Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 78 von 105
Vassilakou zitiert China. Einen peinlicheren Vorfall
hätten Sie hier gar nicht inszenieren können! China hat um 2 000 Mal
mehr Bewohner, und das Ziel der Chinesen ist: Jedem Chinesen ein Auto. Das sind
eine Milliarde Autos! Sie aber reden hier davon, dass eine Stadt in China mit
500 000 Einwohnern total super mit Energiesparmaßnahmen ausgerüstet
wird und dass das ein Herzeigeobjekt sei. – China baut Atomkraftwerke und
Wasserkraftwerke und überflutet ganze Städte. Sie aber nehmen China als Beispiel!
Das war wahrlich ganz grandios! (GRin
Mag Marie Vassilakou: China führt weltweit bei Solarenergie!)
Jetzt möchte ich aber zu meiner Rede kommen, nämlich
zur Effizienz des Energieeinsatzes im Wiener Wohnbau und in der Stadt
allgemein: „Die Stadt Wien setzt seit Jahren auf ökologischen Wohnbau, und das
bringt Vorteile für die Umwelt, für das Klima, für die MieterInnen und auch für
die Bauwirtschaft.“ – So spricht Wien von sich selbst. Zu diesem
Schlagwort vom Energiesparen beziehungsweise ökologischen Bauen könnte man aber
sicherlich noch mehr beitragen. Denn wenn Sie behaupten, dass Sie seit Jahren
auf ökologischen Wohnbau setzen, dann erhebt sich für mich doch die Frage,
warum manche Dinge entstehen konnten, die gerade dieser Energieeffizienz
komplett widersprechen.
Ich beginne jetzt einmal mit der Verbauung auf der Platte: Dort wurden extrem hohe Häuser, die permanenter Windbelastung ausgesetzt sind, errichtet, und diese Häuser sind wirklich keine Indikatoren für Energiebewusstsein! Man hätte diesfalls zumindest Naturwände in Form von Bodenschutzbepflanzung in entsprechendem Abstand vor der Fassade errichten können. Damit hätte man die Windgeschwindigkeit gebremst, und das hätte auch dazu geführt, dass die Fassaden vor zu starker Erwärmung oder zu starker Abkühlung geschützt worden wären. Auf diese Weise hätte man eine große Anzahl von Klimageräten einsparen beziehungsweise die Heizkosten reduzieren können. Das ist eine einfache Methode, und zudem hat diese intensive Bepflanzung im verbauten Gebiet auch den Vorteil, dass nicht nur das Klima verbessert, sondern auch der Schall entsprechend gedämpft wird. Das ist gerade bei großen Bauvorhaben sehr wichtig, denn in solchen Bauten ist oft auch der Lärm von den Kinderspielplätzen für viele eine Belastung.
Dasselbe gilt zum Beispiel für die Wienerberg-City,
wo man ohne Berücksichtigung des neuesten Standes der Technik die Sünden eines
Großprojektes gleich auf das andere übertragen hat.
Für die Nutzung der Vorteile etwa dieser
kostengünstigen Bepflanzung ist nicht viel nötig, und zudem ist diese auch ein
Schattenspender im Sommer. Fassadenbegrünungen bieten außerdem den Vorteil der
Wärmedämmung, des Wind- und Regenschutzes, der Kühlung und der
Luftverbesserung. Zudem sind Bäume in einer Stadt auch eine wesentliche
Staubfilteranlage; sie tragen zur Schadstoffminderung ebenso wie zur Kühlung,
zum Windschutz und zur Luftbefeuchtung bei. Über Waldflächen in Städten wurde
um 200 bis 1 000 Mal weniger Staub gemessen, über einem
innerstädtischen Park um fünf Mal weniger, und selbst in einer baumbestandenen
Allee gibt es noch um drei Mal weniger Staub als in einer baumlosen Straße.
Bäume erzeugen Biomasse und verbessern den Boden.
Die SPÖ hat aber in den letzten Jahren geradezu eine
Baumschlägerei veranstaltet! Ich zitiere nur ein paar Beispiele aus dem 10.
Bezirk: Bei der Per Albin Hansson-Siedlung hat man die ganze Pappelallee
gekappt. Auf dem Kolumbusplatz hat man den alten Baumbestand zugunsten der
Tiefgarage mit dem Versprechen vernichtet, wieder auszupflanzen. Bis heute sind
dort aber nur ein paar mickrige Bäumchen. Die Favoritenstraße wurde komplett
von den Bäumen befreit. Und ich könnte so fortfahren.
In diesem Bereich könnte man schon mit wenigen
Mitteln sehr viel erreichen, sowohl zur Energieeinsparung als auch zum
Wohlbefinden der Bevölkerung. Als ökologisch würde ich es auch nicht
bezeichnen, wenn man heute, obwohl man weiß, wie umstritten Betonbauten sind,
in der Landgutgasse eine ganze Siedlung neu errichtet und dafür ausschließlich
Stahlbeton verwendet, anstatt verstärkt Holz, Lehm, Ziegel und so weiter
einzusetzen.
Die zu frühe Besiedelung von Neubauten hat zur Folge,
dass Schimmelbildungen unvermeidbar sind. Diesbezüglich besteht ein massives
Gesundheitsrisiko, und daher wird den Bewohnern ständiges Lüften empfohlen.
Somit wird wertvolle Energie buchstäblich ohne sinnvollen Einsatz
verpufft. – Ich meine, man sollte vielleicht bereits in der Bauphase
überlegen, ob es nicht sinnvoller ist, den Bau wirklich austrocknen zu lassen
und ihn erst dann zu übergeben, als einfach Energie ins Freie zu blasen!
Es muss nicht immer Erdwärme, Solarenergie
beziehungsweise Fotovoltaik sein, um Energie effizient einzusetzen. Wie von mir
schon mehrmals deutlich zum Ausdruck gebracht wurde, sind die begrünten
Flachdächer nicht nur ein idealer Naherholungsraum, sondern sie bewirken durch
ihre Struktur auch Versickerungsflächen, wie sie durch die zunehmende Verbauung
im dichten Gebiet und auch durch Befestigungen von Parkanlagen ohnehin nur mehr
sehr reduziert wahrnehmbar sind. Durch die natürliche Dämmschicht ergeben sich
eine Verbesserung der Klimaqualität im urbanen Raum und eine
Heizkostenersparnis von bis zu 20 Prozent. Diesen Überlegungen sollte man
wirklich näher treten! Sie haben es bereits angeboten, und ich werde gern die
entsprechenden Unterlagen liefern.
In New York oder anderen Großstädten sind Penthäuser
mit Grünräumen davor heiß begehrt, und ich glaube, dass das hier ohne großen
Aufwand auch für den sozialen Wohnbau durchaus vertretbar wäre!
Leider wird im kleinteiligen
Bereich auch der Fotovoltaik viel zu wenig Aufmerksamkeit gewidmet. Es wäre ein
Leichtes, Beleuchtungskörper für Wege bei Wohnanlagen oder Gastgärten und für
beleuchtete Beschriftungstafeln bei öffentlichen Gebäuden mit Hilfe von
Fotovoltaik kostengünstig zu bewirtschaften. Und wenn etwa
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