Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 87 von 105
völlig unparteiisch von der ÖVP geschaffen
wurde! – Dazu sage ich: Unparteiisch ist die ÖVP wahrscheinlich nicht. Sie
stellt ja schon eine Weile den Umweltminister. (GR Dr Matthias Tschirf: Gott
sei Dank!) Er hatte das die ganze Zeit in der Hand. Alles, was Sie
vorschlagen hätten, hätten wir längst schon machen können! Sie haben ganz oft
recht, das Problem ist jetzt nur, dass Sie das schon lange machen können
hätten. Herr Bundesminister Pröll fährt ja bekannterweise immer mit dem Fahrrad
in der Gegend herum, es gibt nur keinen Radständer vor dem Ministerium und auch
nicht drinnen. Ich weiß nicht, wo er sein Fahrrad parkt! Vielleicht nimmt er es
mit aufs Zimmer, das kann schon sein, ich habe keine Ahnung! (GR Dr Matthias
Tschirf: Wenn ich mir vorstelle, der Umweltminister würde Maresch heißen:
Entsetzlich!)
Faktum ist, dass Herr Pröll in Wirklichkeit nur die
ganze Zeit davon redet, dass man da eine Förderung machen soll und so weiter.
Im Hinblick darauf frage ich mich allen Ernstes: Wie verhält es sich zum
Beispiel mit dem Ökostromgesetz, der Solarförderung beziehungsweise den Einspeisungsverordnungen?
Es war doch die schwarz-blaue Bundesregierung, die das abrupt beendet hat. Ich
hoffe aber, dass die neue Bundesregierung Gusenbauer-Molterer das wieder ins
rechte – oder auch ins linke, je nachdem – Lot bringen wird. Sie werden
das mit Ihrem Einfluss als Stadtpartei sicherlich gut auf die Reihe bringen,
Sie haben dort ja auch einen Minister. Es wird sich sicherlich in den nächsten
2 000 Jahren alles zum Guten wenden. Allerdings wirklich erst in den
nächsten 2 000 Jahren!
Wir glauben, dass die ÖVP schon die längste Zeit
etwas bewegen können hätte. Ihre Förderung betreffend E-Autos in Ehren! Mir
klingt da aber ein bisschen der Satz von Minister Bartenstein vor einigen
Jahren in den Ohren, dass er sich ein E-Auto gut als Dritt- und Viertauto
vorstellen kann. Klar! Herr Minister Bartenstein kann sich natürlich ein Dritt-
und Viertauto leisten, kein Problem, Lannach ist eine florierende Firma, da
kann er sich sogar das 26. oder das 39. Auto leisten! Das Problem ist nur:
Andere können das nicht!
Somit komme ich zu Kollegen Ekkamp, der sich auch ein
bisschen etwas von mir anhören muss. – Der Herr Bürgermeister, den ich
sonst sehr schätze, hat am Anfang gesagt, dass es ganz wichtig ist, zwischen
Schönreden und Schlechtreden zu unterscheiden. Es ist schon möglich, dass man
der Opposition schnell einmal Schlechtreden vorwirft. Man muss aber auch
aufpassen, dass man nicht ganz geschwind einmal ins Schönreden verfällt.
Kollege Ekkamp hat Kritik daran geübt, dass in Oberösterreich der
Energieverbrauch um 4,1 Prozent wächst. Das ist viel, gar keine Frage, das
muss man in den Griff bekommen! Wenn er dann aber sagt, es ist eine tolle
Leistung von Wien, dass wir von 12 Prozent auf 7 Prozent drücken
werden, das sind immerhin minus 5 Prozent, dann muss ich sagen: Das ist
eine tolle Leistung, das Problem ist nur – und das darf man nicht
vergessen –, dass es noch immer 7 Prozent sind.
Die Stadt Wien ist sicherlich anders als das flache
Land. Ich war jetzt bei dem Set am Cobenzl dabei. Das ist eine wunderbare Geschichte,
keine Frage! Ich darf nur daran erinnern, dass die Sozialdemokraten in der
Konzentrationsregierung in Oberösterreich auch einen Landesrat haben. Ich
glaube, er ist zuständig für die Industrie, oder?
Trotzdem möchte ich festhalten, dass die Stadt Wien
einiges zuwege gebracht hat. Es gibt gute Vorzeigeprojekte. Das Problem ist
nur, dass wir zwar für Solarenergie eine tolle Förderung haben, bei den Flächen
aber noch immer Letzter sind. Das kommt mir ein bisschen so vor wie bei der
Landwirtschaft: Man sagt immer, dass Wien der größte Biobauer ist. Es hat zwar
die meisten Biolandflächen, prozentuell gesehen hat es aber die geringste Zahl
an Biobauern. Vergleichbar ist es bei der Solarenergie: Wir haben zwar die
beste Förderung, aber die wenigsten Flächen. Da kann doch irgendetwas nicht
stimmen!
Auf jeden Fall gibt es jetzt auf dem Cobenzl die
wunderschöne Anlage, die wahrscheinlich auch einiges bringen wird und die man
herzeigen kann. Das ist eine tolle Geschichte. – Ich möchte jetzt aber
noch ein bisschen weitergehen. Kollege Chorherr hat ja schon angekündigt, dass
ich mich damit beschäftigen werde: Es wird immer vom Passivhaus und allem
Möglichen gesprochen, und in der Klimastrategie des Bundes scheinen verschiedene
Zahlen auf. Diese Klimastrategie von ÖVP und SPÖ umfasst alle Möglichkeiten des
Klimaschutzes. Darin ist zu lesen, dass zwischen 1990 und 2005 der
Treibhausgasausstoß beim Verkehr um 90,6 Prozent zugenommen hat. Das ist
die höchste Steigerungsrate überhaupt in all diesen Bereichen! Wenn dann aber
der Bundesminister zum Beispiel etwas über die Kerosinsteuer sagt, dann wird er
natürlich gleich geprügelt. Deshalb sagt man sicherheitshalber nichts in
Richtung ÖAMTC und ARBÖ oder zu den VerkehrsteilnehmerInnen, die vor allem mit
dem Auto und nicht mit den Öffis fahren, denn sonst könnte es schwierig werden.
Als Ziel für 2010 hat man sich eine Steigerung um
32,3 Prozent vorgenommen. 32,3 Prozent ist ganz viel! Österreich hat
sich bei den Klimaschutzzielen auf minus 13 Prozent und nicht auf plus
32,2 Prozent festgelegt, das ist ein gewaltiger Unterschied!
Wie schaut es jetzt aus? Was muss man machen? –
Man muss Zertifikatshandel betreiben, man muss zukaufen, man muss in
Wirklichkeit zwei Milliarden sozusagen ins Ausland schicken, weil man die ganze
Zeit über säumig war. Die Bundesregierung war ganz säumig. Die Kritik der
Sozialdemokratie und des Herrn Bürgermeisters an der Bundesregierung war in
diesem Punkt völlig richtig! Das stimmt! Wir haben es auch gesagt: Es besteht
ein großer Unterschied zwischen plus 36 Prozent und minus 13 Prozent.
Das ist ein gewaltiger Zuwachs! Wir werden gewaltige Strafzahlungen leisten
müssen. Diesmal sitzt also die Sozialdemokratie im Boot. Ich bin schon gespannt,
was man vorbringen wird! Das, was man hört, ermuntert jedoch mein Herz nicht
gerade sehr!
Es gibt einen Spruch, der ziemlich
ungemütlich ist. Man sagt: Unter den Blinden ist der Einäugige König. –
Ich sage noch einmal: Das ist kein guter Spruch! Die
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