Gemeinderat,
21. Sitzung vom 25.05.2007, Wörtliches Protokoll - Seite 58 von 105
hinweist, dass es in Wien keine Ghettos gibt, dass
man aber sehr wohl darauf achten muss, auch in der Wohnbaupolitik, dass es
keine ghettoähnlichen Zustände gibt. Das beobachten wir auch mit großem
Interesse. In dieser Studie wird jedoch nicht darauf hingewiesen, dass diese
Ghettoisierungstendenzen in den Gemeindebauten vonstatten gehen würden, sondern
die Gefährdung, die Prof Fassmann in dieser Studie artikuliert, liegt
eigentlich in der Altbausubstanz.
Wir haben ja in Wien eine sehr starke Hypothek
übernommen, auch von der Monarchie noch: Ein Drittel aller Wohnungen befinden
sich ja in so genannten Gründerzeitbauten, also in Gebäuden, die am Ende des
19. Jahrhunderts errichtet worden sind. Das ist eigentlich für uns, wenn
man so will, die große, auch wohnbautechnische Herausforderung, zugleich auch
die große soziale Herausforderung. Denn in dieser Studie beschreibt
Prof Fassmann diese vielleicht kommenden Schwierigkeiten eher im Bereich
beispielsweise des Westgürtels, also in der Altbausubstanz in den
Gründerzeitbauten.
Das ist auch der Grund, warum ich erst vor Kurzem
vorgeschlagen habe, eine große Sanierungsoffensive zu starten, wo wir ganz
speziell auch im Westgürtel, in den Bezirken 14 bis 18 und 6 bis 9, einen
Sanierungsschwerpunkt durchführen, damit wir auch die Wohnbausubstanz so
attraktivieren, dass es hier zu einer sozialen Durchmischung kommt. Das heißt,
wenn man davon spricht, dass wir verstärkt auch im Wohnbau
Integrationsmaßnahmen setzen wollen, so ist es vor allem in diesem Bereich.
Wenn wir aber sagen, wir wollen dort eine soziale Durchmischung und
gleichzeitig eine Durchmischung von Zuwanderinnen und Zuwanderern und wenn man
so will - unter Anführungszeichen - immer schon dort wohnhaften Wienerinnen und
Wienern, dann muss es natürlich auch andere Möglichkeiten der Durchmischung
geben. Wenn wir wissen, dass ein Drittel der Gesamtbevölkerung in Wien
Migrationshintergrund hat, dann findet das natürlich sein Spiegelbild auch in
der Besiedelung der Gemeindebauten. Denn warum soll nicht dort auch ein Drittel
der Wiener Bevölkerung Wohnungen besiedeln, wenn der Gesamtstand ein Drittel
ist? Wenn wir wissen, dass ein Teil der Zuwanderinnen und Zuwanderer auch auf
Grund ihrer Situation am Arbeitsmarkt zu den sozial schwächeren Gruppen gehört,
dann ist es nur logisch, dass das Menschen sind, die natürlich auch die
Gemeindewohnungen ansprechen wollen und das auch können sollen. Dass das auf
Grund der Drittstaatenregelung nicht in dem Ausmaß eingetreten ist, wie das
manche von Ihnen befürchtet oder artikuliert haben, deckt sich mit unseren
Einschätzungen. Deshalb versuchen wir auch, den geförderten Wohnbau für
Zuwanderinnen und Zuwanderer zusätzlich zu attraktivieren. Das gelingt auch.
Wir haben in sehr vielen Wohnbaugenossenschaften einen Anteil von Zuwanderern
in der Größenordnung von 30 bis 50 Prozent. Das ist sehr hoch, auch in
geförderten Genossenschaftsbauten. Es stimmt also nicht, dass die Zuwanderinnen
und Zuwanderer sich ausschließlich auf den Gemeindebau konzentrieren, aber
auch. Warum auch nicht? Sie sind ein Drittel der Gesamtbevölkerung und das
steht ihnen, wie ich meine, auch zu.
Ganz ähnlich verhält sich das mit den
Notfallswohnungen. Es stimmt nicht, dass Notfallswohnungen primär an
Zuwanderinnen und Zuwanderer vergeben werden. Das ist eine unrichtige Aussage,
von wem immer sie auch gekommen ist. Das stimmt nicht. Notfallswohnungen werden
nach sozialen Kriterien und der sozialen Bedürftigkeit vergeben, unabhängig
davon, ob es sich um Zuwanderer oder Nichtzuwanderer handelt. Das ist völlig
unabhängig. Natürlich gibt es auch im Kreis der Zuwanderinnen und Zuwanderer
Menschen, die diese Notfallswohnungen benötigen und diese auch beanspruchen.
Richtig ist auch, in diesem Punkt gebe ich Ihnen schon recht, dass das oft
Familien mit mehreren Kindern sind und dass manchmal in Bauten, wo wir über
Wohnungen verfügen, diese an größere Familien vergeben werden, Zuwanderinnen
und Zuwanderer öfters zum Zug kommen, weil sie eben größere Familien mit
mehreren Kindern sind. Aber das hängt nicht mit ihrer Herkunft, sondern mit der
sozialen Lage und der Familiengröße zusammen. Nur so kann ich mir eine solche Auskunft
auch erklären.
Das heißt, noch einmal, wenn wir das zusammenfassen,
wenn wir sagen, Sie wollen eine andere Durchmischung im Gemeindebau, dann
müssen wir auch sehen, dass die Alternative wäre, wenn wir sagen, keine
Zuwanderer in den Gemeindebauten, dass sie natürlich verstärkt im
Altbaubereich, in den alten Mietwohnungen sind und dort natürlich die
Ghettoisierungstendenz noch viel stärker auftritt. Das wollen wir nicht. Da
entdecke ich eine gewisse Unlogik in Ihrer Argumentation, denn wenn wir gemeinsam
sagen, wir sind für eine sinnvolle Durchmischung in der gesamten Stadt, und das
bin ich auch, dann muss das unter Einbeziehung möglichst vieler Teilbereiche,
auch der Wohnsubstanz, sein, im geförderten Wohnbau, im Gemeindebau und
natürlich auch bei den Privaten.
Ich denke, dass es ganz wichtig ist, auch diese
Entwicklung zu beobachten und einzugreifen, wenn wir das Gefühl haben, dass
Maßnahmen notwendig sind. Das ist auch der Grund, dass wir im Wesentlichen die
Wohnbauförderung in drei großen Kategorien einsetzen. Das ist zum einen im
Neubau. Da werde ich dann noch über die Neubauleistung abschließend kurz etwas
erwähnen. Das ist aber auch in der Sanierung. Da wollen wir im heurigen Jahr
10 000 Wohnungen sanieren. Ich denke, dass wir gerade im Bereich des
Westgürtels, aber auch in Innerfavoriten, Brigittenau, Leopoldstadt, durch
Blocksanierungen und Sockelsanierungen Entwicklungsgebiete schaffen können. Das
Dritte ist die individuelle Förderung, dass wir auch die Maßnahmen der
Wohnbeihilfe so einsetzen, dass sie punktgenau an jene kommen, die sie
benötigen.
Ich denke, dass dieser Mix an
Förderungen es auch ausmacht, dass wir in Wien viele Probleme nicht haben, die
es in anderen europäischen Städten gibt. Schaut man sich zum Beispiel die Miet-
und Wohnkosten vergli
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