Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 75 von 105
erprobt ist - Klammer auf: der weiterentwickelt
werden soll. Der ist ja auch sozusagen keine Vorgabe, sondern eine Vorgabe nur
insofern, als sehr, sehr wenig - viel weniger als heute im Durchschnitt -
Energie verbraucht wird.
Dazu kommt - noch einmal - auch ein soziales
Argument, denn die Leute zahlen weniger hinsichtlich der Energiekosten. Das war
einer der wenigen technischen Fehler Ihrer Anfragebeantwortung - sonst war ja
technisch vieles richtig -: Es kostet vielleicht 2 oder 3 Prozent mehr -
das ist der Schnitt dessen, was derzeit beim großvolumigen Passivhauswohnbau
gegeben ist -, aber man spart sich wahnsinnig viel Geld, vor allem dann die
Nutzer, weil sie sehr viel geringere Energiekosten haben.
Was ich nur sagen will, ist, dass es da und dort zu
Problemen kommen könnte. Dagegen könnte man etwas tun, da könnte man vorsorgen.
Meine Vorgabe ist - und ich greife das Gesprächsangebot des Herrn
Wohnbaustadtrats auf -, dass wir darüber reden, dass wir einen klaren Weg in
diese Richtung kennzeichnen. Denn bei jedem Haus, das wir heute bauen - und bei
Büros ist es noch viel ärger, die stehen nun einmal 20 Jahre, die saugen
20 oder 30 Jahre, bis zur ersten Sanierung, Energie -, ist zu fragen,
warum wir das technisch nicht optimaler machen.
Jetzt komme ich zu etwas, was vielleicht sonst auch
gefällt, nämlich zur internationalen Reputation. Es ist einiges passiert, aber
irgendwie fällt mir auf internationalen Kongressen auf, dass diese wenigen
Projekte gar nicht so herzhaft in den Vordergrund gestellt werden. Ja, die
„ENERGYbase", die Sie skizziert haben, ist ein solches Vorzeigeprojekt.
Aber erstens: Warum nur eines, warum nicht viel mehr? Sie haben so viele
Töchter der Stadt Wien, Immobilientöchter, die im Bürobereich etwas machen
könnten. Warum nur eines? Warum nicht wirklich eine schärfere Vorgabe, auch ein
Wille, eine leidenschaftliche Pressekonferenz, ein leidenschaftliches Auftreten
des Wiener Bürgermeisters, dass es Ihnen ein Anliegen ist: He, versucht etwas,
zeigt etwas vor!?
Ich lese das „New York Times Magazine" vom
letzten Wochenende, worin sich die Amerikaner - die „New York Times" ist
ja in gewissen Bereichen durchaus Bush-kritisch - selbst geißeln. Der Titel lautet: „Why are they greener than we are?” Ich spare
mir jetzt die Übersetzung. Sie reden eben über die Europäer, zeigen, dass die
Europäer den nachhaltigen Büro- und Wohnbau entwickelt haben, und bringen
Beispiele. Sie bringen ein Bürohaus, dessentwegen ich extra nach Dessau
gefahren bin, ein wunderbares Bürohaus in Dessau, das hier auch abgebildet ist.
Das habe ich auf einem Kongress gehört, da habe ich mir gedacht: Das muss ich
mir anschauen.
Ich lese
nur einen einzigen Satz vor: „After more than a decade of tightening
guidelines, Europe has made green architecture an everyday reality." -
Nein, so ist es nicht, dass es „everyday" ist, aber: „Especially in
Germany and the Netherlands there are lots of examples.
In der ganzen Riesenbeilage der „New York Times“
kommt Österreich kein einziges Mal vor. – Jetzt könnte man erstens
wirklich etwas Besonderes … (Zwischenruf von Bgm Dr Michael
Häupl.) Ich interpretiere das nicht so, dass es Ihnen wurscht ist! (Bgm
Dr Michael Häupl: Das Einzige, was die „New York Times“ bringt, ist der Eislaufplatz!) Der Eislaufplatz
ist ein gutes Beispiel! Der ist Ihnen wirklich wichtig! Und der
Eislaufplatz ist auch international überall zu finden! (Zwischenruf von GR
Kurth-Bodo Blind.) Die Geste Herrn Blinds bezeichne ich als ein Lob. Danke,
Herr Blind! Sie sind wirklich auf der Höhe der Zeit! Der Eislaufplatz ist
wichtig, und er wird auch überall vorgezeigt. Im Bereich des Wohn- und vor
allem des Bürobaus tut sich aber sehr wenig, und das Wenige, das man plant,
wird aus meiner Sicht nicht entsprechend umgesetzt.
Noch einmal: Die Stadt Wien-Töchter wie etwa die
Immobilienentwicklung St Marx und der Wirtschaftsförderungsfonds sind im
Gespräch, und da wird auch einiges versucht, aber angesichts dessen, was
technisch möglich wäre und welche Chancen für die Stadt Wien dahinter stünden,
geschieht zu wenig.
Noch eine Begründung aus ökonomischer Sicht: Allein
in Shanghai werden jedes Jahr 300 Hochhäuser gebaut. Bürohochhäuser, die
sehr wenig Energie vor allem für die Klimatisierung – Stichwort: Computer
und Glasfassaden – brauchen, werden jetzt auf der ganzen Welt nachgefragt.
Es ist eine nicht ganz triviale Vorgabe, so etwas zu bauen, und hätten wir in
Wien heute schon einige Beispiele hoch effizienten Bürobaus gemeinsam mit den
Haustechnikteams, den Architekten und Statikern, dann wären wir wahrscheinlich
Weltmeister und würden überall nachgefragt werden! (Bgm Dr Michael
Häupl: Das stimmt ja nicht! Wir haben die hervorragendste Kläranlage, und
trotzdem haben wir den Wettbewerb verloren, weil wir zu teuer waren!) Man
kann auch einmal verlieren! Aber im Bürobereich, Herr Bürgermeister, hat man es
noch gar nicht wirklich versucht! Und ich fokussiere speziell auf diesen
Bereich, weil ich glaube, dass das politisch mit sehr geringen Kosten verbunden
ist.
Mit dem Verkehrsbereich wird sich Kollege Maresch
beschäftigen, und in diesem liegt eine Fülle von Emotionen. Im Wohn– und auch
im Bürobereich ist es den Leuten hingegen relativ egal, da kann man etwas
bewegen. Daher fordere ich Sie nachdrücklich auf, in diesem Bereich mehr zu
wagen, mehr zu tun und die Techniker und Technikerinnen, die wir in Wien haben,
herauszufordern!
Zum Solarcooling: Die Fernwärme Wien macht jetzt sehr
viel im Bereich Fernkälte, was auch unterstützenswert ist. Ich frage mich
allerdings, ob die wirkliche Ambition der vielen Projekte im Solarcooling nur
mir verborgen geblieben ist. Ich sehe sie nämlich nicht! Frau Stadträtin! Herr
Wohnbaustadtrat! Herr Bürgermeister! Ich fordere daher, dass Druck gemacht wird
und dass Sie sagen: Das wollen wir! – Es wird nämlich nur darüber geredet,
wirkliche Prioritäten in der öffentlichen Diskussion werden aber nicht gesetzt!
Um Klarheit zu schaffen, weil Herr
Oxonitsch erst bei der Frau Klubvorsitzenden zwischen gerufen hat: Wir
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