Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 64 von 105
Vorsitzender! Meine Damen und Herren! Ich bitte
nochmals um Zustimmung.
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Ich
eröffne die Debatte. Zum Wort gemeldet ist Frau GRin Cammerlander. Ich erteile
es ihr.
GRin Heidemarie Cammerlander (Grüner
Klub im Rathaus): Sehr geehrter Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter!
Meine Damen und Herren!
Vor ungefähr einem Jahr habe ich der damals
zuständigen StRin Sonja Wehsely die Frage gestellt: „Was passiert eigentlich
mit der Markthalle Landstraße? Die verwahrlost vor sich hin. Warum tut man da
nichts?" - Ich habe zur Antwort bekommen: „Im Rahmen des Umbaus des
Bahnhofs Wien-Mitte wird auch die Markthalle saniert werden."
Vor ein paar Monaten haben wir über die Austria
Presse Agentur von Bgm Häupl erfahren, die Markthalle wird geschlossen.
Begründung: Umbaukosten 20 Millionen EUR, jährliches Defizit 1,4 Millionen EUR,
das ist dem Steuerzahler nicht mehr zuzumuten, die Halle muss geschlossen
werden.
Der nächste Schritt war dann, man versprach allen
Standlern einen Ersatzstandplatz. Das ist gescheitert.
Zweiter Schritt: Es wurden schnell 10,7 Millionen EUR
beschlossen, um die Standler abzufertigen. Mit viel Geld hat man große
Verunsicherungen bei den Standlern hervorgerufen. Es ist gelungen, sie zum Teil
auch zu spalten. Aber die Abfertigungen sind bis heute noch nicht
abgeschlossen.
Nächster Schritt: Die Markthalle wird verkauft. Eine
Bürgerinitiative aus Standlern und KundInnen hat diese
20 Millionen EUR Umbaukosten und 1,4 Millionen EUR
jährliches Defizit sehr erschreckend gefunden. Man hat gesagt, man will sich
das seriös und sachlich anschauen, ob das auch stimmt. Sie haben sich mit
Architekten und Bauingenieuren zusammengesetzt. Letzte Woche wurde ein Konzept,
ein Plan, präsentiert - vielleicht haben Sie das auch im „Kurier" gesehen
-, wirklich eine wunderbare Idee, diesen Markt auf der Invalidenstraße zu
öffnen, damit man auch sieht, dass dort ein Markt ist, nicht so versteckt wie
bisher. Dieser Umbau kostet laut allen ExpertInnen, die mitgearbeitet haben,
6 Millionen EUR.
Die Bürgerinitiative hat sich auch die Mühe gemacht,
einen Fachmann einzuladen, den Geschäftsführer der Innsbrucker Markthalle, der
ihnen auf Grund seiner Arbeit bewiesen hat, dass eine Markthalle kostendeckend,
ja sogar gewinnbringend zu führen ist. Manfred Kühbacher, der Geschäftsführer
der Innsbrucker Markthalle, wäre auch sofort bereit, ein Konzept für die
Landstraßer Markthalle zu erarbeiten. Es gibt also kein einziges Argument mehr,
diese Markthalle aufzugeben, kein einziges glaubwürdiges Argument mehr.
Heute Vormittag haben wir von VBgmin Brauner gehört,
Klein- und Mittelbetriebe sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. In einer
Presseaussendung der StRin Frauenberger lese ich: „Für mich spiegeln die Wiener
Märkte zudem die Vielfalt, Offenheit, Lebendigkeit und auch die Buntheit
unserer Stadt wider. Die Förderung der Wiener Märkte liegt mir besonders am
Herzen." Weiters sagt sie: „Die Wiener Märkte garantieren aber nicht nur
beste Nahversorgung, sie sind auch ein fixer Bestandteil der Beislkultur in
unserer Stadt und lassen den Einkauf zum Gesamterlebnis werden. Die Stadt Wien
ist sich der Bedeutung der Märkte bewusst." - Meine Damen und Herren,
dieser Widerspruch zwischen politischer Werbung und politischem Handeln ist
unerträglich! Unerträglich nicht nur für mich, sondern auch für die nun schon
fast 13 000 Bürgerinnen und Bürger, die unterschrieben haben, dass
sie die Markthalle weiter haben wollen! (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)
Die Halle ist noch nicht verkauft. Ich richte einen
dringenden Appell an die jetzt zuständige StRin Sandra Frauenberger, die diesen
Scherbenhaufen übernehmen hat müssen: Setzen Sie sich mit VBgmin Brauner und
mit der Wirtschaftskammerpräsidentin Jank zusammen und schauen Sie sich das
Konzept an! Überlegen Sie sich, was Sie an diesem Standplatz machen wollen!
Glauben Sie mir, die Wienerinnen und Wiener wollen in Wien-Mitte kein neues
Einkaufszentrum und keinen Supermarkt, sie wollen dort eine lebendige
Markthalle! Bitte denken Sie darüber nach und handeln Sie im Sinne der
Bevölkerung! - Danke. (Beifall bei GRÜNEN und ÖVP.)
Vorsitzender GR Godwin Schuster: Als
Nächster zum Wort gemeldet ist Herr GR Dr Tschirf. Ich erteile es ihm.
GR Dr Matthias Tschirf (ÖVP-Klub der
Bundeshauptstadt Wien): Herr Vorsitzender! Herr Berichterstatter! Meine
sehr geehrten Damen und Herren!
Ich darf nahtlos an meine Vorrednerin anknüpfen. Die
Situation bei der Markthalle, die wir in den letzten Monaten mehrmals in diesem
Haus diskutiert haben, ist eine zutiefst unerfreuliche und wird mit jeder
Unterschrift, die von Bürgerinnen und Bürgern gegeben wird, noch manifester.
Es gibt die Notwendigkeit für die Wirtschaft in
dieser Stadt und für die Nahversorgung gerade in dieser Gegend, aber auch über
diese Gegend hinaus, dass auf diesem Boden, nämlich im Bereich der Station
Wien-Mitte, eine Markthalle besteht. Trotzdem gilt vonseiten der Stadtregierung
das Motto: „Uns ist das wurscht, es wird drübergefahren, das Ganze wird
geschlossen!"
Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir als
Volkspartei sagen zu dieser Art von bürgerfeindlicher Politik Nein! (Beifall
bei ÖVP und von GRin Ingrid Puller.)
Wir wissen heute, dass offensichtlich schon länger
geplant war, dass diese Markthalle still und heimlich geschlossen werden
sollte, dass das einzige Ziel nicht darin besteht, hier einen Markt erhalten zu
lassen, sondern dass man ihn als Sozialplan beseitigt. Auch das ist
offensichtlich ein Zeichen, wie die sozialdemokratische Mehrheitspartei in
dieser Stadt Wirtschaftspolitik und Konsumentenschutzpolitik sieht.
Meine sehr geehrten Damen und
Herren, wir wissen aber heute nach etlichen Wochen und Monaten, seitdem auf
Seite der SPÖ der Beschluss gefasst wurde, die Markthalle zu schließen, dass es
sehr wohl wirtschaftlich möglich wäre, die Markthalle zu erhalten. (Beifall
bei der
Stadt Wien | Geschäftsstelle Landtag, Gemeinderat, Landesregierung und Stadtsenat (Magistratsdirektion)
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