abzubauen.
Die bisherige Arbeit von SOPHIE hat uns gezeigt, wie
wichtig und wesentlich diese Arbeit ist. Mit diesem Weiterbestehen, mit dieser
Fortführung der Förderung wird nun diese Arbeit fortgesetzt. Ich bitte Sie alle
um Zustimmung zu diesem Akt.
Zu meiner Kollegin Mag Vassilakou, die den Antrag
bezüglich Zwangsheirat eingebracht hat, sei noch kurz Folgendes gesagt. Die
Stadt Wien hat eine Arbeitsgruppe installiert, die bereits sehr engagiert, offen
und offensiv arbeitet. Sie ist dazu angehalten, einen Handlungsleitfaden zu
kreieren, und die Arbeitsergebnisse werden eine Grundlage liefern, um zu
schauen, ob das derzeitige Angebot an Beratungsstellen und
Unterbringungsmöglichkeiten ausreichend ist oder ob es noch einen zusätzlichen
Bedarf gibt, wie zum Beispiel Wohngemeinschaften für junge Mädchen. Der
Vorschlag wird diskutiert, alles ist zu diskutieren. Die Diskussion ist
wichtig, es wird in die Arbeitsgruppe mit einfließen, sicher auch dieser Vorschlag.
Meine Fraktion wird der Zuweisung zustimmen. (Beifall bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Dr Wolfgang Ulm: Wir
kommen zur Abstimmung über die Postnummer 11.
Wer für den Antrag der Berichterstatterin ist, den
bitte ich um ein Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei ÖVP, SPÖ
und GRÜNEN fest, der Antrag der Berichterstatterin ist mehrheitlich angenommen.
Ich lasse nun den Beschluss- und Resolutionsantrag
der GRÜNEN betreffend Frauenhaus für Mädchen und Frauen mit
Migrationshintergrund abstimmen.
Wer für diesen Antrag ist, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. (GR Christian
Oxonitsch: Antrag auf Zuweisung!) - Hier ist die Zuweisung
beantragt, ja.
Wer für die Zuweisung ist, den bitte ich um ein
Zeichen mit der Hand. - Ich stelle die Zustimmung bei ÖVP, SPÖ und GRÜNEN fest,
damit ist diese Zuweisung mehrheitlich beschlossen.
Wir kommen zur Postnummer 12 der Tagesordnung.
Es geht um die Herstellung der Infrastruktur auf dem Großmarkt Wien-Inzersdorf
für ein privates Fleischzentrum. Ich bitte die Berichterstatterin, Frau GRin
Rubik, die Verhandlung einzuleiten.
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