Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 91 von 105
immer nur mit dem Zeigefinger auf Wien zeigen und
sich dort drücken, wo man Verantwortung hat! (Beifall bei der SPÖ.)
Es stand der Vorwurf im Raum, dass Wien schläft. Ich
sage: In den letzten Jahren hat vor allem die österreichische Bundesregierung
geschlafen. Österreich ist Schlusslicht bei den Kyoto-Zielen. Das ist bekannt.
Die neue Bundesregierung hat nach dem Machtwechsel offensichtlich ein schweres
Erbe angetreten. Mit dem Energie- und Klimaschutzfonds haben wir aber den
richtigen Schritt gesetzt.
In Wien sehen wir Klimaschutzpolitik aber auch als
Investitionspolitik. Wir schaffen mit unseren Maßnahmen Arbeitsplätze und
sichern auch die ökologische Zukunft der Stadt. Daher lehnen wir auch das
Freikaufen von Klimaverpflichtungen immer wieder ab.
In Wien – das hat man heute auch schon von
oberster Stelle freimütig bekannt, und ich sehe das ganz genau so – gibt
es noch einiges zu tun. Wir erkennen unsere Problemfelder, wir handeln aber
auch danach. Ich glaube, das ist die Hauptverantwortung, die man hat, wenn man
in der Regierung ist, und wir erfüllen diese auch! Wir haben uns daher
vorgenommen, den motorisierten Verkehr zu reduzieren, den Radverkehr
auszuweiten sowie den öffentlichen Verkehr auszubauen und auch zu steigern.
Wir wollen auch – und hiemit bringe ich zwei
Anträge meiner Fraktion ein – eine noch effizientere Energieberatung für
alle WienerInnen, eine noch bessere Vernetzung aller Beratungseinrichtungen,
einen Schwerpunkt für finanziell schwächere Gruppen, vor allem für
SeniorInnen – das wurde auch schon angesprochen –, und wir wollen
auch den erfolgreichen Weg der Wiener Solarförderung weitergehen, Stichwort:
Sonne für Wien. – Ich bringe jetzt, wie gesagt, zunächst einmal die beiden
Anträge ein.
Darüber hinaus gibt es natürlich noch eine Vielzahl
von weiteren Maßnahmen und Initiativen. Ich führe sie nur noch kursorisch an:
Solaranlage auf dem Bahnhof Floridsdorf, Fotovoltaikanlage auf dem Amtshaus in
der Bartensteingasse und Biolandbau. Letzterer gehört, wie Sie wissen, zu
meinen besonderen Schwerpunktthemen. Er ist bis zu 60 Prozent positiv
klimawirksam. Der Wiener Landbau ist zu 75 Prozent ein biologischer
Landbau, wobei ich noch einmal festhalte, dass wir hier von einer Metropole,
von einer Millionenstadt reden. Ferner nenne ich den Einkauf von Bio- und
Fairtrade-Produkten durch die Stadt, den Einsatz von Biolebensmitteln in
städtischen Einrichtungen und so weiter und so weiter. Es gibt also eine
Vielzahl von klimarelevanten Maßnahmen.
Ich kann daher abschließend ruhigen Gewissens sagen,
dass Wien auf dem richtigen Weg ist. Es ist nicht der Vorarlberger Weg, es ist
nicht der oberösterreichische Weg, und es ist auch nicht der Londoner Weg. Und
ich sage Ihnen: Es ist gut so, dass es der Wiener Weg ist! – Danke schön. (Beifall
bei der SPÖ.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Zu
einer tatsächlichen Berichtigung hat sich Frau Mag Vassilakou gemeldet. –
Ich erteile es ihr.
GRin Mag Maria Vassilakou (Grüner
Klub im Rathaus): Liebe Kollegin Kato!
Man kann natürlich Dinge unbedingt und um jeden Preis
falsch verstehen wollen. Allerdings lasse ich ganz sicher nicht gelten, dass
ich hier irgendetwas gesagt hätte oder irgendein Beispiel gebracht hätte, das
darauf hindeutet, dass ich der Atomenergie den Vorzug als Lösung für den
Klimawandel gebe. Ich habe hier zwei ganz konkrete Beispiele gebracht, eines
betreffend einen neuen Stadtteil, der in China entsteht, und ein zweites
betreffend einen neuen Stadtteil, der in Stockholm entstanden ist. Beide
Stadtteile sind in Passivbauweise und gemäß ökologischem Standard so errichtet
worden, dass sie einen ganz geringen Energieverbrauch haben.
Weiters haben beide Stadtteile auch gemeinsam, dass
sie Sonnenenergie sowie andere Formen lokal produzierter Energie nutzen, in dem
sie zum Beispiel Abfälle verwerten, die im Stadtteil produziert werden. Das
heißt, beide Stadtteile sind absolut autark und in keiner Art und Weise von
Atomenergie abhängig, und ich ersuche Sie, doch ein bisschen besser aufzupassen,
was hier als Beispiel gebracht wird, und dann erst Kritik anzubringen!
Ich finde es höchst peinlich, dass Sie in Anbetracht
der herrschenden Umstände auf diese Art und Weise versuchen, den GRÜNEN zu
unterstellen, wir würden Atomenergie in irgendeiner Art und Weise als
Alternative bringen! Ich wiederhole jetzt erneut, dass die Stadt Wien – ob
Sie es wahrhaben wollen oder nicht – tatsächlich im Schnitt bis zu
10 Prozent Atomstrom jährlich nutzt, der nicht deklariert wird. Wir alle
wissen, dass es über den Handel mit Zertifikaten möglich ist, diesen Strom
anders zu deklarieren. Das heißt, wenn die Wienerinnen und Wiener ihre
Kaffeemaschine einschalten, dann ist ein bisschen Temelin in der
Kaffeemaschine. Und das verhält sich überall so in diesem Netz. Wenn die
Menschen am Ende des Jahres auf ihre Stromrechnung schauen, von der Sie
behaupten, dass sie so leicht lesbar wäre, dann ist nirgendwo darauf zu lesen,
dass Atomstrom dabei ist, obwohl er tatsächlich dabei ist und wir das Ganze nur
mit Zertifikaten beschönigen. – So viel zum Thema Atomstrom.
Ich denke also, Sie sollten vor der eigenen Tür
kehren, bevor Sie den GRÜNEN solche Dinge unterstellen! (Beifall bei den
GRÜNEN.)
Vorsitzender GR Günther Reiter: Die nächste
tatsächliche Berichtigung kommt von Frau GRin Kato. – Bitte schön.
GRin Sonja Kato (Sozialdemokratische Fraktion
des Wiener Landtages und Gemeinderates): Diese tatsächliche
Berichtigung ist nötig, tut mir leid. Ich möchte das Ganze jetzt nicht in die
Länge ziehen, muss aber festhalten, dass ich nicht gesagt habe – und
hättest du mir zugehört, dann wüsstest du das –, dass du hier etwas
Diesbezügliches gesagt hättest. Ich habe nur gesagt, dass es in einer
APA-Aussendung geheißen hat – ich zitiere: „Aber auch die
SPÖ-Stadtregierung muss Schritte setzen, nicht nur die Privathaushalte, stellte
Klubchefin Maria Vassilakou klar. London
und New York hätten
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